11~ Sᴏᴍᴇᴛʜɪɴɢ ɪɴ ᴛʜᴇ Oʀᴀɴɢᴇ - Zᴀᴄʜ Bʀʏᴀɴ

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Den zweiten Tag verbrachte ich hauptsächlich in meinem Bett. Ab und an reichte die Energie aus, um auf die Toilette zu gehen oder etwas zu lesen. Obwohl ich von dem, was ich gelesen hatte, keine Erinnerungen hatte. Immer wieder schlief ich ein, nur um kurz danach verschwitzt aufzuwachen und dann ging das alles von vorne los. Louis. Louis. Louis.
Er war immer in meinen Gedanken.
Beim Aufstehen.
Bei jedem Schritt, den ich tätigte.
Bei jedem Wort, das ich las.
Nach dem Aufwachen.
Vor dem Einschlafen.
Er war immer da.
24 Stunden. 1140 Minuten und 86400 Sekunden.
Und dann ging das alles wieder von vorne los.
24 Stunden. 1140 Minuten und 86400 Sekunden. Louis. Louis. Louis. Louis.
Würde das noch aufhören? Irgendwann? Würden diese Stimmen irgendwann endlich aufhören? Ich bezweifelte es. Dafür war er mir zu viel wert. Dafür hatte er einen zu großen Einfluss auf mich. Gott, mir wurde bewusst, wie sehr ich ihn wirklich liebte. Wie wichtig mir dieser Mensch wirklich war und was ich war ohne ihn. Nichts.

„Harry?" Es klopfte.

„Ja, Mum?" gab ich gezwungen vor mir. Ich wollte nicht reden, doch irgendwie wollte ich reden. Ich wollte, dass die Last von mir fiel. Und das tat es schon zu oft, wenn ich mit jemanden sprach. Wenn ich mit Louis sprach. Es war, als würde er meinen Rucksack, mit riesigen Steinen gepackt, mit Leichtigkeit abnehmen, ohne auch nur ein kleines bisschen Kraft aufzuwenden.

„Ich habe dir Tee gemacht und Suppe gekocht." Sie trat in mein Zimmer ein und trug ein Tablett, gefüllt mit allen möglichen Leckereien. Ich musste etwas essen, das war mir bewusst.
„Du musst endlich etwas essen. Wir haben fast Abend und du hast heute noch keinen Bissen zu dir genommen." Ich versteckte mein Gesicht unter meiner Decke.
„Ach Harry. Ich weiß, dass dir nicht nach Reden ist und vor allem nicht mit mir, aber du weißt doch, Kommunikation ist alles. Kommunikation ist-"

„Der Schlüssel zu einer guten Beziehung. Ich weiß." vollendete ich den Satz und schon war mir wieder nach Heulen zumute.

„Darf ich dir mal etwas erzählen?" Ich brummte etwas, das ein 'Ja' heißen sollte. Sie stellte das Tablett auf meinen Nachttisch und nahm auf meinem Bett platz.
„Weißt du, als ich so jung war wie du, war ich auch unsterblich verliebt. Ich war Siebzehn, so wie du. Und ich dachte, dass ich niemanden mehr so lieben werde wie ihn." Ich hob meine Decke ein Stück, sodass mein Kopf heraus schaute und ich meine Mum sehen konnte.
„Weißt du, Harry. Wenn zwei Menschen verliebt sind, siehst du es in ihren Augen. Du kannst die Liebe fühlen, mit der Art, wie sie sich ansehen, wie sie sich anstarren. Die Augen voller Bewunderung, von der unsterblichen Liebe für den anderen.
Wenn man verliebt ist, lächeln die Augen und man fühl sich so verbunden, obwohl man kein Wort miteinander spricht.
Da ist dieser unsichtbare Faden, welcher zwei Menschen verbindet.
Und ich rede gerade nicht von irgendjemanden, nein Harry. Ich rede von dir. Von dir, wie du Louis anschaust." Ich schluckte.
„Deine Augen sind so voller Liebe und du scheinst in seiner Gegenwart so... so sorglos. Ich kann nicht einmal in Worten beschreiben, wie es für mich, als Dritter, aussieht. Es ist unglaublich, dass, egal, was du für ihn empfindest, überhaupt existiert. Wenn du ihn anschaust gibt es nur dich und ihn. Nur du und Louis."

„Mama, warum sagst du mir das alles?" Ich konnte das nicht hören. Es zerbrach mich immer mehr, denn ich wusste genau, diese Liebe, die ich für ihn fühlte, konnte nicht erwidert werden.

„Warum ich das sage, ist, weil ich möchte, dass du das alles nicht aufgibst. Egal, ob er nur Freundschaft für dich empfindet oder vielleicht doch etwas mehr, ihr seid zusammen ein unschlagbares Team. Ihr seid wie Sonne und Mond. Ihr könnt nicht ohneeinander." Aber auch nicht miteinander. Wir konnten nicht beide zum selben Zeitpunkt existieren. Wenn die Sonne da war, war der Mond weg. Es funktionierte nicht gleichzeitig. Es funktionierte nicht zusammen. Aber wir brauchten einander, um alleine zu scheinen. Wir brauchten einander, um zu existieren. Oder ich brauchte ihn, um zu existieren. Vielleicht brauchte nur ich ihn. Vielleicht konnte er auch ohne mich auskommen. Vielleicht brauchte er mich nicht.
Vielleicht war er die Sonne und ich der Mond. Ich konnte nicht ohne ihn, doch er konnte ohne mich.
Vielleicht.
Aber mein Herz sagte, vielleicht auch nicht.
„Rede mit ihm. Ich bin mir sicher, dass ihr einfach nur ein Gespräch braucht und so alles ganz schnell klären könnt."

„Mama. Er will nicht mit mir reden. Er will nichts von mir hören." sagte ich leise und versteckte mein Kopf in meinem Kissen.
„Ich hatte nicht das Recht dazu, sauer auf ihn zu sein. Ich war sauer auf ihn, weil er die Wahrheit sagte? Ich so ein Idiot, Mama! Nur, weil seine Antwort die Wahrheit war, musste das alles so kommen. Er hatte doch recht, Mama. Wir sind nur Freunde. Ich hätte nicht so reagieren dürfen. Ich hätte es mir nicht anmerken dürfen. Er hat doch nichts falsch gemacht. Das wäre alles nie passiert, wenn wir uns nicht gestritten hätten. Es wäre nie passiert..." Wow. Ich war so peinlich. Das war alles wirklich nur passiert, weil ich sauer war, weil Louis die Wahrheit sagte? Das war doch lächerlich.

„Harry, Schatz. Sag so etwas doch nicht."

„Aber es stimmt doch Mama! Das ist alles meine Schuld!" Ich spürte ihre Hand auf meinem Kopf und wie ihre sanften Bewegungen mich allmählich beruhigten.

„Sieh mal, Harry. Wir machen alle Fehler und seinen eigenen Fehler einzusehen ist schon der erste Schritt zur Besserung. Du hattest jeden Grund, dich so zu verhalten. Ich weiß, dass ihr in letzter Zeit viel zu viel zutun habt und kaum Freizeit habt. Und ich weiß, dass du dich noch immer nicht geoutet hast, obwohl du das schon so lange willst. Eure Tour ist auch noch lange nicht zu Ende. Ich kann überhaupt nicht begreifen, wie du das alles aushältst. Aber wenn einem alles zu viel wird, hat man seine Gefühle nunmal nicht immer unter Kontrolle. Manchmal steuert dein Herz deine Gefühle und du kannst nichts dagegen tun. Das ist einfach so. Du musst jetzt nach vorne sehen und einfach daran denken, dass es auch dafür eine Lösung gibt. Du bist nicht mehr der Harry, den ich kenne. Ich sehe keine Lebensfreude und ich sehe kein Strahlen mehr in deinen Augen. Louis bedeutet dir viel und deshalb, gib ihn nicht auf, okay? Ihr bekommt das wieder hin. Das weiß ich. Das spüre ich." Ich hoffte es. Ich hoffte es mehr als alles andere.
„Die Liebe nimmt keine Rücksicht darauf, in wen du dich verliebst. Es passiert einfach und du kannst nichts dagegen tun." Aber musste es ausgerechnet Louis sein? Musste es ausgerechnet jemand sein, mit dem ich zusammen arbeitete? Den ich jeden Tag sah? Der mein verdammter bester Freund war!

„Ich weiß." murmelte ich.

„Jetzt iss etwas. Und danach machen wir uns einen gemütlichen Abend. Gem kommt auch bald." Ich freute mich, sie wieder zu sehen. Wirklich. Aber ich wollte in diesem Moment trotzdem lieber alleine sein.

-

Der gemütliche Abend war schneller vergangen als geplant. Doch es war trotzdem schön, Gem wieder zu sehen und wie in alten Zeiten, den Abend zu verbringen. Wie sehr ich meine Familie wirklich vermisst hatte, wurde mir erst jetzt richtig bewusst.
Gemmas unlustigen Witze.
Mamas aufbauende Worte.
Dieses Gefühl, im Wohnzimmer unter der Decke eingekuschelt zu sein, während unsere Lieblingsserie, welche übrigens friends war, im Fernseher lief.
Dazu noch ein warmer Tee in der Hand und mein Leben war perfekt. Ich hatte keine Sorgen und keine Probleme... bis Gem nach Hause fuhr, Mama schlafen musste, da sie morgen arbeiten musste, und ich wieder alleine in meinem Bett lag und die Stimmen wieder präsent wurden. Sie waren durcheinander und viel zu laut. Es hörte einfach nicht auf.

Es war 00:00 Uhr.
Tag zwei zu Hause. Und ich hatte keine Nachricht von Louis erhalten.
Keine neue Nachricht.

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Hallo meine Lieben❤️
Das letzte Kapitel dieses Jahr :)
2023 beginnt in wenigen Minuten und ich möchte mich bei jedem bedanken, der seinen Weg hier her gefunden hat.
Heute vor einem Jahr hatte ich meine Story „Sunflower" beendet und auch dieses Jahr hatte ich viel Spaß beim Schreiben und auch Lesen.
Ich bin so froh, dass ihr hier seid und wünsche euch ein wunderschönes neue Jahr mit unendlich viel Freude, Positivität und Liebe.
Behandelt auch dieses Jahr eure Mitmenschen mit Freundlichkeit und so, wie ihr auch selbst behandelt werden möchtet.
Ich wünsche euch alles Beste ❤️
Eure flowersmood

What if? ~ Larry StylinsonWhere stories live. Discover now