Kapitel 32

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Noch bevor Harrington antworten konnte, holte ich aus und traf ihn mitten ins Gesicht.

Von der Wucht meines Schlags taumelte er einige Schritte nach hinten.

"Fuck," sagte er und hielt sich seine rechte Hand vor sein Gesicht, sein Blick fixierte mich.

"Okay," kam nun Jonathan von hinten angerannt und packte Nance und mich an der Schulter, "Ich glaube wir sollten jetzt gehen."

Er drehte uns um und schob uns leicht in Richtung Hauptstraße.

"Genau, verzieht euch lieber!", rief Steve hinter her, "Lauft weg, dass könnt ihr doch am besten! Vor allem ihr Byers nicht war?"

Jonathan schüttelte derweil nur den Kopf.

"Du bist eine Schande Jonathan. Die ganze Byers-Familie ist eine einzige Schande. Dein Vater ist ein Feigling und deine Mutter ist ne Verrückte," Jonathan bliebt stehen, "Es ist kein Wunder das Will weggelaufen ist. Deine Mutter gehört weggesperrt sowie dein Vater einst! Alles, sogar der Tod ist besser, als sich ein Byers schimpfen zu müssen! Das hat sich Will wohl auch gedacht!"

Noch bevor Nance und ich reagieren konnten, drehte sich Jonathan um, stampfte auf Harrington zu und schlug ihm ins Gesicht. Doch Steve war diesmal nicht ganz unvorbereitet und holte zum Schlag aus.

Nance und ich lösten uns aus der Schockstarre und rannten auf die beiden zu.

"Byers, hör auf!", riefen wir.

"Genau Byers, hör auf deine Schlampen," kam es von Tommy H.

Ich blieb stehen und fixierte ihn mit meinem Blick. Im nächsten Moment veränderte sich seine Haltung, sodass er nun kerzengerade vor uns stand und dabei ziemlich angestrengt aussah. Seine Atmung wurde unregelmäßiger und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Ich bemerkte, dass er panisch wurde, da er hektisch mit seinen Augen um sich blickte.

Was für ein armseliger Mensch er doch ist, nicht wahr? Er verdient es zu leiden... ja genau leiden... wir werden ihm Schmerzen zufügen, als...

Moment...was? Ich war so verwirrt von meinen eigenen Gedanken, dass sich mein Blick auf Tommy H. verstärkte und er vor Schmerzen anfing zu stöhnen.

Ich war so stark auf ihn und mein Gedanke an das Zufügen von Schmerzen konzentriert, dass ich nicht mitbekam, wie die Polizei eingetroffen war. Erst als mich ein Officer an der Schulter packte, kam ich wieder zu mir. Im selben Moment hörte man Tommy H. förmlich nach Luft schnappen, dann rannte er auf Harrington zu, half ihm auf und rannte neben ihm und Carol weg.

"Lassen sie mich los," gab ich genervt von mir und versuchte meine Schulter aus dem Griff des Polizisten zu winden.

"Nichts da Kleine. Du rennst mir nicht davon," gab er als Antwort.

"Ich haue schon nicht ab," versuchte ich ihn zu überzeugen. Dabei versuchte ich mich immer noch zu befreien.

Er nahm es wohl als Fluchtversuch wahr, da er kurzer Hand seine Handschellen vom Gürtel nahm und damit meine Hände auf meinem Rücken fixierte.

Nance stand wie angewurzelt an der Seite und musste hilflos mit ansehen, wie Jonathan und ich abgeführt wurden.

"Ich war Zeugin, warten sie," rief sie und lief uns hinterher.

-

"Ihr seid in ernsthaften Schwierigkeiten," kam es von einem der Polizisten. Ich wusste nicht genau, wer es gesagt hatte, da ich lediglich die weiße Wand vom Raum des Sherifs anstarrte.

Es war nicht deren Schuld, hörte ich Nance, die bereit war, uns zu verteidigen. Doch noch bevor sie ihr Verteidigungsplädoyer fortführen konnte, wurde sie von den Polizisten mit den Worten: "Sollen wir etwa auch deine Eltern informieren", ruhig gestellt.

Ich weiß nicht wie lange wir im Büro von Hopper saßen und auf ihn gewartet haben, da sich mein Fokus auf das richtete, was Tommy H. während der Auseinandersetzung widerfahren ist.
War ich das? Hab ich etwa auch eine Kraft so wie Elf?
Ich meine, sie erwähnt immer wieder, dass wir zusammen irgendwo waren... das ich von diesem Ort abgehauen bin... wie ich den bösen Männern entkommen bin.
Aber wer sind die bösen Männer? Wo kommt Elf her? Was waren das für Gedanken, die in mir aufkamen?
Ich meine, es gab schon hin und wieder Momente, in denen ich meinen Gegenüber verfluchte oder beleidigen würde, aber ich würde niemanden aus purer Lust Schmerzen zufügen. Niemals!

Je länger ich über all die Sachen nachdachte, desto mehr fiel mir auf, dass ich Elf nicht die richtigen Fragen gestellt hatte.

Sie wird von irgendwelchen Männern verfolgt und das Beste was dir eingefallen ist, ist ein Mädels Tag?

Anstelle, dass sie mir mehr von ihrer Herkunft, ihren Kräften und von unserer Bindung erzählt... nein... sie wollte, aber ich habe ihr nicht zugehört!
Hätte ich das mit Benny verhindern können?
Dustin! Er ist in Gefahr! Ich meine was ist, wenn die bösen Männer von seiner Verbindung mit Elf wissen...was ist, wenn die bösen Männer auch mich wieder erkennen...

Gott Thes, du musst hier unbedingt raus.

Im nächsten Moment überkam mich ein ganz ungutes Gefühl, als hätte mir jemand in den Magen geschlagen.
Ich stand wohl mit etwas zu viel Schwung vom Stuhl auf, da dieser über den Holzboden ächzte und die Polizisten sofort ihre Waffe zogen.

"Hey... hey... hinsetzen!"

"Ich... ich muss auf die Toilette."

Sie blickten sich kurz an.

"Ich meine, wir können es ihr nicht verbieten, oder?"

"Es ist wirklich dringend!"

"Na gut. Rechts den Flur runter und die dritte Tür links."

Ich verließ das Zimmer und folgte der Beschreibung. Als ich den , mit holzbekleideten Flur entlang lief, flimmerten Bruchstücke meiner letzten Träume auf. Für einige Sekunden war ich nicht im Flur der Polizeiwache, sondern in dem Gang voller Leichen.
Mein Kopf fing an zu Schmerzen und als ich die beschriebene Tür aufriss, schaffte ich es noch in letzter Sekunde zur Toilette und übergab mich.

Nummer 013 (StrangerThings FF)Where stories live. Discover now