Teil 2

185 26 73
                                    


Ariana:

Es war ein kalter Wintermorgen.
Ein Morgen wie jeder, zu dieser Zeit.
Schrecklich, alltäglich und düster. Meine schwarzen Stiefel platschten in den Schnee Pfützen Chios herum und ließen mich abermals aufseufzen. Wie schnell die Zeit vergehen konnte. Ich war nun immerhin schon 16 Jahre alt.

Mit sieben hatte mich meine geliebte Mutter verlassen. Die neun längsten und schlimmsten Jahre meines noch so kurzen Lebens.

Immerhin hielt ich mich vom Geld, das ich von Straßenkämpfen erhielt,  über Wasser und wohnen tat ich in einer kleinen Hütte, mit Ausblick auf das Meer. Viel hatte ich schließlich nicht.

Das Versprechen das es Verwandte auf Chios gab, stimmte. Das sie sich um mich kümmern, war absurd. Sie hielten mich genau wie meine Mutter für ein Monster. Ein Monster, das auf Ewigkeit im Tartarus verrotten sollte.

Mit einen lauten Ruck schob ich die Tür der Hütte auf und ließ mich erschöpft in einen Stuhl fallen.
Meine Zuhause war bescheiden. Eine kleine Feuerstelle, einen Schrank mit Schriftrollen, einen selbst geschnitzten Stuhl und ein Bett.

Ich zündete eine Kerze an und sofort erhellte sich die Hütte. Der Tag war lang gewesen, nun wollte ich nur noch schlafen. Als ich mich zu Bett begeben wollte, stolperte ich über etwas.
Ein Buch?

Verwirrt hob ich es hoch und sah es mir an. Es gehörte mir nicht. So einen Stoff konnte ich mir nicht mal in meinen Träumen leisten.

Die Blätter waren aus Pergament, der Titel aus Gold und die Verzierungen mit Hand bearbeitet. Zu meinem größten Erstaunen hieß Der Titel 'Helden und Götter'

Mit funkelnden Augen schlug ich ohne viel drüber nach zu denken ein Kapitel zu den Helden auf. Vor mir tachte in geschwungener Schrift, ein Name auf Herakles.

Ein junger Halbgott, Sohn des Zeus und mit Gaben beschenkt. Ich beneidete ihm, er wusste wohin er gehörte, anders als ich.

Mein Finger fuhr weiter die Textstellen entlang, lesen konnte ich wie zu viele Bewohner dieser Insel nicht besonders gut. Weswegen ich bloß die Kunst des Buches bewunderte.

Eine Malerei zeigte Herakles selbstbewusst in einem Brust Harnisch, der in der Sonne authentisch glänzte, stolz nach vorne blickend und Kameraden die um ihn herum klatschten.

Der Stahlarmschutz des Kriegers war von Metalschuppen versehen. Seine grauen Augen glänzten vor Freude und seine hellen Haare wehten im Wind.
Es kam mir fast so vor als wäre das Bild lebendig.

Noch nach einigen Minuten betrachtete ich die Zeichnung. Sie hielt mich gefangen, als würde meine Augen keinen Ausweg finden.

Mit Anstrengung schloß ich das Buch und nahm es mit zu meinem Bett. Doch statt mich sofort ins Bett zu legen, schob ich es mühsam beiseite. Ich klopfte gegen die Dielen meines Bodens und fand die undichte Stelle. Langsam und mit Vorsicht, hob ich den Holzbalken auf.

Mein Blick schweife über meine Habseligkeiten, einen Geldbeutel, mit wenig Münzen für Notflälle, der Dolch meiner Mutter und nun auch das Buch.

Doch mein Blick blieb wie zu oft am Dolch hängen. Er zog mich immer wieder in seinen Bann. Hielt mich gefangen und versuchte mich in das Verlangen zu bringen ihn zu führen. Vorsichtig nahm ich ihn und hielt seinen Griff fest in meiner Hand.

Es fühlte sich ungewöhnlich an. Doch gleichzeitig beschützend. Etwas sagte mir das ich morgen mit ihm kämpfen sollte, eine kleine Stimme in meinem Unterbewusstsein flüsterte mir zu ich solle ihn benutzen.

Mit meinem Zeigefinger fuhr ich die scharf geschliffene Klinge des Dolches entlang. Ich würde mit ihm kämpfen. Gerade als ich ihn zurück legen wollte spürte ich etwas seltsames. Etwas war eingraviert worden. Wieso hatte ich es noch nie bemerkt? Stirnrunzelnd eilte ich zur Kerze und legte den Dolch in den Schein des Lichtes.

Auf der Stelle würde die Waffe glühend rot, brannte oder schmerzte aber nicht. Noch immer ruhten meine Finger auf der Waffe und ich wagte es nicht sie zu bewegen. Plötzlich bemerkte ich wie etwas über mir scheinte. In weißer Farbe erhob sich ein Symbol, ein Blitzstab.

Zeitgleich zum Erscheinen des merkwürdigen weißen Lichtes fühlte ich wie etwas an meinem Hals zog. Ich blickte hinunter und sah das auch meine Kette rot wurde.

Ein angenehmes Prickeln fuhr meinen Körper entlang und ließ mich erstaunt erstarren. Die Kette und der Dolch wurden von einander angezogen und trafen sich schließlich.

Als sie sich berührten tauchte wie aus Magie ein Name auf Griechisch vor mir auf: Δίας
Übersetzt: Zeus

...

Die Verlorene Tochter Des Himmels [In Überarbeitung] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt