24~ Hᴇᴀʟ- Tᴏᴍ Oᴅᴇʟʟ

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Es folgte Shot nach Shot und schon nach kürzester Zeit war ich komplett dicht. Und was soll ich sagen? Es war mir egal. Alles war mir egal. Mir war egal, dass ich keine Kontrolle mehr über mich hatte. Mir war egal, dass ich mich morgen wahrscheinlich an nichts mehr erinnern würde. Mir war egal, dass Louis hier war. Mir war egal, dass ich den größten Fehler begehen könnte, ich würde mich nicht mehr daran erinnern. Ich hatte keine Sorgen. Meine Gedanken waren still. Und es fühlte sich unglaublich gut an. Ich war wieder ich. Harry Edward Styles.
Und dennoch spürte ich, dass er mir fehlte. Mir fehlte mein bester Freund. Mir fehlte Louis.

-

Stunden später feierten wir noch immer. Es musste schon später als vier Uhr sein, ich hatte keine Ahnung. Und langsam bekam ich wieder klaren Kopf. Ich saß hier mit den anderen Jungs, während alle fröhlich sangen und ich mich hier fehl an Platz fühlte. Ich stellte mein Glas ab und setzte mich nach draußen auf den Balkon. Hier hatte ich meine Ruhe und die Musik war nur gedämmt wahrnehmbar. Der Alkohol war noch immer deutlich zu spüren, doch wenigstens konnte ich mittlerweile normal sprechen. Naja zumindest so halbwegs. Nuscheln tat ich noch immer.
Ich setzte die Kapuze meines Pullovers über und lehnte meinen Kopf gegen die kalte Wand. Tausende Erinnerungen kamen wieder hervor. Und mal wieder wurde mir klar, was ich eigentlich verloren hatte. Wie trostlos mein Leben seit dem war und wie ich immer häufiger mit Gedanken zu kämpfen hatte, die früher in meinem Kopf nie einen Platz hatten.
Was, wenn ich aussteigen würde? Wenn ich kein Teil mehr von One Direction wäre?

Plötzlich hörte ich, wie die Tür geöffnet wurde und erkannte die Silhouette. Seine Silhouette. Vermutlich wollte er nur eine rauchen, weshalb ich meinen Blick wieder von ihm nahm und mich wieder in meiner Kapuze versteckte. Der Himmel war klar und die Sterne waren deutlich sichtbar, was mich an früher erinnerte, als ich die Sterne immer auf langen Fahrten oder Flügen mit Louis betrachtete und wir uns irgendwelche Bilder ausdachten.

„Harry?" ertönte plötzlich seine Stimme und ich merkte, wie er sich neben mich setzte.

„Louis, isch bin betrunkn." sagte ich leise. Denn so war es. Plötzlich war es mir nicht mehr egal. Die Sorgen waren wieder da und die Leere in mir nahm meinen ganzen Körper ein. Und ich wollte nicht, dass ich wieder irgendetwas tat, was ich am nächsten Tag bereuen würde. Dass ich ihn wieder verletzen würde und alles nur noch schlimmer machen würde. Obwohl, konnte es überhaupt noch schlimmer werden?

„Ich weiß." flüsterte Louis und rückte ein Stück näher zu mir. Verwirrt blickte ich auf und in dem Moment streckte er seinen Arm aus und strich sanft über meinen. Sofort bekam ich eine Gänsehaut am ganzen Körper. Und dann wurde mir klar, dass das meine letzte Chance war. Meine letzte Chance, ihm zu zeigen, wie ich mich fühlte.

„Es tut mir so leid. Es tut mir so leid, Louis. Isch wollte nie, dass's passiert. Ich wollt nie, dass du's erfährst. Ich wollt's für mich behaltn weil ich dacht... ich dachte, ich schaff's irgendwie, diese bescheuertn Gefühle zu verliern. Louis du bis alles für mich und ich kann dich nich verliern. Ich kann dich einfach nich verliern. Ich weiß, dass du straight bist und des is okay. Des ist okay und ich komm schon irgendwie damit klar, aber bitte... bitte..." Ich nahm einen tiefen Atemzug und versuchte, meine Gedanken irgendwie zu sortieren, doch es war allein ein komplettes Wirrwarr.
„Du bis mir so wichtig Lou. Ich brauch dich. Als bestn Freund."

„Ich weiß. Ich weiß..." Jetzt verwirrte er mich. Noch immer strich er über meinen Arm, woraufhin ich seine Hand einfach in meine nahm.

„Ich will, dass's wieder sois wie früher. Louis ich kann nich ohne dich. Ich kann so nicht mehr weiter lebn." Ich hatte ihm gesagt, wie ich mich fühlte. Und das war meine letzte Chance, dass er mich verstehen würde. Denn heute war es anders. Louis saß hier und hörte mir zu. Er hörte mir zu und das erste Mal seit Wochen berührten wir uns wieder.
Meine Augen wurden glasig, doch schnell blinzelte ich meine Tränen weg. Und es funktionierte.
„Bisdu betrunkn?" Ich musste es wissen. Denn wenn er es war, hatte das alles keine Bedeutung. Dann würde ich morgen mit Kopfschmerzen aufwachen und alles war wieder so wie vorher. Doch zu meiner Überraschung schüttelte er nur seinen Kopf und drehte sich zu mir, sodass wir uns ansahen. Immer noch Hand in Hand.

„Ich... fuck ich wollte doch nie, dass es so endet. Ich hab mir geschworen, dir alles zu erzählen und zu erklären, warum ich mich so fühle. Und ich will es dir erklären, Harry. Ich will dir alles sagen, was mir auf dem Herzen liegt." Der Druck auf meine Hand würde stärker. Nur minimal, doch ich spürte es.
„Aber nicht jetzt. Nicht heute. Du bist betrunken und ich will mit dir sprechen. Ich will mit einem nüchternen Harry sprechen und..." Er nahm seine andere Hand und legte sie auf unsere verschränkten drauf.
„Harry ich vermisse dich und ich hasse mich dafür, dass ich nicht früher gekommen bin, aber ich hatte so eine unheimliche Angst. Die hab ich immer noch, aber ich hoffe, dass du mich irgendwie verstehen kannst und mir vielleicht sogar irgendwann verzeihen kannst." Er drückte einmal sanft zu und löste sich dann von mir.
„Es tut mir leid, was ich dir angetan habe. Ich weiß, du kannst nichts für deine Gefühle und ich hatte nie die Absicht, dich zu verletzen und ich will dich genauso wenig verlieren. Ich kann dich nicht verlieren und ich hab ehrlich gesagt immer noch keine Ahnung, was mit mir los ist, aber ich will dir trotzdem alles erklären, auch wenn es für mich selbst noch ein komplettes Durcheinander ist. Ich weiß noch immer nicht, wer ich eigentlich bin, aber ich will es verstehen. Ich bin bereit, es zu verstehen. Und ich bin bereit, die Realität zu sehen."

„Es is okay. Du has-hast dich kurz verlorn." flüsterte ich. Er stand noch immer vor mir und sah so zerbrechlich aus. Und dennoch konnte ich in dieser Dunkelheit endlich wieder diesen kleinen Funken erkennen.
„Willkommn zurück, Louis." flüsterte ich und lächelte kurz. Dann erhob ich mich und wagte den Schritt, der sich für mich einfach in diesem Moment richtig anfühlte. Ich ging einen Schritt auf ihn zu und nahm ihn in meine Arme. Ich umarmte Louis und ich könnte glücklicher nicht sein. Und das krasse war, es fühlte sich so normal an.
Ich hielt ihn nicht lange im Arm. Ein letztes Mal sah ich in seine ozeanblauen Augen, ging wieder rein und lief in mein Zimmer.
Und die einzigen Worte, die in meinem Kopf schwirrten, waren what. the. fuck?

What if? ~ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt