4~ Fᴏᴜʀᴛʜ ᴏf Jᴜʟʏ- Sᴜfᴊᴀɴ Sᴛᴇᴠᴇɴs

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Als ich meine Augen öffnete, war es dunkel. Von dem Fenster kam kein Licht mehr hinein, außer das schwache Nachtlicht von den Laternen und Gebäuden. Unter mir hob und senkte sich der Brustkorb meines besten Freundes. Seine Atmung zeigte, dass er schlief. Wie lange hatte ich aber bitte geschlafen, dass es draußen schon dunkel war? Es war nicht einmal vierzehn Uhr, als wir auf mein Zimmer gingen.
Leise und mit möglichst wenig Bewegungen erhob ich mich von Louis' Brust, obwohl ich ewig so liegen bleiben konnte, aber meine Neugier auf die Uhrzeit nahm dann doch Oberhand. Ich rollte mich einmal und tastete den Nachttisch nach meinem Handy ab. Als ich es hob, schien sofort der helle Bildschirm in meine Augen, weshalb ich direkt die Helligkeit auf das Minimum reduzierte.
2:28 Uhr. Na super. Ich war hellwach, Schlaf hatte ich genug bekommen, und Louis schlief tief und fest. Also öffnete ich Instagram, wobei ich es nach zwei Minuten wieder schloss, da unsere Kommentare nur aus blau, grünen Herzen oder irgendwelchen Larry Andeutungen bestanden. Ich genoss es, dass unsere Fans uns als Pärchen vorstellten, doch für Louis war das sicher weniger angenehm und vor allem hat unser Liebesleben nichts in der Öffentlichkeit zu suchen. Also versteht mich nicht falsch, ich finde einfach, dass eine öffentliche Beziehung vieles kaputt machen kann, es allerdings geheim halten zu müssen, stellte ich mir auch sehr schwierig vor. Mein Outing wollte ich ja auch nur aus dem Grund, weil ich frei sein wollte. Weil ich nicht wollte, dass sich Fragen bei Interviews immer nur um Mädchen handelten und nie Jungs erwähnt wurden.
Wer hat eine Freundin?
Was mögt ihr an Frauen am meisten?
Auf was achtet ihr bei einer Frau als Erstes?
Steht ihr auf große oder kleine Brüste? (Mal abgesehen davon, dass diese Art von Fragen sowieso extrem sexistisch sind).
Also kurz gesagt: Ich wollte, dass nicht direkt davon ausgegangen wird, dass jemand Hetero ist, ohne es jemals gesagt zu haben. Mit meinem Outing möchte ich einfach bewirken, dass mit Homosexualität anders umgegangen wird. Dass es nicht totgeschwiegen wird und dass sich einige Dinge in unserer Gesellschaft ändern. Ich wollte eine Veränderung unserer Gesellschaft auf dieses Thema. Das wollte ich mit meinem Outing bewirken. Trotzdem war ich auch der Meinung, dass ein Outing nicht immer zwingend notwendig war. Jeder sollte einfach so sein, wie er sein möchte. Punkt.
Ich schüttelte meine Gedanken ab und öffnete Wattpad. Ja, auch ich las Fanfictions über uns. Naja eigentlich über Louis und mich. Larry.
Keiner der Jungs wusste das und das sollte auch so bleiben. 

"Fünf Pfund, dass du die verbrennst", sagt
Lottie, als sie sich später in der Nacht auf den Tresen neben dem Herd lehnt.

Bis jetzt war die Story wirklich nicht schlecht.
Nach nicht all zu langer Zeit schmerzte allerdings meine rechte Körperseite, weshalb ich mich wendete und dabei aus versehen mein Handy gegen Louis' Gesicht schlug.

„Alter Harry!" Ups.

„Tut mir leid, war nicht mit Absicht." flüsterte ich und verlangsamte meine Bewegung, um ihn nicht noch einmal zu erwischen.

„Warum bist du wach?"

„Es ist fast drei. Ich hab' viel zu lange geschlafen." murmelte ich. Die Wattpad Story war gerade wirklich zu interessant, um sie jetzt zu unterbrechen.

„Was machst du?" fragte er und lehnte sich nach vorne, um in mein Handy schauen zu können. Ich drehte es jedoch so, dass er nichts sehen konnte, woraufhin ich einen gespielt bösen Blick erntete.
„Aha, ein Verehrer." Ich lachte leicht und schüttelte meinen Kopf.

„Ich lese."

„Was liest du denn, dass ich es nicht sehen darf?" Erneut lehnte er sich zu mir hinüber, woraufhin ich meinen Bildschirm aus schaltete und der Raum somit wieder fast komplett schwarz war. Lediglich unsere Silhouetten konnte man erkennen. Was, wenn er wüsste, was ich hier eigentlich wirklich las?

„Aha, smut Szene also." Er legte sich auf mich, platzierte seinen Kopf auf meiner Brust und verschränkte seine Arme unter meinen Rücken. Ein wohliges Seufzen entkam ihm.
„Wie geht's dir?"

„Gut, denke ich. Willst du nicht lieber noch etwas schlafen? Wir haben noch fast fünf Stunden, bis wir aufstehen müssen." antwortete ich, während ich seine Kopfhaut kraulte.

„Bin hellwach." Ich erwiderte darauf nichts und genoss einfach die Ruhe. Die Ruhe und diesen Moment mit meinem Lieblingsmenschen.
„Harry?" durchbrach er nach einigen Minuten die Stille.

„Hm?" Er änderte seine Position und sah mich an, konnte jedoch, aufgrund der Dunkelheit, keine meiner Gesichtszüge erkennen.

„Wie hast du gemerkt, dass du bi bist? Also ich meine... wann warst du dir sicher?"

„Keine Ahnung. Ich denke, ich wusste es schon immer, wollte es aber nie akzeptieren. Man merkt ja, welches Geschlecht man anziehend oder attraktiv findet. Als damals dieser Austauschschüler bei mir gewohnt hat, wurde es mir richtig klar."

„Lief was zwischen euch? Wie hieß er noch gleich? Tim?"

„Tom. Und ja." Ich spürte, wie sich Louis unter mir anspannte.
„Was ist so schlimm daran?"

„Entschuldige. Warum hast du mir nie davon erzählt?"

„Damals kannten wir uns noch nicht und wieso hätte ich dir von ihm erzählen sollen? Du hattest doch auch sicher vor der Zeit mit One Direction, Beziehungen mit Frauen."

„Hm ja. Hast ja recht."

„Lou?" durchbrach dieses Mal ich die Stille nach ein paar weiteren Minuten.

„Hm?"

„Findest du es wirklich nicht schlimm, dass ich auch auf Männer stehe? Ich meine... ist dir das nicht irgendwie unangenehm, wenn wir uns so nahe sind?" Keine Ahnung, wieso ich das fragte, aber die Worte verließen einfach so meinen Mund, ohne, dass ich vorher richtig darüber nachgedacht habe, was ich eigentlich sagte.

„Harry... habe ich dir jemals das Gefühl gegeben, dass ich mich vor dir ekle oder mir deine Nähe unangenehm ist?" Ich schüttelte meinen Kopf und bekam direkt ein schlechtes Gewissen. Louis war doch immer für mich da und trotzdem hinterfragte ich mal wieder alles.
„Außerdem bist du doch derjenige, der Berührungen immer meidet." flüsterte er so leise, dass ich es kaum verstand.

„Weil ich nicht will, dass du dich unwohl fühlst. Schließlich bist du hetero und keine Ahnung... viele meiden den Körperkontakt mit ihren Freunden, sobald sie wissen, dass sie auf das gleiche Geschlecht stehen."

„Ich bin aber nicht wie 'viele'. Ich werde mich niemals vor dir ekeln. Ich hoffe, dir ist das jetzt bewusst. Denk bitte nie wieder, dass ich ein Problem mit deiner Sexualität hätte."

„Ja... tut mir leid."

„Schon okay." sprach er leise und strich mir eine Locke aus dem Gesicht.
„Ich lese übrigens auch Fanfictions über uns. Also über One Direction. Du bist nicht der einzige."

„Ernsthaft jetzt?" Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

„Ja, aber das bleibt unter uns. Nur damit das klar ist." Ich nickte und konnte mir ein Lachen trotzdem nicht verkneifen.
„Lach nicht." Er legte seine Hand auf meinen Mund, doch trotzdem brauchte ich kurz, bis ich mich beruhigt hatte.

„Sorry, aber ich hab' damit einfach nicht gerechnet." sagte ich, während ich mir eine Träne weg wischte.

„Ja, ja. Lach nur. Wer zuletzt lacht, lacht am Besten."

What if? ~ Larry StylinsonWhere stories live. Discover now