Einunddreißig

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Tag: 1467; Stunde: 6

Sie wacht auf und findet Lupin neben ihrem Bett. Er sieht aus, als würde er über etwas Düsteres nachdenken und das schwache Licht der Kerze an ihrem Bett wirft Schatten auf sein Gesicht. Als er sieht, dass sie wach ist, sind ein Dutzend Gefühle in seinem Gesicht zu erkennen, obwohl sie nicht weiß, welche davon echt sind und welche nur durch das flackernde Lichts entstehen. Die Morgendämmerung bricht durch die hohen Fenster der provisorischen Krankenstation vom Malfoy Anwesen. Ihre Schulter ist wund und steif, als sie sie testet, aber die meisten Schmerzen sind verschwunden. Sie spürt die Klebrigkeit der Tränke auf ihrer Hüfte und ihrem Arm und das Kratzen der Verbände, aber sie weiß, dass sie auf dem Weg der Besserung ist.

Die Erinnerungen sind klar, schnell, und schmerzhaft. „Wo ist Justin?"

Sie hustet durch die Trockenheit ihrer Kehle, und Lupin wartet, bevor er antwortet. „Es tut mir leid."

Hermine lässt ihren Kopf zurück in die Kissen fallen, atmet durch die Zähne aus und schließt die Augen gegen die Tränen. „Gott."

„Brown hat einen Arm verloren. Wir hätten ihn nachwachsen lassen können, aber sie hat zu lange gewartet, und jetzt können wir nichts mehr tun. Sie hat sich geweigert, Harry und Ginny zurückzulassen. Sie wussten nichts von Finnigan, also nehme ich an, dass du es weißt."

Sie nickt, die Tränen bahnen sich einen Weg aus ihren Augen, und sie muss fünfmal schlucken, um trotz des dicken, brennenden Knotens in ihrer Kehle sprechen zu können. „Den anderen geht es aber gut, oder? Dean?"

„Allen anderen geht es gut, sie erholen sich. Dean wird eine schlimme Narbe im Gesicht haben und eine weitere quer über seinen Bauch. Noch fünf Minuten länger und er wäre gestorben - der Fluch in seinem Magen seine Organe verletzt. Er –"

„Aber es geht ihm gut?" Justin, Seamus, Justin. Justin, oh Gott, er wäre bald, Vater geworden. Er ist nervös und verängstigt gewesen und hat mit seinem dämlichen Grinsen herumgeplappert, aber er wäre ein großartiger Vater gewesen.

„Es geht ihm gut - ich kann aber nicht sagen, wie es euch psychisch geht. Es war sehr dumm, was ihr getan habt. Wenn Malfoy nicht zum Anwesen gekommen wäre und mich dann mitten in einer anderen Mission aufgespürt hätte, wärt ihr alle tot."

Ihr entgeht die Bedeutung der Worte fast, durch das Schwindelgefühl in ihrem Kopf, durch den ganzen Druck des Krieges, der auf ihrer Brust lastet, durch das Bild von Justin in ihrer Jugend, mit seiner Schulkrawatte und den Armen voller Bücher. Würde er einen Sohn haben? Würde sein Kind irgendetwas über den Mann wissen, den großartigen Mann, der sein Vater gewesen ist, und was er alles gegeben hat, und für was er es getan hat? Ust hat ihn kaum gekannt - wie soll sein Kind ihn kennen? Wie sollte sein Kind jemals begreifen, wie tief die Ungerechtigkeit dieses Krieges gegangen ist? Dieser Krieg hat seinem Baby, ihr, ihnen, der Welt, Justin gestohlen.

„Draco hat dir Bescheid gegeben?", würgt sie hervor, hebt ihre Handfläche an die Stirn und zittert unter der dünnen Krankenhausdecke.

Draco, mach nichts dummes, das nervöse Wringen von Justins Händen, Seamus, der so voller Leben gewesen ist und dann so leblos. Ihr schwirren so viele Gedanken durch den Kopf.

„Soweit ich weiß, ist er etwa zwanzig Minuten im Herrenhaus geblieben und hat die Münze in der Hand gehalten. Minerva hat mir gesagt, dass er auf etwas gewartet hat, sich aber geweigert hat, etwas zu sagen. Ich nehme an, er hat nachgegeben, als keiner von euch die Münze aktiviert hat. Minerva und Malfoy haben mich aufgespürt, um zu sehen, ob ich weiß, wo ihr alle hingegangen seid. Als ich Malfoy auf der anderen Straßenseite gesehen habe, habe ich es bereits gewusst. Ich hätte es wissen müssen, als ich Harry nach dem Verhör gesehen habe. Ich hätte euch beide gut genug kennen müssen."

The Fallout deutschWhere stories live. Discover now