Teil 19

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Lamia

Ich hatte Angst. Fürchterliche Angst. Jeder Dämon suchte nach mir. Ich war verloren. Verzweifelt und Hoffnungslos. Jede ach so kleine Bewegung von mir konnte mein Fehler sein. Mein Abgrund.

Meinen Alptraum hervor rufen.
Ich wollte nicht das Zeus mich fand. Ich wollte entkommen, fliehen, leben und lieben. Und das alles konnte ich hier unten nicht. Doch mein Ziel sah ich vor Augen.

Das Schiff des Fährmann Charon. In seiner düsteren Gestalt steuerte der alte Greis unglücklich sein Schiff in meine Richtung. Hockend hinter einem großen Stein betrachtete ich den Fluss Styx.

Vor 9 Jahren musste ich die Schmerzen empfinden, da ich nicht mit den Boot des Charon gefahren war. Zeus hatte mich leiden lassen.
Mich gequält. Mich lieben aufgehört.

Und es schmerzte mehr als es der Fluss getan hatte. Es zeriß mir jedes mal das Herz. Jedes mal brach mir ein Stück meines Herzens ab. Zerstört hatte er es. Vernichtet.

Zertreten. Als hätte ich nie eine Bedeutung gehabt. Als würde mich niemals jemand lieben sollen. Doch trotzdem konnte ich ihn nicht vergessen.

Ich konnte für niemand anderen fallen. Sie waren nicht er. Sie hatten nicht diese leicht verspielte Art, dieses bezauberndes Lächeln, dieses ehrliche Lachen.

Die strahlend blauen Augen, die heller glänzten als das Meer. Diese Liebe die er mir gab konnte niemand ersetzten. Keiner konnte mich so lieben wie er.

Und das war der Grund weswegen ich Zeus hasste. Ich hasste ihn weil ich ihm gehörte. Weil ich niemals aufgehört hatte ihn zu lieben.

Doch diese ganze Liebe hatte an Bedeutung verloren, als er unseren Sohn aufgab. Denn auch wenn ich ihn liebte, Hassen tat ich noch mehr.

Weinend rannte ich Richtung Wald. Hinter mir hörte ich die Rufe der Menschen und das Schießen von Pfeilen.

Als würden sie wollen das ich leidete, bevor ich starb. Und es allein lasste. Mein Kind allein lasste. Wie von alleine blickte ich mit verweinten Augen auf meinen Sohn hinab, der mich aus großen blauen Augen anschaute.

Ich hatte Angst, um ihn als auch um mich. Fester drückte ich ihn und somit auch das Tuch in dem er gewickelt war an mich und lief weiter. Jede Träne die meine Wange hinunter lief, ließ mich schaudern.

Als ich weit genug von meinem Reich entfernt war, drehte ich mich zwischen Zweigen und Ästen zum Palast. Die hohen Gemäuer Lybiens sprangen mir ins Auge und ließen mich leise aufschreien. Es war mein Zuhause gewesen, meine Heimat, meine Familie.

Ich war die Prinzessin dieses Reiches, die Prinzessin die Unheil gebracht hatte, die Thronfolgerin die eine Missgeburt geboren hatte. Ich seufzte auf. Für mein Volk waren Götter oder deren Kinder schreckliche Wesen. Und jahrelang hatte ich das auch gedacht, bis ich Zeus traf.

Er hatte mich verführt, mich wie seine Göttin geehrt und mich geliebt. Doch schließlich fallen gelassen. Und nun fragte ich mich war es das wert gewesen? War es meim Leben wert gewesen diesen Gott zu gehören? Mein Herz an ihn zu verlieren?

Gewiss nicht. Ich hatte zwar einen wunderschönen Sohn der mir nun schon ins Herz gewachsen war und denn ich niemals hergeben würde, doch dafür hatte ich einen hohen Preis bezahlt.

Ewige Verbannung und der Wunsch das ich starb. Ich wusste nun wie grausam Menschen sein konnten, wie grausam meine Mutter Lybia sein konnte. Mein Blick fuhr den Palast entlang, bis ich schließlich an einem marmor Balkon halt machte.

Auf ihn saß sie. Auf einem Stuhl strickend, sang sie meinen Untergang. Wie ich Zeus verfiel, ihrer Stadt leid zufügte, sie enttäuschte und wie sehr sie mir denn Tod mit ewigen Schmerzen wünschte.

Die Tränen die nun weiterhin nun schon fast unbemerkt runterfloßen, wischte ich weg. Dann drehte ich mich um und lief weiter in den Wald hinein. Ein stechen im Bauch ließ mich stehen bleiben.

Fluchend versteckte ich mich hinter einem großen Felsbrocken neben einem See. Unruhig atmete ich ein und aus. Mein Körper zitterte und ich wünschte mir ich hätte den Stahl Burschen nun bei mir, der mir bei der Geburt meines Sohnes geholfen hatte.

Ich hatte Angst. Angst vor den kommenden Schmerzen, vor dem Ziehen im Unterleib.
Mit einem Stock zwischen den Zähnen versuchte ich all den Schmerz zu unterdrücken. Meine verschwitzten Haare warf ich nach hinten und legten mich darauf.

Die Schmerzen waren unerträglich. Bei jeder Wehne erschauderte ich.
Nach einer langen Tutor, hatte ich es geschaffe. Meine Tochter war geboren.

Ihre grauen Augen strahlten mir entgegen und der Klang ihreres Weines zerieß mir das Herz. Langsam nahm ich sie auf meinen Arm und wickelte sie in ein Stück meines Kleides ein, bevor ich sie langsam mit dem Süßwasser des Flusses wusch, darauf bedacht ihr nicht wehzutun.

Als auch das getan war, nahm ich sie in den Arm und wiegte sie summend in den Schlaf. Auch ihr Bruder hatte bei meinem Gesang langsam die Augen fallen gelassen wofür ich dankbar war. Ich musste mich nun auf meine Gedanken konzentrieren. Was sollte ich nun tun?

Als der letzte Ton meines Liedes erklungen war, seufzte ich kurz auf und fasste mir an die Stirn welche glühend heiß war. Auch meine Wagen waren rot und die blauen Augen geschwollen.

Weinend, doch erleichtert es hinter mich gebracht zu haben krabbelte ich auf den Fluss zu. Müde wie ich war  bemerkte ich zu spät wie sich ein helles Licht im Wasser des Flusses wieder spiegelte. Doch als ich es bemerkte fuhr ich erschrocken zurück.

Ich vermutete das schlimmste, weswegen ich meine neugeborenen Kinder im hohen Gras des Waldes versteckte und zu Artemis bettete sie zu beschützen.

Zitternd drehte ich mich um und erstarrte. Eine Frau mit hellen Harren die ihr in großen Wellen von den Schultern hinab fielen, lächelte mich an, doch das Lächeln erreichte nicht ihre Augen.

Ich schluckte bloß, sagte und tat nichts. Ihre Kleidung fiel mir ins Auge. Ein runtergefallendes rotes Kleid mit Trägern aus goldener Seide.

Ich merkte das mir ein Träne die Wange hinunter lief. Denn nun wusste ich wenn ich vor mir hatte.
"Hera", murmelte ich mit gebrochener Stimme. Die angesprochene kam auf mich zu und machte kurz vor mir halt.

"Es wundert mich das du meinen Namen kennst.", sie zuckte kurz mit den Schultern und spielte an ihrem goldenen Armreifen herum welcher wie verrückt glänzte.

"Immerhin bist du die Gespiele meines Mannes, da muss man den Namen seiner Gattin nicht kennen.", fuhr sie offen weiter fort und schenkte mir kurz einen mitleidigen Blick.

Meine Kehle schnürte sich zusammen als sie murmelnd an meinen Haare zu spielen began. Ich konnte spüren wie meine Beine unter dem Druck meines Körpers nachgeben, hielt aber stand.
Nach einer langen Zeit des Schweigens, in dem man bloß mein klägliches Wimmern hörte, ließ sie meine Haarsträhne los. Ich hoffte sie würde jetzt verschwinden. Mich in Frieden lassen, mir nicht schaden, doch es kam wie erwartet, sie wollte Rache.

"Ich hoffe Zeus kommt seine Gespiele retten.", flüsterte sie, bevor sie einen Dolch in meinen Bauch rammte.

Die Verlorene Tochter Des Himmels [In Überarbeitung] Where stories live. Discover now