Kapitel 21

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Darlin′ you got to let me know...

"Will!"

...Should I stay or should I go?

"Will!"

...If you say that you are mine...

"Will!"

Ich rannte auf ihn zu. Sekunden nachdem ich ihn erreicht hatte hörte ich einen ohrenbetäubenden Schrei, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.

"Hilf mir," kam es leise von Will.


Ein lauter Knall ließ mich aufschrecken.  Es dauerte kurz, bis ich realisierte, dass ich gestern auf dem Sofa von Eddie eingeschlafen war. Ich streifte die graue Wolldecke, welche Eddie wohl über mich gelegt hatte, als er ebenfalls schlafen ging, von mir und bemerkte einen älteren Mann, der  nicht weit weg, vor mir stand und an seiner Zigarette zog. Als er diese aus seinem Mund nahm, ging er einen Schritt auf mich zu.

"Wer bist du?", fragte er, während er Zigarettenqualm aus seiner Nase bließ.

"T...T...", stotterte ich vor mich hin, als ich hörte wie sich eine weitere Tür öffnete.

"Henderson, wir müssen los!", kam es von Eddie, welcher eilig den schmalen Flur, in in meine Richtung, entlang rannte. Sein Blick war gesenkt, weshalb er dabei fast gegen den Mann knallte. Ich stand vom Sofa auf und beobachtete die beiden.

"Eddie? Wer ist das?", fragte der Mann.

Er verdrehte die Augen, dann drehte er sich zu mir um:

"Henderson, das ist mein Onkel, Wayne Munson."

Dann drehte er sich zu seinem Onkel:"Wayne, dass ist Thessa Henderson. Eine Freundin aus der Schule."

Wayne musterte mich noch einmal, dann ging er die letzten Meter auf mich zu und reichte mir die Hand mit den Worten:"Sehr erfreut."

Ich lächelte und reichte ihm ebenfalls meine Hand:" Die Freude liegt ganz auf meiner Seite."

Hatte ich das gerade wirklich gesagt? Gott Thes, wie peinlich.

Er grinste, drehte sich, während er immer noch meine Hand hielt, mit seinem Kopf zu Eddie um und sagte: "Ich mag die Kleine. Ich hoffe, dass sie einen guten Einfluss auf dich hat."

Dann ließ er meine Hand los. Ich warf einen kurzen Blick auf meine Armbanduhr. 9.35 Uhr. Verdammt, die Beerdigung!

Hastig schaute ich zu Eddie, er verstand sofort und wir setzten uns in Bewegung. Mit schnellen Schritten begab ich mich nach draußen und rief dem Onkel von Eddie noch ein "Bye" zu.

Als wir im Auto saßen und Eddie die Fahrertür schloss, fing er an zu lachen.

"Was ist so lustig?"

"Bye?"

Ich wurde rot. Was ist denn heute los mit mir?

"Jemanden zu verabschieden nennt man Höflichkeit Munson," versuchte ich die Situation zu retten. Ohne Erfolg. Eddie schüttelte mal wieder belustigt den Kopf, drehte den Schlüssel um und fuhr los.

-

"Wo warst du Thessa?", fragte mich meine Mum, als ich die Haustür öffnete.

Sie klang zwar besorgt, sah aber wirklich wütend aus. Das letzte Mal als ich sie so gesehen hatte, habe ich Dustin einen Streich an Halloween gespielt. Ich fand es lustig. Er hingegen hatte geweint. Hat es mich aufgehalten ihn zu erschrecken? Nein. Hat er sich dran gewöhnt? Nein. Hindert es mich daran weiter zu machen? Definitiv nicht. Alleine bei dem Gedanken, an Dustin's schockiertes Gesicht musste ich schmunzeln.

"Ach, du findest das also auch noch lustig? Du weißt ganz genau, was aktuell hier los ist und ausgerechnet heute, wenn die Beerdigung von..."

Sie brach ab, als wir beide Schritte aus dem Flur wahrnahmen. Meine Mum und ich drehte uns in die Richtung und erblickten Dustin, der eine schwarze Anzugshose und ein weißes Hemd anhatte. Über dem Hemd trug er eine graue Krawatte sowie einen grauen Pullover, welchen man auf der Vorderseite zuknöpfen konnte und der schwarz-blau-grüne Muster aufwies. Er stand direkt vor uns.

"Du kannst es ruhig sagen," meinte er in einem ziemlich gelassenen Ton.

Wir schauten ihn verwirrt an. Er verdrehte die Augen, dann beendete er den Satz von unserer Mum:"wenn die Beerdigung von Will ist," dann zuckte er mit den Schultern,"Will ist tot."

Irgendetwas stimmt hier nicht. Gestern konnte er kaum sprechen und heute kann er sogar mit einem Lächeln sagen, dass Will tot ist?

Mum und ich schauten ihn weiterhin schockiert an, dann tippte er mit dem Finger auf seine Armbanduhr und sagte:"Er ist zwar tot, aber trotzdem sollten wir pünktlich kommen, oder?"

"J...ja, du hast recht...ich mach mich schnell fertig," meinte ich verdattert und ging hastig in mein Zimmer.

Dort angekommen suchte ich mir ein schwarzes Kleid aus, was einigermaßen zum Anlass passte und begab mich ins Bad.

Nachdem ich geduscht war und nicht weites gehend angezogen, meine Haare geföhnt und zurückgebunden hatte, schlüpfte ich in mein Kleid und versuchte den Reißverschluss zu schließen.

"Mum!", rief ich, als der Reisverschluss zwischen meinen Schulterblättern hing und ich ihn nicht mehr erreichen konnte.

Keine Sekunde später stand sie hinter mir und half mir, die letzten Zentimeter vom Kleid zu schließen, dann betrachtete sie mich im Spiegel, welcher vor uns stand:

"Ich weiß, dass es auch für dich nicht einfach ist Thessa. Entschuldige mein Verhalten wegen vorhin. Ich habe mir einfach Sorgen gemacht."

"Mir tut es auch leid", gab ich leise von mir. Ich beobachtete mich im Spiegel und die ganze Trauer wegen dem Tod von Will kam mit einem Schlag zurück.

Wir verließen das Bad, ich zog meine schwarzen Absatzschuhe an, welche ich das letzte Mal zur Weihnachtsfeier anhatte, die vom Betrieb meiner Mum veranstaltet wurde sowie eine passende schwarze Jacke. Wir verließen das Haus, stiegen ins Auto ein und je näher wir dem Friedhof kamen, desto schwerer fiel es mir gegen meine Tränen anzukämpfen.

Nummer 013 (StrangerThings FF)Where stories live. Discover now