Kapitel 28

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Nach einer gefühlten Ewigkeit des gegenseitigen Anstarrens räusperte ich mich und ließ meinen Blick auf den Boden, vor mich, gleiten.

Ich glaube es ist soweit. Ich muss mit Dustin reden.

Als ich ihn wieder ansah, wollte ich gerade anfangen zu sprechen , da bemerkte ich, wie Dustin ebenfalls reden wollte. Genauso wie ich, verstummte er jedoch wieder.

Ich sah wie er meine Handgelenke musterte, weshalb ich meine Arme vor meiner Brust verschränkte, damit diese bedeckt waren.

Ich atmete noch einmal tief aus und blickte an die, mit Holzimitat ausgelegte, Decke: "Ich glaube wir müssen reden."

Er nickte, drehte sich um und ging den Flur entlang. Ich folgte ihm in sein Zimmer. Während sich Dustin auf sein Bett setzte, schloss ich die Tür und lehnte mich an diese.

Ich atmete noch einmal tief durch.

"Also...," mein Blick wanderte über den unordentlichen Teppichboden, "Nance, Byers und...," ich kratze mich hinter meinem linken Ohr, "...egal wie ich es dir sage, es klingt verrückt."

Ich blickte ihn erwartungsvoll an, da ich hoffte, dass er anfing zu reden.

"Mich kann nichts mehr schocken," war aber das Einzige, das er schulterzuckend von sich gab.

Guter Zug, Dustin. Jetzt kann ich nicht auf deine Aussage eingehen, da du damit auch auf den mir-nicht-ganz-so-sicheren-Tod von Will anspielen könntest.

Ich seufzte: "Ich war mit Nance und Byers unterwegs...also eigentlich..."

Denkt er, dass Will Tod ist? Wie soll ich ihm von unserer Vermutung erzählen...ich meine...mache ich ihm zu viel Hoffnung, dass Will lebt? Verstöre ich ihn, da wir ja eigentlich Will begraben haben? Sollte ich das Monster erwähnen? Er ist doch noch viel zu jung für das Ganze hier...

Mein Blick glitt im Zimmer umher. Dustin konnte meine Nervosität sehen, sagte aber nichts, sondern starrte mich weiter an.

Ich muss es ihm sagen, aber wie? Wie soll ich das Gespräch beginnen? Vielleicht könnte ich...

"Ich weiß von Elf," brach es plötzlich aus mir raus.

Er blickte mich erschrocken an. Perfekter Einstieg ins Gespräch Thes. Wirklich großartig.

"Ich weiß nicht, wovon du sprichst," gab er verunsichert von sich und wischte sich die Schweißperlen von seiner Stirn.

Er ist nervös.

"Dustin," gab ich von mir und schaute ihn unglaubwürdig an.

"Ich meine...wer ist diese Elf? Ich kenn nur die Zahl Elf. Wer nennt sein Kind Elf? Das ist nicht einmal ein richtiger Name..."

Lügt er mich gerade an?

"Dustin," versuchte ich ihn zu unterbrechen.

"Ich mein ich würde meine Tochter Diane nennen oder...oder vielleicht Jane, aber nicht Elf..."

"Ich habe nie gesagt, dass es sich bei Elf um ein Mädchen handelt," sagte ich und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

Hat er gerade aus lauter Verzweiflung Vornamen zweier Schauspielerinnen aufgezählt und sich damit verraten?

Er verstummte und bekam kein Wort mehr heraus. Ich konnte nicht anders, als in mich hinein zu Lachen, da mich sein Schockzustand an letztes Jahr Halloween erinnerte, bei welchem ich mit einer Michael Myers Maske aus seinem Wandschrank gesprungen bin.

"Scheiße," lispelte er und holte mich damit in die Gegenwart zurück.

Er hatte wohl realisiert, dass er keine andere Wahl hatte und gab zu, Elf zu kennen.

"...aber wir nennen sie Elfi."

"Elfi?"

"Ja, Elfi...klingt netter," er lächelte für etwa zwei Sekunden, dann verdüsterte sich sein Blick, "woher weißt du von ihr?"

"Ich hab euch gesehen, als ihr sie im Wald gefunden habt."

Er schaute mich minutenlang stillschweigen an, dann stand er auf und lief aufgeregt hin und her.

"Wie? Was hast du im Wald gemacht? Ich meine... ich..."

"Ich war doch bei Benny, erinnerst du dich?", ich stellte mich gerade hin, während er sich auf sein Bett fallen ließ, "ich wollte unsere Bestellung abholen," ich setzte mich neben ihn auf sein Bett.

"Hast du aber nicht," sagte er leise.

"Elf war bei ihm. Er wollte ihr helfen und hat dementsprechend den Sozialdienst gerufen...," ich stoppte kurz und holte tief Luft, "nach einer Zeit klopfte es an der Tür und es...es hat sich leider zu spät herausgestellt, dass es nicht das Sozialamt war...Elf und ich mussten fliehen und sind in den Wald gerannt..."

"Böse Männer," nuschelte Dustin vor sich hin.

"Was?", ich sah verwirrt an.

"Die bösen Männer!," er stand wieder auf und fing an herumzulaufen, "Elfi sagte, dass sie von bösen Männern  verfolgt wird und die jeden...," er blieb stehen und drehte sich zu mir um, "das war kein Selbstmord, oder?"

Mit seiner Aussage, spielte er auf die Todesursache von Benny an. Nachdem ich die Polizei gebeten hatte zu seinem Lokal zu fahren haben sie seine Leiche gefunden. In seiner rechten Hand fand man den Revolver, mit welchem er erschossen wurde. Für die Polizei war es ein eindeutiger Fall von Selbstmord.

Ich schüttelte traurig den Kopf und versuchte, meine Tränen zurückzuhalten: "Nein Dustin...nein war es nicht."

"Scheiße," flüsterte er und schaute auf den Boden. Dann riss er seine Augen auf: "Scheiße, scheiße, scheiße," er hob seine Hände hinter den Kopf und lief wieder hin und her.

"Was?", fragte ich etwas aufgeregt.

"Mike und Lucas. Sie haben sich wegen Elfi gestritten. Sie wollte dazwischen gehen, doch die Jungs waren zu sehr mit sich beschäftigt, weshalb sie Lucas mit ihren Kräften durch die Luft geschleudert hat..."

"Sie hat was?", unterbrach ich ihn schockiert.

Er sah mich verwirrt an: "Sie hat ihn mit ihren Kräften durch die Luft geschleudert."

Ich sah ihn immer noch irritiert an, sodass er genervt stöhnte: "Telekinese."

"T...Telekinese?"

Er fing an wild zu Gestikulieren: "Elfi kann allein durch die Macht ihrer Gedanken Gegenstände bewegen...ja sogar Menschen."

Vor meinem inneren Auge spielte sich die Szene im Benny's ab, als die Männer durch die Hintertür stürmten, jedoch Sekunden später weggeschleudert wurden.

"Sie ist so etwas wie eine Superheldin," ergänzte Dustin, während er stolz grinste.

"Hat sie sonst noch irgendwelche Fähigkeiten? Kann sie...kann sie mit Toten sprechen?" Den letzten Teil meiner Frage flüsterte ich.

Er fing an zu lachen: "Nein. Nein. Nein. Elfi kann nicht mit Toten sprechen. Sie kann aber Leute finden."

"Wie meinst du das?"

"Ich weiß es selbst noch nicht genau, aber wenn sie sich anstrengt, kann sie eine Verbindung zur gesuchten Person aufbauen. Sie kann mit ihr reden und wir können die Person hören...das musst du mal sehen."

Elf kann Menschen finden?! Heißt das...?

"Hat sie Will gefunden?"

Dustin schaute mich kurz erstaunt an, weshalb er als Antwort nur nicken konnte.

"Das bedeutet Will lebt?!", entfuhr es mir vor Erleichterung, "ich muss sofort Jonathan davon erzählen..."

Ich sprang vom Bett auf und stolperte voller Begeisterung zur Tür.

Will lebt! Gott Byers, du hattest recht!

"Nein," gab Dustin von sich.

Ich stoppte meine Bewegung. Während meine Hand noch auf der Türklinke ruhte, drehte mich mit meinem Oberkörper langsam zu ihm um.

"Nein?"

Nummer 013 (StrangerThings FF)Where stories live. Discover now