Kapitel 17

220 6 3
                                    

Ich weiß nicht wie lange wir auf unbequemen Holzbänken saßen. Während ich mit ihm redete blendete ich alles andere aus. Will, Benny, Barb. Einfach alles.

"Gott Henderson, du hättest dabei sein müssen," lachte Eddie

"Ich hätte schon gerne das Gesicht von Mr Higgins gesehen," erwiderte ich ebenfalls mit einem Lachen.

Wir versuchten uns zu beruhigen. Als es uns nach einer gefühlten Ewigkeit gelang, wurde es kurz Still um uns herum. Es war lediglich der kühle Wind zu hören, welcher durch die Bäume huschte. Der kühle Wind. Ich fröstelte.

"Ist dir kalt?", fragte mich Eddie.

"Es geht."

Er blickte auf seine Armbanduhr.

"Es ist schon spät", er stand auf, "ich fahre dich nach Hause."

Ich sagte nichts und stand langsam von der Bank auf, während Eddie um den Tisch herum ging und neben mir stehen blieb. Er schien darauf zu warten, dass ich mit ihm ging.

Ohne einen weiteren Gedanken zu zulassen setzte ich mich in Bewegung und lief mit ihm durch den Wald.

"Jahreszeit," fragte ich ihn irgendwann, während die letzten Sonnenstrahlen versuchten durch die Baumkronen, auf den Boden zu gelangen.

"Was?"

"Welche Jahreszeit hast du am liebsten?"

"Definitiv den Herbst," er lächelte.

"Deine?"

Ich lachte kurz auf, dann sagte ich: "Meine auch."

"Was liebst du daran?"

"Abgesehen von den Farben der Blätter und die Regentage? Definitiv Halloween," ich lächelte etwas verträumt.

"Du magst Halloween?"

"Auf jeden Fall. Ich liebe es Leute zu erschrecken. Vor allem meinen Bruder," ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Eddie schüttelte derweil nur belustigt den Kopf, während wir uns auf den Weg zu seinem Auto machten, welches auf dem Parkplatz der Hawkins High stand.

Es stellte sich heraus, dass Eddie keine Ahnung hat, was das Wort Geschwindigkeitsbegrenzung bedeutete, da er durch Hawkins raste, als würde er in Mitten einer Verfolgungsjagd sein. Während dessen spielte 'Highway to Hell' von AC/DC. Eddie bewegte seinen Oberkörper zur Musik und trommelte mit seinen Händen, auf dem Lenkrad, zum Rhythmus. Ich lächelte und bemerkte, dass mein rechtes Bein ebenfalls zur Musik wippte.

Nachdem wir einige Runden durch Hawkins gedreht hatten und die Kassette von AC/DC mindestens 4 Mal abgespielt wurde, hielt Eddie vor meinem Haus. Wir verabschiedeten uns und sobald ich vor meiner Eingangstür stand, fuhr Eddie mit quietschenden Reifen davon. Ich stolperte die Haustür herein. Es war zum Glück niemand da. Dennoch ging ich eilig in mein Zimmer und versteckte die restlichen Drogen, die ich von Eddie bekommen hatte, in der Schublade meines Nachttischs. Im nächsten Moment klingelte das Telefon. Ich verließ mein Zimmer, lief den Flur entlang und hob den Hörer ab.

"Henderson?", gab ich von mir.

"Thes!"

"Ja?", bestätigte ich verwirrt.

"Hier ist Nancy."

"Oh hey Nance," kam es schnell von mir,"was gibt es?"

"Barb...sie ist weg. Sie ist nicht Zuhause und ihr Auto steht noch da, wo wir es gestern abgestellt haben. Ich war bei Steve, aber da ist sie nicht..."

"Du warst bei Steve?", unterbrach ich sie.

"Ja, aber alleine."

Stimmt er hat ja das Spiel heute gehabt. "Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt? Ich wäre mitgekommen."

"Das letzte Mal, dass ich dich gesehen habe, war in der Mittagspause, vor der Cafeteria. Du warst später nicht im Unterricht. Ich hatte dich fünf Mal angerufen."

"Oh... sorry."

"Wo warst du?"

"Ähhh, ich...ich war...," eilig schaute ich mich im Zimmer um, als ich die orange gestreifte Katze von meiner Mum erblickte,"ich war beim Tierarzt."

"Beim Tierarzt?", gab sie ungläubig von sich.

"Ja...Mews ging es heute Nacht nicht so gut und meine Mum hatte mich gebeten mit ihr zum Tierarzt zu fahren."

Sie blieb stumm.

"Naja egal. Wichtig ist jetzt, dass wir Barb finden," sagte ich schnell.

"Aber wo kann sie denn noch sein?"

"Meintest du nicht, dass Steve am Waldrand lebt? Vielleicht hat sie sich dort verirrt?"

"Verirrt. Im Wald von Hawkins."

"Ja...keine Ahnung," ich rieb mit meinem linken Zeigefinger und Daumen meine Augen. Ich klang wohl etwas genervt, da mich Nance fragte, ob wirklich alles in Ordnung mit mir sei.

"Ja...klar...ich bin einfach müde und mache mir Sorgen," log ich.

Dann versuchte ich mich zusammen zu reißen und schlug vor, dass wir Suchtrupps zusammenstellen könnten, um nach Barb zu suchen.

Sie blieb wieder stumm.

"Nance, ich weiß es ist schwer, aber wir müssen sie als vermisst melden. Nur so können wir sie finden."

Ich konnte ein leises Schluchzen vernehmen.

"Es ist alles meine Schuld."

"Nein, Nance...", sie unterbrach mich

"Doch! Ich habe sie weggeschickt! Sie wollte gehen und ich habe sie einfach weggeschickt!"

"Nance jetzt hör auf dich dafür fertig zu machen. Denkst du Barb würde das wollen? Meinst du sie würde wollen, dass du dir irgendeine Schuld zusprichst? Nein. Das würde sie nicht."

"Ich weiß, aber Thes..."

"Nein Nance. Es tut mir leid, aber du musst jemanden darüber informieren."

Sie seufzte auf, dann stimmte sie mir zu. Nachdem ich sie einigermaßen beruhigen und ihr Mut zusprechen konnte, wurde die Haustür aufgerissen.

"Thes? Was war das?"

Ich blickte um die Ecke und sah Dustin, welcher an mir vorbei rannte.

Ich schaute ihm hinterher und sagte: "Nance, ich...ich muss Schluss machen."

"Thes. Was ist los?", in diesem Moment knallte Dustin seine Zimmertür zu.

"Ich rufe dich später wieder an," während ich meinem Bruder immer noch hinterher sah, legte ich auf.

Ich setze mich sofort in Bewegung. Haben sich die Jungs gestritten? Ist es wegen Elf? Hat sie von mir erzählt?

Als ich vor seinem Zimmer stand, klopfte ich vorsichtig gegen seine Tür.

"Dusti?"

Ich vernahm ein Schluchzten.

"Dusti, Kann ich reinkommen?"

Es kam immer noch keine Antwort.

Langsam drückte ich die Klinke herunter und betrat sein Zimmer. Er saß vor seinem Terrarium und beobachtete Yurtl, seine Schildkröte.

Er hatte wohl mitbekommen, dass ich den Raum betrat, da er mit zitternder Stimme drei Worte herausbekam. Drei Worte, die mir den Boden unter meinen Füßen wegzogen. Drei Worte, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließen:

"Will ist tot."

Nummer 013 (StrangerThings FF)Where stories live. Discover now