10~ fᴀᴍɪʟʏ ʟɪɴᴇ- ᴄᴏɴᴀɴ ɢʀᴀʏ

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Nach einer gefühlten Ewigkeit landeten wir endlich in England. Hier würden sich unsere Wege nun trennen, denn jeder musste in eine andere Richtung und fuhr somit alleine.
Nachdem wir unsere Koffer erhalten haben, machten wir uns auf den Weg Richtung Ausgang. Natürlich mit Security. Die ganzen Paparazzis und Fans machten den, eigentlich fünfminütigen Weg, zu einer zwanzig minütigen Torture.

„Wir sehen uns, Jungs." hörte ich Liam rufen und in dem Moment, als ich mich umdrehte, war er schon im Taxi verschwunden. Soviel zur Verabschiedung. Die anderen sah ich auch nicht mehr, weshalb ich davon ausging, dass auch sie schon in ihren Fahrzeugen waren. Also ging ich mit meinem Bodyguard in Richtung meines Taxis und stieg ein. Die Ruhe, als die Tür zu fiel, war so still und doch so laut. Das Hallen der Kamerageräusche und des Geschreis der Paparazzis und Fans hallte noch Minuten später nach.
Nach einiger Zeit schaffte ich es jedoch, mich zu entspannen und es mir im Sitz bequem zu machen. Ich war alleine. Der Fahrer sah mich durch die Bedeckung nicht und ein Bodyguard war auch nicht da. Ich war endlich alleine.
Eine einzelne Freudenträne entkam mir. Langsam schlich sich auch die Realisation ein, dass ich die nächsten Tage bei meiner Familie verbringen würde. Zu Hause.
Ich war so glücklich. Doch genau in diesem Moment, als meine Mundwinkel in die Höhe gingen, blitzte das Bild von Louis auf und sofort breitete sich eine unendliche Trauer aus. Ich konnte nicht begreifen, wie es im Moment war. Dass er nicht mit mir redete. Wir hatten uns noch nie zuvor gestritten und ich wusste nicht einmal, wie ich diese Auseinandersetzung nennen sollte. Ein Streit war es nicht. Eine Diskussion auch nicht. Es war lediglich kein Kontakt. Lediglich...
Als wäre es kein großes Ding. Ich hasste mich. Ich hasste mich für das, was ich getan hatte und ich wusste nicht einmal, was es war.
Warum musste es so kommen?
Warum hatte ich mich nicht unter Kontrolle?
Meine größte Angst wurde zur Wirklichkeit...

Ich sah aus dem Fenster und sah die Menschen, die ihr Leben lebten. Pärchen. Mann und Frau. Mann und Mann. Frau und Frau. Und ich konnte das Glück nicht haben. Ich würde mich niemals in der Öffentlichkeit mit einem Mann zeigen dürfen. Mit einem Mann, mit welchem ich eine Beziehung hatte. Oder ob es nur ein Date war. Oder auch nur Freundschaft. Ich durfte das nicht machen. Niemals. Ich durfte mich nicht einmal outen. Das war doch so lächerlich. Ich welch einer beschissenen Welt lebten wir eigentlich, dass Liebe zu Hass führte? Dass Menschen nicht lieben durften? Ich begriff es einfach nicht. Es machte keinen Sinn. Warum durfte jeder frei und glücklich sein, doch wenn es zwei Männer oder zwei Frauen waren, die glücklich sein wollten, spielte das Glück dieser Menschen keine Rolle mehr. Dann war es nicht Liebe.

Das ist doch unnatürlich!
Gott hat Mann und Frau erschaffen!
Es gehört sich nicht!
Das ist abartig!
Es ist nicht richtig!
Ihr verdient kein Glück!
Es gibt nur Liebe zwischen Mann und Frau!
Als Bisexueller kannst du dich nur nicht entscheiden!
Schwuchtel!

Glücklich sein. Das wollte ich. Und das war meine einzige Absicht. Glücklich zu sein.
War das zu viel verlangt? War das wirklich zu viel verlangt?
Die Tränen kamen nun unkontrolliert. Ich wollte nicht, dass Louis und ich so ein Verhältnis hatten. Es musste einfach aufhören.
Ich schniefte und holte mein Handy aus der Hosentasche. Die unzähligen anderen Nachrichten ignorierte ich.
Auf direktem Wege tippe ich auf Louis' Kontakt. Ich rief ihn an und es tönte auf. Ein Mal. Zwei Mal. Drei Mal. Vier Mal. Fünf Mal. Sechs Mal. Sieben Mal. Acht Mal.
Nach dem neunten Mal gab ich auf und legte auf. Er ging nicht ran. Vielleicht hatte er gerade keine Zeit? Vielleicht redete er mit seinem Fahrer? Oder vielleicht wollte er auch einfach nicht mit mir sprechen...
Ich versuchte es noch zwei weitere Male, doch er hob nicht ab. Also entschied ich mich, ihm eine Nachricht zu schreiben. Es kostete mich eine Menge Überwindung. Aber es war doch Louis. Der Louis, der mein bester Freund war. Der alles für mich war. Mit dem ich jeden Quatsch machen konnte. Er war doch eine vertraute Person. Meine vertraute Person...

What if? ~ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt