Fünfunddreißig

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Tag: 1501; Stunde: 17

Sie spürt, wie sich der Mund des Mädchens öffnet, sobald sie ihre Hand darauf legt, und ihre Stimme klingt statt beruhigend eher wie ein Zischen. „Pst! Ich werde dir nicht wehtun. Beweg dich nicht und sei still."

Sie ist auf die falschen Seite der Innenstadt appariert worden, aber trotzdem ist sie nur etwa zwanzig Läden von dem Geschrei entfernt gewesen, das sie hören kann. Als sie zur Verstärkung gerufen worden sind, haben sie keinen Portschlüssel für den Ort gehabt, und es hat vierzehn Minuten gedauert, bis sie im Ministerium jemanden gefunden haben, der sie dorthin bringen hat können, was viel zu lange ist. Hermine ist die erste Person gewesen, die appariert worden ist, und nachdem der Mann ihr mitgeteilt hat, dass er die anderen auf die andere Seite apparieren würde, hat er sie allein gelassen.

Nachdem sie an einer Ladenfront vorbeigelaufen ist, hat Hermine das junge Mädchen in einer kleinen Gasse zwischen zwei Läden entdeckt, während sie unwissend auf ein Bekleidungsgeschäft zugegangen ist. Hermine hat sich gefragt, ob das Mädchen taub ist, als sie sie ergriffen hat, nur drei Schritte davon entfernt, auf die Hauptstraße zu gelangen und mitten in der Schlacht zu stehen. Vielleicht ist es die Gleichgültigkeit, die man mit vierzehn Jahren besitzt, durch die man sich unsterblich fühlt. Das Gefühl, dass die Welt einem nichts anhaben kann.

Das Mädchen hebt ihre zitternde Hand und deutet auf etwas vor ihnen. Hermine schwingt ihren Zauberstab in diese Richtung und zieht sie zwei Schritte zurück, während sie nach dem sucht, was das Mädchen sieht, bevor ihr Zauberstab aus ihrem Griff gerissen wird. Hermine erstarrt, ihre Sicht verschwimmt vor Überraschung, als ihr ein Ellbogen in den Magen gerammt wird. Sie hustet, als sie ihren Atem ausstößt, und lockert ihren Griff nur für eine Sekunde, aber lange genug, damit das Mädchen sich von ihr losreißen kann.

Ihre Überraschung wird schnell von ihrer Wut abgelöst, als sie sich auf das Mädchen stürzt, wobei das junge Mädchen den Zauberstab umklammert und grinst. „Ich habe d – Scheiße."

Das Grinsen des Mädchens wird von dem Todesser getoppt, der am Rande der Gasse aus dem Schatten tritt, und in Hermines Brust brechen Erkenntnis und Angst hervor. Wie hat sie das nicht sehen können? Wie hat sie sich von dem Mädchen so ablenken lassen können, als wäre sie ein Neuling, als wüsste sie es nicht besser. Hermine stürzt sich auf das Mädchen, schafft es aber nur, ihren Ärmel zu packen, wobei der Stoff unter ihrem Griff reißt, als das Mädchen nach hinten ausweicht. Hermine flucht bösartig, aufgeschmissen ohne ihren Zauberstab.

„Fass mich nicht an, Schlammblut! Ich muss bereits meine Kleider verbrennen und mir das Gesicht abschrubben!"

„Ich schlage vor, du tust, was sie sagt." Der Todesser winkt ihr mit seinem Zauberstab zu, als hätte sie ihn nicht schon gesehen. Seine Stimme quietscht in der Mitte des Satzes, und sie nimmt die Glätte seines Gesichts und die geringe Körpergröße wahr, die er gegenüber dem Mädchen hat, das jetzt neben ihm steht. Er kann nicht älter als siebzehn sein, wenn überhaupt.

Fantastisch. Alle sind auf der anderen Seite der Innenstadt, sie hat keinen Zauberstab, und sie sitzt in einer Gasse mit zwei jungen Teenagern fest, die die Oberhand haben. Ihre einzige Hoffnung besteht darin, sie abzulenken, zu hoffen, dass sie nichts allzu Schädliches zaubern können, und sie dann auf Muggelart anzugreifen, bis sie ihren Zauberstab wieder hat. Oder weglaufen, wenn es nicht anders geht.

Die Angst pocht in ihren Eingeweiden und ihr Herzschlag ist statisch, das Adrenalin pulsiert in ihren Gliedern. Sie erwartet, dass ihr vor Panik schwindelig wird, aber das ist nicht der Fall. Stattdessen sind ihre Sinne geschärft, alles ist klar und lebendig. Sie nimmt jede ihrer Bewegungen wahr, und für einen Moment wirkt das Mädchen unruhig, bis sie sich daran erinnert, dass sie es sind, die Zauberstäbe haben.

The Fallout deutschWhere stories live. Discover now