Kapitel 26

170 4 1
                                    

Vor uns lag ein Reh, welches eine klaffende Wunde am Hals aufwies, die in strömen blutete.

"Oh Gott," hörte ich Nance flüstern.

Sie ging auf das Tier zu und kniete sich davor:"Was hat dich nur so verletzt?"

Jonathan und ich standen hinter ihr. Diese Wunde...sie sah aus, als wäre sie durch gigantische Krallen entstanden.

"Es hat Schmerzen," sagte Nance, "Wir müssen es erlösen," sie drehte sich zu Jonathan um, welcher den Griff um seinen Revolver verstärkte.

"Byers. Du musst das nicht machen," sagte ich.

Er musste früher, als er zehn war, als 'Akt der Männlichkeit', so hat es zumindest sein Vater beschrieben, ein Kaninchen erschießen. Es fällt ihm daher bis heute sehr schwer, ein wehrloses Tier zu töten.

Er stand immer noch regungslos da.

"Gib mir die Waffe," sagte ich und nahm ihm den Revolver ab.

Ich entsicherte die Waffe und zielte auf den Kopf des Reh's. Ich führte meinen Finger zum Abzug, da wurde es mit einer schnellen Bewegung in die Dunkelheit gezerrt.

Wir erschraken und waren für einige Sekunden wie erstarrt.

Ohne das einer ein Wort sprach, folgten wir den Blutspuren. Alles in mir Schrie, dass wir abhauen sollten. Jeder Horrorfilm hatte mir bisher beigebracht, dass man in solchen Situation umkehren soll, aber nein... wir folgen dem Blut...bis die Spur auf einmal aufhörte.

Wir schauten uns an.

"Wo ist es hin?"

"Es kann doch nicht einfach so weg sein?"

Wir blickten in jegliche mögliche Richtung. Als ich mich wieder zu Nance und Jonathan umdrehen wollte, bemerkte ich, dass sie weg waren. Die nächste dumme Sache, die man in so einer Situation machen kann: Sich aufteilen.

Ich stöhnte genervt. "Hat denn niemand aus Horrorfilmen gelernt?", flüsterte ich vor mich hin und ging in eine beliebige Richtung.

Es dauerte nicht lange und ich hatte die Blutspur wieder gefunden.

"Hey Leute!", rief ich etwas aufgeregt.

Stille.

"Ich hab das Blut gefunden! Hört ihr mich?!"

Immer noch keine Antwort.

Ich stöhnte wieder genervt auf. Dann folge ich der Spur eben alleine. Ich weiß. Ebenfalls eine sehr schlaue Idee. Jetzt hätten wir zumindest fast alle Horrorfilm Klischees erfüllt. Eddie würde sich totlachen.

Die Spur endete vor einem Baum, welcher ein Höhle aufwies. Der Eingang hatte in etwa einen Durchmesser von einem halben Meter. Ich kniete mich davor und bemerkte eine Art schleimigen Überzug, der etwas vom Eingang bedeckte. Es sah aus, als wäre da schon jemand durchgegangen.

"Nance? Jonathan?", rief ich noch einmal und schaute hinter mich.

Immer noch keine Antwort.

"Ich schwöre es euch, wenn ihr da durch gekrabbelt seid, ohne auf mich zu warten...," fing ich an vor mich hin zu reden, als ich den Rest von dem Sekret entfernte, den Baseballschläger neben mich legte, die Taschenlampe, welche mir Nance bei Anbruch der Dunkelheit gab, da sie eine Zweite dabei hatte, zwischen meine Zähne klemmte und in die Höhle des Baumes kroch.

Es war unfassbar eng und schleimig. Nach einigen Sekunden stellte sich jedoch heraus, dass es keine Höhle sondern eine Art Durchgang, von maximal 2 Meter Länge war. Ich krabbelte heraus und bemerkte direkt einen eiskalten Windzug, der mir Gänsehaut bereitete.

Es war düsterer als zuvor und überall flogen kleine Partikel herum, die wir aufgewirbelter Staub aussahen. Das Licht der Taschenlampe flackerte während ich einige Schritte tätigte und mich umsah.

An den Bäumen und auf dem Boden waren diese seltsamen, dunklen Ranken verteilt, die ich aus meinen Träumen kannte.

"Schattental," flüsterte ich erstaunt.

Verdammt, wir haben endlich das Tor gefunden! Jetzt muss ich nur noch das alte Ehepaar suchen und dann können wir unsere Mission fortsetzen.

Ich lachte etwas in mich hinein. Das alte Ehepaar. Eigentlich ein Begriff, der, wenn ich jetzt so drüber nachdenke, ganz gut zu Nance und Byers passte. Die beiden wären schon ein süßes Paar, oder?

Thes. Fokussier dich auf die Suche nach den beiden. Über ihre fiktive Beziehung kannst du später nachdenken.

Mit jedem Schritt, den ich ging, hatte ich das Gefühl, dass die Umgebung dunkler und kälter wurde. Als ich realisierte, dass ich allein und ohne jegliche Waffen an dem Ort war, an welchem das Monster anscheinend lebte, breitete sich das Gefühl von Angst in mir aus.

Auf einmal hörte ich ein Geräusch. Ich erschrak und drehte mich in die Richtung, aus welcher es kam. Es klang wie ein lautes Schmatzen.

Also das dümmste was ich jetzt machen könnte, wäre darauf zu zugehen, dachte ich und entschied mich deshalb langsam den Rückzug anzutreten. Ich drehte mich daher in die Richtung, aus welcher ich gekommen war und begann mit schnellen Schritten zum Tor zu laufen.

Nance und Jonathan sind bestimmt in die andere Richtung gegangen...und wenn nicht...ich meine...die haben wenigstens Waffen..., ich blieb kurz stehen.

Was ist, wenn das Monster einen von den beiden erwischt hatte? Ich schüttelte den Kopf. Unmöglich, ich meine, dass hätte man doch gehört...oder? Sie hätten doch geschrien...oder?

Im nächsten Moment schaltete mein Verstand aus und ich folgte dem Schmatzen. Ich musste sicher gehen, dass es nicht meine Freunde waren, die gerade gefressen werden.

Nummer 013 (StrangerThings FF)Where stories live. Discover now