Neunzehn

209 10 1
                                    

Tag: 1436; Stunde: 15

„Ich glaube sie verstehen es nicht. Oder ich hoffe, dass sie es nur nicht verstehen, weil ich es hassen würde jemanden so dummes, in solch einer hohen Position der –"

„Hermine.", flüstert Justin, aber sie reißt ihren Arm von seiner Berührung zurück und rammt einen weiteren Finger in die Brust des Aurors.

„Sie haben kein Recht –" beginnt Auror Was-Auch-Immer, aber Hermine unterbricht ihn mit einem falschen Lachen und einem weiteren harten Stoß gegen sein Brustbein.

„Und sie sind verrückt, wenn sie glauben, dass ich sie auch nur eine Sekunde in Ruhe lasse, bevor sie etwas dagegen unternehmen!"

Der Mann packt sie plötzlich am Arm, seine Finger graben sich so fest in ihr Handgelenk, dass sie das Gefühl hat, die Knochen könnten brechen. „Wir haben immer noch Leute, die wir aus dem verdammten Schlamm ziehen, Krankenhauszimmer voller verletzter Leute und eine volle Leichenhalle. Wir haben ein –"

„Denken sie, ich weiß das nicht? Hm? Ich weiß das! Meine Freunde sind heute gestorben, und während dieses ganzen verfickten Krieges! Menschen, die ich als meine Familie angesehen habe, liegen in dieser Leichenhalle, also wagen sie es nicht, mir zu predigen, was wir verloren haben!" Hermine schreit die Worte, sodass ihre Stimme bricht, und sich ihr Gesicht vor Wut verzerrt und sie hasst es, dass sie weint.

„Sir", versucht Justin, und Hermine lässt ihn jetzt seine Hand auf ihrer Schulter legen. „Erstens schlage ich vor, dass Sie ihre Hand loslassen, bevor wir das mit Lupin klären. Zweitens: Alles, was wir von ihnen verlangen, ist, dass sie alle, die gesund sind, organisieren, um ein Suchteam zu bilden. Wir beide haben uns bereits freiwillig dafür gemeldet."

Der Auror ballt seine Hand zu einer Faust, nachdem er sie losgelassen hatte, und verzieht angewidert das Gesicht. „Alle Entscheidungen über Missionen werden in der Befehlskette weitergegeben. Wenn sie ein Suchteam haben wollen, stellen sie sich bei Mungos in der Schlange an, um mit Lupin zu reden."

„Ron Weasley ist ein guter Mann. Er hat sich geopfert –", fängt Hermine an, ihre Hände zittern.

„Es sind alles gute Menschen. Sie haben sich alle geopfert. Es gibt eine lange Liste von Menschen, die vermisst werden. Wenn er nicht die Fähigkeit hat, zurückzukommen und uns alle zu retten, wartet er darauf, mit dem Rest der anderen gerettet zu werden."

Denn er ist nicht Harry Potter, und ihre Gedanken sind wütend auf die dunkle Seite, aber alles was sie wahrnimmt ist die Gefühllosigkeit, die sie verspürt.

Tag: 1437; Stunde: 7

Die Heilerin teilt ihr mit, dass Lupin noch nicht will, dass Harry etwas über Ron erfährt. Ron ist die Ausnahme, sagt die Frau, und er weiß über den Zustand der anderen Bescheid, den sie bisher dokumentiert haben. Dokumentiert, und Hermine fragt sich, ob die Heiler ihre Emotionen durch den Krieg verloren haben, der so gewaltig ist, dass er mit seiner Energie und der Wildheit eines Löwen, sogar die Menschen in den Krankenhäusern erfasst.

Ron ist zu Hause, erholt sich und sollte in zwei Wochen wieder gesund sein. Das ist ihre Geschichte. Das ist es, was Hermine dazu bringt, gleichzeitig schreien, sich übergeben und ganz still halten zu wollen.

Harry ist in viel besserer Verfassung, als sie erwartet hatte. Sein linker Arm ist in einer Schlinge, kleine Kratzer säumen seine rechte Gesichtshälfte von der Schläfe bis zum Kiefer und er hat vier gebrochene Finger. Aus dem Kragen seines Krankenhaushemdes lugt der Farbton eines Heilbalsams hervor, und unter dem dünnen Stoff schimmert ein sanftes Orange über seinen Rippen. Aus irgendeinem Grund hat sie an ein schrecklich entstelltes Gesicht und verletzten Körper gedacht mit Händen, die völlig verkrümmt waren. Nur dadurch wird ihr klar, dass sie zu lange mit ihren schlimmsten Befürchtungen gelebt hatte. Die Magie würde ihn in einem Tag heilen, vielleicht in zwei. Es sind die geistigen Schäden, vor denen sie sich jetzt am meisten fürchtet.

The Fallout deutschWhere stories live. Discover now