Teil 37

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Ariana

Da der junge Mann die Autorität Herakles angezweifelt hatte, war dieser so vor Wut erschüttert, dass er den Angriff zu spät bemerkte.

Doch statt auf den Halbgott loszugehen, der in seiner unmittelbaren Nähe stand, stürzte er sich mit einer solchen Geschwindigkeit an ihm vorbei, das ich mich erschrocken an der Wand hinter mir stieß.

Ich schluckte schwer, als ich die Gestalt, die kurz vor mir halt machte, musterte.
Bei seinem Anblick vergaß ich, was ich tun wollte. Vor mir stand der schönste Mann den ich je gesehen hatte.

Alles an ihm strahlte vollkommene Grazie und Gelassenheit aus. Sein goldenes Haar, glänzte im schwachen Licht, das in den Raum trat. Seine dunklen blauen Augen, so Dunkel wie die Nacht, zogen als nächstes meine Aufmerksamkeit auf sich.

Doch dann änderte sich das Bild vor mir. Er trat zurück und entblößt damit die Schwerter, die sich an seinem Rücken befanden.
Als ich glaubte er würde sich defensiv abwenden, überraschte er mich ein weiteres mal.

Er machte einen großen Schritt auf mich zu, aus dem Gleichgewicht gebracht prallte ich gegen die eiskalte Wand hinter mir.
Jetzt trennte uns nichts mehr als ein Aremhauch.

"Ich mag es nicht bedroht zu werden.", sagte er mit bitterer und kalter Stimme. "Und schon gar nicht von einer Fremden.", sein Tonfall war bestimmend. Duldete keine Wiederrede.

Um ihm eine Antwort zu liefern, schüttelte ich den Kopf. "Ich drohte dir nicht.", angesichts dem Gefühlschaos in mir, klang meine Stimme gängig.

Doch mein Atem setzte aus, als sich der anziehende Mann zu mir lehne, seine weichen Lippen mein Ohr streiften und er leise zu flüstern begann: "Das ist keine Drohung?", die Belustigung war deutlich herauszuhören, er machte sich nicht einmal die Mühe sie zu versteckten.

Meine Gedanken hörten schnell zu überschlagen auf, als er folgend seine Aussage einen Dolch an meinen Hals legte. Zischend holte ich nach Luft. Hinter uns, bemerkte ich wie Herakles sich nun langsam der Szene näherte. Als der junge Mann die Schritte ebenfalls bemerkte und mit gefährlich glitzernden Augen herum fuhr, stoppte der Halbgott in seiner Bewegung.

Auf Brust Höhe hob er seine Arme, scheppernd ließ er das Schwert zu Boden fallen. "Lass sie los, mein Freund.", seine Stimme war um einige Oktaven gestiegen, er klang panisch. Als würde er sich um mich sorgen.

"Du musst ihr nicht wehtun. Lass sie gehen.", Herakles versuchte es weiter. Auch Theodore stieß zu ihm. "Wenn du keine Probleme willst, solltest du gefälligst tun was er sagt.", kurz sah der junge Mann verwundert aus. Bis seine Miene ernst wurde. "Denkt ihr etwa, ich hätte Angst vor euch?", ein Unterton des Wahnsinns lag in seiner Stimme. Des Irsinns.

"Nein...", Herakles sah zornig zu Theodore. "Wir würden nie denken du hättest Angst vor uns.", sobald er das sagte, wurden die scharfen Gesichtzüge des Mannes weich. Seine Mimik veränderte sich schlagartig, genau wie seine Stimmung.

Ein kleines Schmunzeln bildete sich um seine Lippen.
"Bloß ein Spaßchen. Als du meinen Namen heraus finden wolltest, warst du weniger zuvorkommen...", ein nachdenklicher Ausdruck erschien auf seinem makellosen Gesicht.
So schnell wie er gekommen war, so schnell war er auch verschwunden.
"Also frage ich nun, wie lautet dein Name, Krieger?"

Herakles war für eine Sekunde so erstaunt, dass er seine Arme sinken ließ, sofort erhöhte man den Druck der Klinge an meinem Hals.

"Tut mir leid, tut mir leid...", des Halbgottes Arme waren wieder oben. Nach einem kurzem Moment indem er sich zu fassen schien, antwortete er schließlich.
"Mein Name ist Herakles.", der Unbekannte zog überascht seine dunklen Augenbrauen hoch.
"Zeus Sohn", ein wissendes Grinsen erschien auf seiner Visage.

"Richtig.", der Göttersohn begann unauffällig ein paar Schritte vor zu treten. "Wenn du jetzt so nett sein würdest, sie loszulassen?", er musste sich angesichts seines gezwungenem Lächelns zu solch einer schwachen Aussage uberwunden haben. In gewisserweise erfüllte es mich mit Wohlwollen, zu bemerken wie sehr es ihm zu Herzen ging, mich so zu sehen.

"Natürlich.", als der junge Mann die Klinge langsam sinken ließ, beugte er sich leicht nach vorne. Mit der Absicht nur mir, die nächsten Worte anzuvertrauen. "Ganz unter uns, ich hätte dich nicht getötet.", gerade noch so konnte ich ein sarkastisches Lachen unterdrücken.

Dieser Mann vor mir verwirrte mich mehr, als jeder andere. "Sicher.", die Stimme die das sagte klang nicht nach mir. Sie war rau, kalt, kraftlos.

Ich sollte mich zurück ziehen. Herakles, den Unbekannten ausquetschen lassen und Theodore, falls nötig, die Brutalität dafür erlauben.

Doch als ich mich in die dunkelste Ecke verkrichen wollte, geschützt vor den Blicken der anderen, wurde ich aufgehalten.

Sobald mich der scheinbar nicht ganz so ungefährlich Mann, ansprach, fühlte es sich so an als würden mich Scheinwerfer anleuchten. Als würde seine Selbstsicherheit auf mich abfärben.
Die Selbstsicherheit, die sich in jedem Aspekt seiner Haltung und Wortwahl, in jeder Interaktion zeigte.

"Hätte ich wirklich nicht.", ein mattes Lächeln huschte über sein Gesicht.  "Dafür beschäftigt mich zu sehr die Frage wieso eine Frau wie du, mit solchen Männern verkehrt?",
verhöhnte er mich. Innerlich begann ich bei diesem Worten zu explodieren. Die Wut hätte man mir ansehen sollen. Doch diese Genugtuung wollte ich ihm nicht geben.

"Ich hätte dich auch nicht getötet.", flüsterte ich heuchlerisch. "Nur gequält, bis das du uns alles sagst, was wir wissen wollen.", meine wortgewandte Antwort schien ihm etwas aus dem Konzept gebracht zu haben. Kopfschüttelnd wich er von mir zurück.

"Hätte ich gerne gesehen.", war seine einzige Reaktion. Als ich kontern wollte, wurde ich sanft am Arm zurück gezogen. Herakles versuchte mir zu verstehen zu geben, meine Impulivität nicht gewinnen zu lassen.

Sie würde uns in den Ruin treiben.
"Dann wäre ja alles geklärt.", diplomatisch wie er war, entschärfte der Gottessohn die gefahrvolle Bombe. "Lass uns von vorne anfangen.", gesellig streckte Herakles die Hand aus. Skeptisch beäugte der Unbekannte diese, dann schlug er schließlich ein.

"Herakles.", stellte sich der Halbgott nun schon zum zweiten Mal an diesem Tag vor. Seine Stimme verklang und eine kurze Zeit erfüllte unangenehmes  Schweigen den kleinen Raum. Als ich glaubte das nichts mehr kommen würde, täuschte ich mich.

"Ich bin Marel, Sohn des Poseidon."

Die Verlorene Tochter Des Himmels [In Überarbeitung] Where stories live. Discover now