Achtundzwanzig

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Tag: 1462; Stunde: 17

„In den ersten Nächten sind wir zu Häusern gegangen, die leer waren. Weißt du noch, was sie gesagt haben? Sie wollten uns an Orte schicken, von denen sie wussten, dass sie am längsten verlassen waren, oder an neue Orte, die ‚alt' geworden waren und bald verlassen sein würden oder bereits verlassen waren. Deshalb haben wir auch nichts gefunden. Und dann ... Bumm. Aber jetzt wissen sie, dass wir ihnen auf der Spur sind, also packen sie zusammen und hauen ab."

„Danke dafür, Justin.", murmelt Hermine und stopft sich Taschentücher in die Nase, während sie näher an die Leiche auf dem Boden zugeht. „Ich glaube, sie war ein Muggel. Jeans, Bluse..." Sie kann sich nicht überwinden, in ihr Gesicht zu sehen, denn das macht es zu real.

„Könnte aber auch eine Unschuldige gewesen sein." Justin zuckt mit den Schultern, wartet einen Moment und fährt dann fort. „Ich meine, aus der Welt der Zauberer. Ich bin wirklich froh, dass wir nicht mehr auf der Flucht vor dem Ministerium und dem Orden sind, denn wir können ... das hier tun."

Er lässt die Frau schweben, wickelt sie in ein Tuch und legt ihr den Portschlüssel an, ohne etwas anderes als seinen Zauberstab zu erheben. Hermine ignoriert ihn, weil sie nicht will, dass irgendetwas sie daran erinnert, wie sich diese Körper an ihren gummibehandschuhten Händen angefühlt haben. Er folgt ihr, als sie einen Nebenraum betritt, und beide durchwühlen Schubladen, um irgendwelche Papiere zu finden.

„Du hast uns wirklich erschreckt, Hermine. Ich meine, Ginny hat sich wirklich Sorgen gemacht, aber wir haben ihr gesagt – sie ist bei klarem Verstand, sie blutet nicht, sie bekommt Hilfe von den besten Heilern der Welt. Aber dann hat sie angefangen, darüber zu reden, dass das ihrer Familie nicht helfen würde und... du weißt schon. Es war ein empfindliches Thema."

„Mir geht's gut."

„Jetzt, ja. Aber wir alle, außer Fitz natürlich, sind danach zum St. Mungos gegangen. Draco ist auch aufgetaucht. Ich dachte, Harry und Draco würden die Heilerin umbringen, als sie gesagt hat, wir könnten nicht in dein Zimmer gehen, und sie würde ihnen keine Auskunft geben. Nicht mal an Harry! Dann hat alles in deinem Zimmer verrückt gespielt, und es sind sieben Wachen nötig gewesen, um uns zurückzuhalten – sie mussten Zaubersprüche anwenden, weißt du."

„Ich lag im Sterben." Sie weiß nicht, warum sie das zugibt, und sie beeilt sich, weitere Schubladen zu öffnen, um ihr Gesicht zu verbergen.

„Ich weiß.", flüstert Justin. „Wir wussten es alle. Ginny und Lav haben geweint, Harry hat einem Wachmann ins Gesicht geschlagen... Es war... Ich..."

„Lass uns nicht darüber reden, Justin."

„Okay." Aber er klingt nicht so, als wäre er damit einverstanden, also ist sie nicht überrascht, als er ihr aus dem Zimmer folgt und wieder zu reden beginnt. „Lupin hat St. Mungos eine Liste gegeben, wer in dein Zimmer darf. Du durftest nur drei Besucher haben, und er hat Harry und Malfoy darauf gesetzt. Warum... Die Leute waren nicht sehr glücklich, als sie rausgefunden haben, dass Malfoy drauf stand. Ich meine, Harry hat Ginny einmal reingeschmuggelt, aber, na ja. Malfoy war jeden Abend da, bis auf einen, immer vor oder nach Harry. Ich –"

„Justin.", Hermine klingt verärgert, weil sie es ist. „Du plapperst normal nie so viel. Nie."

Sie blickt von den leeren Schubladen im zweiten Raum auf. Die ganze Wohnung ist leer, zurückgelassen, und alles Wichtige wurde von denen mitgenommen, die sie verlassen haben. Sie haben trotzdem nachgesehen.

„Tut mir leid."

„Nein. Was ist los? Ist es Seamus? Machst du dir Sorgen?"

„Nein, er sollte morgen zurück sein."

The Fallout deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt