Kapitel 3

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"Welche Polymere kommen in der Natur vor?"

"Stärke und Zellulose."

"Richtig," sagte Nancy und nahm die nächste Karteikarte, "Im Methanmolekül bilden die Wasserstoffatome rund um das Kohlenstoffatom in der Mitte ein?"

"Tetraeder."

"Wieder korrekt," sagte sie ohne die Karteikarte umzudrehen.

"Okay Nance, ich glaube es reicht mit diesen Themen," sagte ich und lachte.

"Stimmt. Wir sollten uns Kapitel Vierzehn zuwenden," sie schnappte sich ihr Chemiebuch und schlug das Kapitel auf.

"Oder...," sagte ich und nahm ihr das Buch weg, "Wir legen eine kurze Lernpause ein und du erzählst mir ein bisschen über deine Gefühle zu Steve."

"Ich dachte du magst Steve nicht."

"Ich mag dich Nance," sagte ich und legte den Kopf etwas schief, "Und wenn du wirklich mit Harrington zusammen kommst, will ich dich, wie es sich für eine beste Freundin gehört, unterstützen. Außerdem muss ich ihn ja dann eh immer sehen. Es kann daher nicht schaden, dass ich zumindest weiß, weshalb du auf ihn stehst."

Sie lächelte verlegen und fing an zu schwärmen. Sie erzählte mir davon, wie ihre erste Konversation ablief, was sie dabei gefühlt hat und wie sie sich zum ersten Mal geküsst haben. Alles Geschichten, die ich schon zum zehnten Mal gehört habe, aber ich sagte nichts sondern verfolgte ihre Schwärmerei weiter. Dann kam sie zu dem Teil der Geschichte, in welchem Carol und Tommy H. die beiden beim Küssen erwischt haben und das seitdem das zwischen Nancy und Steve mehr ein offenes Geheimnis war.

"Nance, hey Nance."

"Hm," Sie unterbrach ihre Erzählung und schaute mich an.

"Also, so wie ich das alles jetzt mitbekommen habe, hast du wirklich das Steve-Fieber," ich fing an zu Lachen.

Sie fing ebenfalls an zu Lachen und schlug mit einem Kissen nach mir: "Gar nicht war."

"Oh Gott, komm mir bloß nicht zu nah. Das ist bestimmt ansteckend," meinte ich und wollte zum untermalen etwas Abstand zwischen uns beiden generieren, da viel ich mit einem lauten Knall vom Bett.

"Thes!", erschreckte sich Nancy und blickte über die Bettkante.

"Alles gut," lachte ich.

Da klopfte es. Wir schauten beide zur Tür und Nancy bat die Person herein. Es war Mike.

"Mum hat Kuchen gebacken und fragt, ob ihr auch was wollt."

Nance schaute mich an. Noch bevor ich etwas sagen konnte, nickte sie und meinte, dass wir gleich runter kämen.

"Nance ich hab aber keinen Hunger."

"Was hast du bisher alles gegessen Thes?"

Ich überlegte und sagte dann schließlich: "Abendessen."

"Das reicht nicht. Und deshalb gehen wir jetzt runter, denn als eine gute beste Freundin achte ich darauf, dass meine beste Freundin genügend isst."

Ich verdrehte die Augen. Nance stand vom Bett auf und half mir hoch, dann verließen wir ihr Zimmer und gingen die Treppe runter ins Esszimmer. Dort saßen schon Mike, Holly, Ted und Karen bereit und warteten auf uns.

"Wurde aber auch langsam mal Zeit," sagte Ted, "Karen Schatz, könntest du mir jetzt endlich ein Stück auf meinen Teller machen?"

Karen schnitt den Kuchen an und gab Ted ein Stück, dann drehte sie sich zu mir. Ich reichte ihr meinen Teller und sie legte mir ein großes Stück darauf. Ich setzte ein Lächeln auf und bedankte mich, während sich Nance selbst ein Stück Kuchen nahm. Als alle ihre Teller gefüllt hatten und Karen das Kuchenstück von Holly in mundgerechte Stückchen geschnitten hatte, fingen alle an zu essen. Der Kuchen war tatsächlich unbeschreiblich lecker. Dennoch viel es mir wirklich schwer, alles auf zu essen.

Als ich es nach einer gefühlten Ewigkeit jedoch geschafft hatte, schaute ich zu Karen und bedankte mich für den leckern Kuchen. Sie lächelte, dann drehte ich mich zu Nance um. Sie wusste genau was ich ihr damit signalisieren wollte, bedankte sich ebenfalls bei ihrer Mum für den Kuchen und stand auf. Ich tat es ihr gleich, nahm unser Geschirr und brachte es in die Küche.

"Thes, du brauchst das nicht...", hörte ich Karen sagen, aber sie verstummte direkt wieder. Ich kannte die Wheelers jetzt schon einige Jahre und es verging bislang kein Essen, bei welchem Karen mir nicht sagte, dass ich das Geschirr nicht abräumen muss. Ich tat es dennoch, da meine Mum mir was anderes predigen würde, wenn sie mitbekommen würde, dass ich nicht den Tisch abräume.

Nachdem ich die Teller und das Besteck in der Küche abgestellt hatte gingen Nance und ich die Treppe wieder hoch, in ihr Zimmer.

"Na gut," sagte ich, setzte mich aufs Bett und nahm mein Chemiebuch in die Hand, "Dann wollen wir uns mal mit Kapitel Vierzehn befassen."


Nummer 013 (StrangerThings FF)Where stories live. Discover now