21~ Aʟʟ fᴏʀ ʏᴏᴜ- Cɪᴀɴ Dᴜᴄʀᴏᴛ

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Es vergingen gefühlt Stunden, die ich heulend, zusammengekrault auf dem kalten Küchenboden verbrachte. Ich sah kurz auf. 1:16 Uhr. Ich musste aufstehen. Ins Bett gehen. Auf mein Zimmer gehen. Und irgendwie schaffte ich es, aufzustehen. Mein Kopf drehte und ich hatte das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen. Doch irgendwie... irgendwie hielten mich meine Beine. Langsam stellte ich den rechten Fuß nach vorn. Und ich machte den ersten Schritt. Wieder fühlte es sich so an, als würde man mir mit einem Messer ins Herz rammen und darauf herum stochern, als wäre es nichts wert. Als wäre ich nichts wert.
Die Stimmen in meinen Kopf schrien mich an.

Was hast du getan?
Du hast alles zerstört!
Er weiß, dass du ihn liebst!
Dass du Gefühle für ihn hast!
Eure Freundschaft ist kaputt!
Es wird nie wieder so sein wie früher!
Du bist schuld! Du allein!

Ich hatte nur noch einzelne Worte in meinem Kopf von dem, was Louis sagte.
In Ruhe lassen. Hab meine Gründe. Lass es sein. Du bist schuld. Angst vor dir. Was kommen kann. War immer normal. Du mich liebst. Verdammte scheiße.

Ich lag im Bett. Keine Ahnung, wie ich es hier hin geschafft hatte. Ich machte mein Handy an. Hörte die, mit Sternchen markierte, Sprachnachricht.
Hi Hazza! Ich bin gut zu Hause angekommen. Mum hat schon gekocht...
48 Sekunden. Die exakte Länge meiner Lieblingssprachnachricht von ihm.
Wie er mit einem Hi Hazza anfängt und mit einem Hab' dich lieb aufhört. Wie seine Schwestern im Hintergrund nach ihm rufen, weil sie anscheinend nicht genug von ihm bekommen können, genauso wie ich.
Diese Sprachnachricht konnte ich mittlerweile auswendig.
48 Sekunden, die ich jeden Abend anhöre und nicht weiß, ob ich weinen oder lächeln soll. Ob sich mein Herz krümmt oder doch bei dieser Erinnerung aufblüht.

Ich wusste, dass ich meine Gefühle für ihn niemals verlieren würde und es machte mich kaputt. Es zerbrach mich innerlich.
Ich konnte seine Nähe unter dieses Umständen nicht länger ertragen.
Noch ein Schluchzer verließ meine Kehle. Meine Augen brannten unheimlich. Es kamen keine Tränen mehr. Ich konnte nicht mehr weinen.
Es klopfte.
Wie konnte das nur passieren? Wie konnte ich es ihm nur sagen? Warum? Warum war ich nur so ein Idiot?
Es klopfte erneut. Meine Atmung stoppte. Ich hatte es mir nicht eingebildet.

„Harry?" Es war so leise, dass ich es kaum hörte. Ich regte mich nicht.
„Kannst du bitte aufmachen?" Mein Körper zitterte. Vor Angst. Vor Wut auf mich selbst. Vor Wut auf Louis. Vor Wut auf Paul. Vor Wut auf Mum, dass sie mich dort angemeldet hat. Vor Wut auf alles und auf jeden...
Meine Beine trugen mich zur Tür. Es ging wie von alleine. Ich legte meine Hand auf die Klinke und senkte sie langsam. Niall trat sofort ein, schloss die Tür hinter uns und sah mich mit großen Augen an. Mein Gehirn kam nicht mit. Niall... Niall war hier? Bei mir?
„Scheiße, Harry!" flüsterte er und sofort entkam mir ein Schluchzer. Ich spürte seine Arme, die mich umschlangen und mir das minimale Gefühl von zu Hause gaben.
„Was ist passiert?" Ich konnte nicht sprechen. Meine Stimme versagte und mein Körper bebte.
„Setz dich." Er führte uns auf mein Bett. Wir setzten uns auf die Kante, doch Niall ließ mich nicht los. Er hielt mich, als wäre ich ein kleines Baby. Als wäre ich zerbrechlich wie Glas. Er gab mir den Schutz. Den Schutz vor dem Zerbrechen.

„Ich... ich..."

„Harry... beruhig dich." Erneut entkam mir ein Schluchzer. Verdammt, es wollte nicht aufhören. Und ich wollte so nicht sein. So... zerbrechlich. Ich war doch immer so stark. Oder? War ich das?

„Scheiße Niall- ich..." Er Strich über meinen Rücken. Mum tat das immer und sofort hatte es eine Wirkung auf mich. Allmählich stoppte das Beben.

„Was ist passiert? Ich hab euch schreien hören und dann dieser laute Knall. Was war das?" Seine Stimme war sanft und ich hatte das Gefühl, ich war sicher.

What if? ~ Larry StylinsonWhere stories live. Discover now