Teil 23

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Herakles:

Fest umschlungen hielt ich sie in meinem Arm. Sie atmete schwer und unterdrückte jedes mal ein Schluchzen. Ariana wusste jedoch das unsere jetzige Situation nichts mit der Zukunft zu tun hatte. Noch immer mochte ich sie so wenig, wie sie mich.

Und das war auch gut so. Ich brauchte keine Verbündete. Ich wollte keine Schwester. Nach einiger Zeit in der ich bloß meinen Gedanken nachging, drückte sich Ariana leicht von mir weg. Sie fuhr sich mit ihrem Ärmel über ihre rot geschwollenen Augen und wischte sich die Tränen weg.

Die Arena war noch immer leise. Todenstill. Man hörte jeder der Bewegungen die Ariana machte. Niemand rührte sich. Niemand redete, niemand unterbrach das Schweigen.

Ariana:

Obwohl ich ihn kein bisschen mochte, ließ ich mich in die Arme des Herakles versinken. Ich war verzweifelt, hatte Angst und wollte endlich Aufwachen. Aus dem schrecklich realen Albtraum. Ich wollte das ich aufwachte und alles wieder normal war.

Ich raufte mir die Haaren und versank meine Hände in ihnen um mir die Schläfen zu massieren. Noch immer war Herakles Schild über uns und schützte uns somit vor dem Regen.

Doch darauf achtet ich zunächst nicht. Nur den vor mich weit entfernten Klang des aufschlagens des Regens war zu hören.

"Ariana.", Herakles laute Stimme drang nur in meinem Unterbewusstsein zu mir. Doch ich reagierte nicht. Noch mal wiederholte er meinen Namen. "Ariana!", diesmal etwas lauter und klarer. Auch diesmal antwortete ich nicht.

"Hör mir zu.", er umfasste meine Schulter und fing damit meinen Blick auf. "Wir müssen hier raus.", nervös blickte er sich um und versuchte mich am Arm zu packen, den ich aber reflexartig zurück zog. "Lass es.", fuhr ich ihn an. Und da sah ich es. Eine kleine Sekunde der Schwäche seiner seits. Enttäuscht von meinen noch immer nicht vorhandenen Vertrauen sah er weg.

Leise murmelte er etwas, dass ich jedoch nicht annähernd Verstand. Dann wiederholte er sich. Kälter und emotionslos, anders als zuvor. "Wir müssen weg." verwundert sah ich ihm in seine Augen. Doch er zeigte keine Emotion.

"Wieso?", fragte ich deswegen mit brüchiger Stimme und versuchte ein weiteres Schluchzen zu unterdrücken. Ohne mir zu antworten kam er mir näher, leise flüsterte er mir zu: "Sieh dich um."
Still ging ich seiner Bitte nach und sah mich in der großen Arena um.

Meine Augen fuhren aufmerksam die Sitzreihen entlang, bis das ich stockte. Scharf zog ich die Luft an als ich Bogenschützen entdecken. Mein Kopf drehte sich langsam zur entgegen gesetzten Richtung und auch dort stellte ich positionierte Bogenschützen fest.

Ich schluckte. Aus allen Richtungen waren Pfeile auf uns gerichtet wurden. Versteckt saßen die Wachen zwischen dem Publikum, mit dem einzigen Ziel uns zu töten. Mich zu töten, den Fehler des Gottes.

Ich schloss meine Augen um dem entsetzlichen Anblick zu entkommen. Herakles merkte es. "Öffne die Augen.", forderte er mich spöttisch auf. Etwas zu schnell öffnete ich sie.
Da war er also der ware Herakles.
In einem Moment kann er mitfühlend und sanft sein und im nächsten ist er ein gefühlsloser Felsbrocken.

Um mir den kleinen Stich in meinem Herzen nicht anmerken zu lassen versuchte ich genauso kalt wie er zurück zu antworten. "Wie kommen wir raus?" Überlegend sah der Halbgott zum Tor. Er kniff die Augen zusammen und ich beobachtete verwundert wie er seine Hände im leichten Wind hin und her schwing.

"Was zum-", er unterbrach mich in dem er mich anschubste. Unsanft fiel ich auf den staubigen Boden, gerade noch wehrte ich den Sturz mit meinen Armen ab, was mir ein kleines aufseufzen entlockte.
Ich würde ihn umbringen. Von Zorn beherrscht drehte ich mich zu ihm. Hochkonzentriert formte er ein Zeichen mit Zeigefinger und Ringfinger.

Seine Hände bewegten sich immer schneller und der Wind um und herum zischte. Die Menschen um uns herum verblassen zu verschwommenen Figuren die weit weg zu sein schieben. Ich versuchte unter dem Schild das uns noch immer vorm Hagel schützte hervor zu treten, doch auch diesmal hielt mich Herakles zurück.

Er rammte mir den Ellenbogen in die Rippen, was mich überraschend aufkeuchen ließ. Etwas Blut tropfte aus meinen Mund und verlief in einer geraden Linie bis zu meinem Kinn hinab.

Geschockt drehte ich meinen Kopf zu ihn, was meine braunen Haare im nun starken Winde herum wirbeln ließ. Herakles beachtete mich nicht und war weiter mit seinen Händen beschäftigt. Doch das kümmerte mich gerade nicht. Das Unwetter wurde stärker. Der Hagel wurde lauter, der Wind schmerzte auf der Haut und ein Gewitter war zu hören. Eines, dass immer näher kam.

Ich schloss die Augen. Tränen stiegen mir ein weiteres mal in die Augen. Es war zu viel für mich. Zuallererst starb ich in einem Kampf mit Herakles, überlebte dann jedoch durch ein Wunder, dann fand ich heraus ich sei eine Tochter der Zeus, Leute zielten plötzlich auf mich und zum guten Schluss musste ich mich auf Herakles verlassen. Den Mann der mich vor einigen Minuten töten wollte.

Schnell öffnete ich die Augen. Ganz genau, ich stand vor dem Mann der mich vor wenigen Minuten töten wollte. Und was tat er nun? Er ließ meine Sicht verschwinden. Jedenfalls glaubte ich er tat es. Es hatte damit begonnen das er seine Hände bewegte.

Mir wurde schwindelig, mein Kopf dröhnte und meine Sinne spielten verrückt. Geflüster und das Rascheln von Papier war zu hören. Die Stimmen klangen mir fremd. Sie schrien und jammerten, fluchten und schienen nicht aufzuhören zu klagen.

Ich fasste mir an den Kopf und riss an meinen Haaren. Schrie mir die Seele aus dem Leib, doch heraus kam nur ein quietschen. Die Personen um und schienen zu verschwinden und ein Richter Nebel setzte an.

Mit verschleierten Blick sah ich zu ihm. Noch immer formte er seine Finger zu Zeichen, murmelte Sätze die für mich nach altgriechisch klangen und hielt den Blick stets auf das Tor gerichtet.

Ich spürte wie der Wind immer stärker wehte. Nur mit Mühe konnte ich mich auf den Beinen halten. Ich umklammerte Herakles Schild und hielt mich an ihm fest.

Ich versuchte Herakles davon abzuhalten weiter zu machen. Seine Hände bewegten sich noch immer flink im Takt des Windes.
Mit einer schnellen Bewegung schlug ich ihn gegen den Arm. Aus der Fassung gebracht, keuchte er auf. Er verlor den Halt und stürzte.

Unsanft und mit einem lauten Knall das von seiner Rüstung ausging landete er am Boden. Geschockt sah er zu mir hinauf. Doch sein Schock verwandelte sich schnell in Zorn. Der Wind pfeifte noch immer in meinen Ohren, und meine Sicht verbesserte sich nicht.

Herakles schien sich nicht darum zu scheren wie es mir geht, als er schnell aufstand und mich zu Boden drängte.
Ich stolperte zurück und fiel auf den Rücken. Leise zischte ich auf als sich mehrere Steine in meine Haut bohrten.

Sein Oberarm war auf meiner Kehle und schürte mir leicht die Luft ab.
Sein Oberkörper begrenzte jede Flichtmöglichkeit, weswegen ich mich erfolglos auf dem Boden herum weltzte. Herakles fluchte über mir als er ein weitere Mal begann, Wörter zu Murmeln und mit seinen Händen herum zu hantieren.

Ich schlug um mich, kreischte und verfluchte ihn. Noch immer war meine Sicht verschwommen weswegen ich nur seine Umrisse erkennen konnte.

Beinahe hätte ich die Augen geschlossen, hätten mich dieser Knall nicht wach geschüttelt. Den zwischen Bewusstsein und Unmacht ertönte das zischende Geräusch einer Blitzschlags. Genau vor mir.

Die Verlorene Tochter Des Himmels [In Überarbeitung] Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon