Teil 33

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Ariana

Schweigend saß ich neben den anderen zwei um unser Lagerfeuer. Nach unserem Wortgefecht waren Herakles und ich Holz sammeln gewesen, auch das war still verlaufen und nun aßen wir das was wir fanden.

Immer wieder warf ich den ein oder anderen verschwörerischen Blick Richtung Theodore. Der anders als Herakles nichts zu bemerken schien.
Seine ebenholzschwarzen Haare fielen ihm beim Kauen einer Beere leicht über die Stirn. Die beinahe schwarzen Augen lagen dabei im verborgenen.

Doch tief in mir hatte ich das ständige Gefühl, dass sein Blick auf mir lag. Das sein kalter, blutrünstiger Blick auf mir lag. Anmerken ließ ich mir jedoch nichts. Ich befahl mir selber ruhig und gelassen zu bleiben, nicht nervös zu werden und keine Dummheiten zu treiben.

Doch selbst meinen eigenen Befehlen konnte ich nicht folge leisten. Seufzend und beinahe genervt ergriff ich schließlich das Wort: "Gibt es nichts anderes, das du anstarren kannst?", Herakles schien zu glauben ich meine ihn doch nachdem er den finsteren Blick sah den ich Theodore zuwarf, wusste er das mein Zorn nicht ihm galt.

Vielleicht waren es die anstrengenden Tage gewesen, die Erkenntnis das sich mein Leben von nun an für alle Ewigkeit verändern würde oder das ich in einer scheußlichen Hölle mit zwei arroganten Männer saß, denn in diesem Moment war ich mir nicht im klaren, das ich vielleicht etwas übertrieben hatte.

"Keine Sorge, du wärst das letzte Wesen das ich gerne ansehen würde.", ich wusste nicht ob ich über seine beleidigenden Worte lachen sollte. Doch fest stand das ich solch eine Aussage nicht auf mir sitzen lassen würde. Langsam ließ ich meinen Kopf nach oben fahren.
"Du siehst mich nicht bloß an, du starrst mich an, als würdest du mich töten wollen.", ein raues, dunkles Lachen drang aus seiner Kehle.

"Glaub mir, gerade jetzt würde ich nicht lieber tun als das.", seine Antwort überraschte mich kein bisschen, weswegen sich auch meine Mundwinkel langsam nach oben zogen. "Geht mir genauso."
Mit zitterigem Körper, was sicher an der kalten Höhle lag, hielt ich seinen unausweichlichen Blick stand ohne mich abzuwenden. Es lag Hass und Wut in der stickigen Luft, nichts das darauf hindeuten würde das wir, weil das Schicksal es wollte, im selben Boot saßen.

Erst als sich Herakles leise räusperte brach ich unseren Blickkontakt ab.
"Ihr könnt eure Rivalitäten gerne auf dem Boot nach Kreta fortführen.", verwirrt schoß mein Blick zu dem Halbgott der selbstgefallig mit stolzen Blick auf mich herab sah.

"Ja du hast richtig gehört. Kreta.", ein verträumter Ausdruck legte sich auf Herakles Gesicht und er schüttelte ungläubig den Kopf, als konnte er selbst nicht glauben, was er da scheinbar organisiert hatte.

Weder ich noch Theodore fragten Herakles nach Einzelheiten doch diese erklärte er uns keine Sekunde später in voller Länge.
Nicht gerade Aufmerksam hörte ich zu, wie ich erst später bemerkte als mich Herakles abwartend ansah und ich nicht wusste von was die Rede war.

"Wie bitte?", Theodore neben mir stieß genervt die Luft aus und ich konnte nicht verbergen wie ich von seinem warmen Atem auf meiner Haut eine Gänsehaut bekam.
Energisch drehte ich den Kopf zu ihm.
"Habe ich etwa dich gefragt?", daraufhin erwiderte er nichts. Vielleicht weil er keine Argumente mehr hatte, was ich hoffte oder weil er keine Lust mehr hatte sich mit mir zu streiten was wohl eher der Fall war.

Der stürmische Blick Herakles rief mich zurück in die Realität.
"Ich habe einer meiner Kontakte spielen lassen, morgen erreicht ein Schiff die Küste Chios, mit ihm reisen wir ab.", erleichtert atmete ich aus. Wir hatten eine Chance. Um mir meinen plötzlichen Stimmungswandel nicht anmerken zu lassen, setzte ich genau wie die anderen einen neutralen Gesichtsausdruck auf.

"Ab dann trennen sich unsere Wege.", stolz darauf das meine Stimme so bestimmend klang, ignorierte ich die Blicke die sich Theodore und Herakles schnell zu geworfen hatten. "Ehrlich gesagt geht das nicht.", hätte ich Herakles nicht als eingebildeten Göttersohn gekannt, würde ich sagen er klang etwas verlegen.

"Wieso nicht? Wieso sollten sich unsere Wege nicht trennen können? Ich möchte weder etwas mit einer allbekannten Berühmtheit zu tun haben noch mit einem Feind."
"früherem Feind.", korrigierte mich Theodore, als wäre das, das einzige was er heraus gehört hatte.

"Beantworte meine Frage, statt mich zu verbessern.", ein kleines Grinsen legte sich auf seine Lippen, als würde er es genießen Wissen zu besitzen das mir von Bedeutung war.
"Du bist keine Sterbliche Ariana.", seine samtige Stimme hinterließ mir eine Gänsehaut. Jeden Zentimeter meines Rückens entlang bis zu meinen Armen auf dennen sich die feinen Härchen langsam aufstellen.

"Was meinst du damit?", fauchte ich etwas schärfer als zunächst beabsichtigt. Doch Theodore schien es nicht zu kümmern, noch immer ausdruckslos sah er mich an.
"Ich bezweifle, das du das rote Licht, das die Arena ausgefüllt hat übersehen hast.", verwirrt legte ich den Kopf zur Seite, natürlich hatte ich es nicht übersehen. Wie denn auch?
Schließlich war der Zusammenstoß des Schwertes Herakles und meines die Ursache des Lichtes gewesen.

Als der junge Mann schließlich keine Anstalt machte weiter zu sprechen, beantwortete ich ihm, seine auch wenn rhetorische Frage mit Worten, schließlich konnte er den Anschein nach meinen Gesichtsausdruck nicht deuten.
"Ich übersah das Licht nicht.", stellte ich klar.

"wieso fragst du dann? Ist nicht klar was ich meine?", seinen ruhigen Blick zu urteilen, bemerkte er nicht oder ignorierte er den Sturm der sich langsam in mir aufbaute. "Nein, es ist mir nicht klar was du mit deiner Aussage meinst." Lange schaute mir Theodore in die Augen. Zu lange für meinen Geschmack. Ich verfiel der tiefen Schwärze seines Blickes, der mich immer weiter zum Untergang drängte.

Ich ließ zu wie Wärme meinen Körper einnahm, ihn ausfüllte und jegliche Kälte verbann.

"Du bist göttlich. Göttliches Blut fließt durch deine Adern.", stocksteif blieb ich stehen. Atemlos sah ich dabei zu wie sich Theodore darauf hin weit nach vorne lehnte, sodass nur noch wenige Zentimeter unsere Nasenspitzen trennten. Mein Herz raste. Sorang mir regelrecht aus der Brust.

"Du bist ein Ziel geworden. Jeder sucht nach dir. Jeder sucht nach der Halbgöttin aus Chios.", abrupt wandte er sich ab und ließ sich gegen die Mauer hinter sich fallen. Erleichtert atmete ich aus, seine Nähe machte mich verrückt. Doch bei seinen folgenden Worten versteifte ich mich wieder.

"Und wir helfen dir. Verstecken dich so gut wir können vor ihren Fängen. Denn wenn sie dich haben, lassen sie dich nie mehr gehen."

Die Verlorene Tochter Des Himmels [In Überarbeitung] Where stories live. Discover now