Teil 20

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Lamia

Meine Kehle schürte sich wie von alleine zusammen und meinem Bauch durchfuhr ein unglaublich schmerzhaftes Gefühl. Mit meinem einen Arm versuchte ich gerade noch die Göttin auf Seite zu drängen.
Unmöglich.

Langsam bohrte sich der Dolch in meinen Körper und tötete alles nötige zum Leben. Laut schrie ich auf. So laut ich konnte. Die Tränen ließ ich einfach rubterrollen und schnell bemerkte ich wie das Leben an mir vorbeizog.

Hinter mir ertönte Geschrei und ein Geräusch von weinen. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah wie mein Sohn zu mir aufsah.

Er kam in seinem weißen Seidentuch zu mir gelaufen um nach mir zu verlangen. Ganz sanft umschlossen seine kleinen, weichen Finger meine Hand um diese dann beruhigend zu streicheln. Es war eine wunderschöne Geste, die jedoch Trauer und Tod bedeutete.

Hera war von dem Kleinkind überrascht gewesen. Sie verzog kurz verwirrt das Gesicht und sah dann zu mit, da ich meinen Tod nun am nächsten stand. Doch plötzlich kam der vom Eifersucht geplagten Göttin eine bessere Idee in den Sinn.

Ich sollte nicht sterben, nein ich sollte ewig leiden. Mit einer schnellen Handbewegung zog Hera den Dolch aus ihrem Bauch. Sie kniete sich schnell vor mich und begann den Zauber.

Hera ließ ihre göttlichen Hände in die Wunde gleiten um diese zu bearbeiten und mein Leben wieder herzustellen. Dabei verlor ich immer mehr Blut und meine Sicht war nun mehr als verschwommen.

Mein Sohn neben mir hielt noch immer meine Hand fest und beobachtete interessiert das Schauspiel das sich ihm vorspielen zu schien.

Ich war am Ende mit meinen Kräften und das zeigte ich auch. Als Hera mit den Zauber zuende war, blieb ich flach am Boden liegen. Meine Augenglieder fühlten sich schwer an, als würden sie wollen das ich sie schloss und nie wieder öffnete.

Ich hustete ein wenig und Blut verließ meinen Mund. Mit zusammen gekniffenen Augen beobachtete ich wie sich die Göttin langsam meinen Sohn näherte. In ihren Augen Irrsinn und Wahnsinn zu sehen.

In dem wunderschönen von Blut bespritztem Kleid kniete sie sich neben meinen Sohn, um ihn dann auf einem Arm hochzuheben. Das Kind schlug um sich, schrie und weinte als die Göttin es auf dem Arm hielt. Mein Blick war starr auf mein Kind gerichtet. "Weißt du Lamia.", schnell blickte ich zu Hera die mit ihrem Dolch in der freien Hand spielte.

"Ich wollte zuallererst dich töten. Immerhin bist du die Schuldige. Du bist der Grund weswegen mein Mann mich betrogen hatte." Schnell schüttelte ich den Kopf ich spürte wie sich meine Stimme nicht wieder fand ich jedoch ein schluchzen rausbrachte.

"Nein er betrog dich, weil er dich leid war Hera.", spuckte ich ihr entgegen und versuchte mich auf meinem Händen abzustoßen und aufzustehen.
Laut lachte Hera auf. Doch freudig klang es nicht. Eher bösartig und launisch, so wie sie immer schon war.
Dann fuhr sie lächelnd mit ihrer Rede fort.

"Doch ich bin eigentlich auf Schwachstellen aus. Und deinen habe ich gerade gefunden.", dann stieß sie den unschuldigem Geschöpf auf Erden den Dolch in die Brust. Dem Kind. Es schrie nicht. Es weinte nicht. Es hatte keinen Ton von sich gegeben. Es hatte den Tod nicht verdient. Mein Sohn hatte den Tod nicht verdient.

Doch auch ich blieb stumm. Mein Körper war nicht in der Lage die Situation zu verarbeiten und mein Gehirn kämpfte um den Drang an mir nun selbst den Dolch in die Brust zu rammen.

Ich hielt die Luft an und brauchte nur ein leises: "Nein" über die Lippen. Hera lachte schadenfroh auf und verschwand schließlich, doch das bekam ich nur im Hintergrund mit mein Blick gehörte dem Kind welches nun unsanft und mit weit geöffneten Augen zu Boden fiel.

Ich konnte mich nicht bewegen und hörte nur ein rauschen im Ohr.
Dann krabbelte ich unfähig meine Beine zu bewegen auf meinen toten Sohn zu. Und da sah ich sie, unschuldige blau/graue Augen.

Die Augen die mich und Zeus vermischten. Eine wunderschöne Farbe, die jedoch in diesem Augenblick leblos war und an Bedeutung verlor.
Sanft Strich ich die blonden Haare meines Sohnes zur Seite und fuhr jeden Zentimeter seines Gesichtes entlang, schreiend und weinend, um mir alles einzuprägen.

Ich hatte Angst vor der Zukunft. Angst vor dem was nun passieren würde, denn ich wusste ich würde mich verändern. Verändern in die Angst der Götter, die sie selbst erschaffen hatten.
Und in dem Momente gaben meine Augenlider nach, das letzte was ich sah, waren die Starr blickenden Augen meines Sohnes. Meines geliebten Sohnes.




Die Verlorene Tochter Des Himmels [In Überarbeitung] Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum