22~ Sᴀɴ Lᴏᴜɪs- Gʀᴇɢᴏʀʏ Aʟᴀɴ Isᴀᴋᴏᴠ

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„Alter endlich. Was war das für ein scheiß Interview?" gab ich schnaubend von mir. Niall zuckte nur mit seinen Schultern.

„Ich fand's auch bisschen komisch."

„Wenigstens können wir wieder ins Hotel. Ich bin tot müde." murmelte ich. Meine Augen fielen schon zu und ich war mehr als glücklich, nach dieser Nacht, wieder schlafen zu können.

„Was?" Ich öffnete meine Augen wieder. Es war viel zu hell und ich spürte, wie langsam Kopfschmerzen aufkamen.

„Hm?"

„Wir fahren erst ins Studio, das weißt du schon, oder?"

„Ähm was?" fragte ich verwirrt.

„Harry wo bist du eigentlich mit deinen Gedanken?" Ich fiel zurück in den Sitz. Ich wollte einfach allein sein und den ganzen Tag und die ganze Nacht im Bett liegen und diese Playlist hören. Mich an Momente erinnern und  mir vorstellen, es wäre alles ganz normal. Wie früher.
„Oh man..." Ich spürte, wie er sanft über meinen Arm strich und diese Geste hatte beinahe wieder Tränen in meine Augen getrieben. Aber ich hatte genug geheult in letzter Zeit. Ich durfte nicht so oft weinen.
„Paul hat uns heute morgen den Ablauf gesagt. Wir fahren jetzt direkt ins Studio und nehmen ein paar Songs auf, die wir noch nicht aufgenommen haben und danach fahren wir schon nach Köln."

„Wie? Wir sind erst nach dem Studio wieder im Hotel?"

„Ja, Harry. Wir sind erst nach dem Studio wieder im Hotel."

„Aber das geht doch Stunden." Ich war so unfassbar müde und Songs aufzunehmen war wirklich das Letzte, was ich jetzt tun wollte. Außerdem hatte ich gar keine Songs geschrieben, die ich vorstellen konnte. Die einzigen Lieder waren über Louis und die konnte ich den anderen ihm Leben nicht zeigen. Das wäre mein Ende und Louis würde das direkt checken.
„Weißt du, wie lange wir jetzt fahren?" Meine letzte Hoffnung, auf ein paar Minuten Schlaf.

„Eine Stunde." Erleichtert atmete ich aus. Wenigstens ein bisschen. Und später konnte ich bestimmt auch noch ein wenig schlafen. Ich nahm meine Kopfhörer, machte unsere Playlist an und lauschte zur Musik. Over Again.
Drei Minuten und zwei Sekunden.
Die exakte Länge unseres Lieblingslieds, das ich immer noch höre und das immer noch ganz oben in meiner Playlist liegt.
Diese Playlist, die alle Songs beinhaltet, die mich an ihn erinnern.
128 Lieder. Und mit jedem einzelnen verband ich eine Erinnerung, die ich mit Louis geschaffen habe.
Und jedes Mal, wenn ich die ersten Akkorde dieses einen Liedes höre, sehe ich, wie er mich mit seinen Ozean blauen Augen ansieht und wir über belanglose Dinge lachen. So viel lachen, dass uns der Bauch schmerzt und seine Augen zu Tränen beginnen. Dass wir keinen Ton heraus bringen und einfach versuchen, wieder normal atmen zu können.
Im Hintergrund unsere Playlist, während er mit singt, im leicht falschen Takt, und er sich vor lachen krümmt.

-

Wir waren im Studio angekommen und wurden in den Raum geführt. Es standen unzählige Sessel verteilt zu einem Halbkreis, doch das einzige, was ich sah, war einen wütenden Paul mit einem Heft in seinen Händen.

„Setzt euch." Wir taten, wie gesagt und sofort bekam ich schiss. Es war sicher wieder irgendwas wegen mir. Sicher hatte ich wieder irgendwas getan, was schlecht fürs Image war. Plötzlich schlug das Magazin mit einem lauten Knall auf den Tisch. Auf dem Titelbild war ein Bild. Von Louis und von mir. Wie wir aussahen, als würden wir gleich heulen und mit einer fetten Überschrift "Management macht Larry kaputt?" Ich schluckte.
„Ich hab es so satt mit euch. Was, bitte, ist euer verdammtes Problem? Ihr macht mir so viele Probleme und ich kann dieses Geschwafel nicht mehr hören! Ihr seid erwachsene Männer, die im öffentlichen Leben stehen! Also benehmt euch auch so! Denkt ihr, ihr könnt einfach mal der ganzen Welt zeigen, wie kacke es euch geht? In diesem Business interessiert es keinen, wann versteht ihr das endlich? Reißt euch zusammen und bekommt eure scheiß Gefühle in den Griff, meine Fresse!" schrie er und in mir zog sich alles zusammen. Ich fühlte mich so unheimlich winzig.
„Ihr benehmt euch wie Kinder! Und es wird immer schlimmer." lachte er ironisch. Und dieses Lachen machte mir Angst.
„Als wäre es nicht genug, dass es eine bescheuerte Verschwörung gibt, dass wir hier ein schwules Pärchen haben!" Er lachte immer lauter.
„Ein schwules Pärchen in One Direction. Natürlich. Was kommt noch? Zwei schwule Pärchen? Am Besten dann noch einer, der geht." Ich starrte auf das Magazin, denn ich wollte gerade jeden Blick mit jedem hier in diesem Raum meiden.

„Das ist homophob." flüsterte plötzlich Louis. Ich sah auf und er sah auf den Boden, seine Hände zu Fäusten geballt.

„Wie bitte? Sag das nochmal."

„Das ist homophob, Paul."

„Louis das ist das Business! Das ist das Leben als Person im öffentlichen Leben! Ihr hättet euch vielleicht vorher überlegen sollen, zu the x Factor zu gehen, wenn ihr eure Prioritäten nicht richtig setzen könnt!" Er stützte sich mit den Händen auf den Tisch und sah Louis direkt an. Doch Louis sah immer noch auf den Boden. Er hob seinen Blick nicht.
„Sieh mich gefälligst an, wenn du schon solche Kommentare von dir gibst." sprach er mit bestimmten Ton und Louis sah auf. Seine Augen waren verengt und selbst ich hatte ihn noch nie so gesehen. So wütend.

„Paul. Deine Kommentare sind homophob." Louis wirkte selbstsicher. Und es überraschte mich. Gleichzeitig machte es mir Angst.
„Du warst schon immer gegen all das. Jeder, der in irgendeiner Weise nicht deinem Weltbild entspricht, war für dich nichts wert. Oder lüge ich? Stimmt es nicht, dass ihr Harry seit Jahren verbietet, sich zu outen? Stimmt es nicht, dass ihr ihm seit Jahren eintrichtert, dass es schlecht fürs Image ist? Stimmt es nicht-"

„Es reicht!"

„Stimmt es nicht, dass du der einzige hier bist, der damit ein Problem hat?" vollendete er seine Rede, stand auf und verließ ohne einen weiteren Ton den Raum.

„Du kommst sofort zurück!" schrie Paul hinterher, doch Louis hob nur seine Hand und verschwand aus dem Blickfeld. Paul schnaubte aus. Plötzlich stand Zayn auf und folgte Louis.
„Wo willst du jetzt hin?" Zayn antwortete nicht.
„Alter sind wir hier im Kindergarten oder was?" schrie Paul, doch Zayn war schon weg. Stille trat ein und Liam erhob sich.
„Wag es ja nicht." sprach Paul. Ich hätte mich sofort wieder gesetzt, doch Liam rührte sich nicht.

„Ohne uns kommt ihr nicht weit. Du behandelst uns wie scheiße. Ich mach das nicht mehr mit." Geschockt sah ich Liam hinterher, als auch er es den anderen gleich tat und Paul, Niall und mich zurück ließ.

„Ich hoffe ihr wisst, dass wir einen Vertrag am laufen haben. Wenn ihr gegen die Regeln spielt, was ihr übrigens gerade tut, wird das Konsequenzen geben."

„Ja. Wissen wir. Aber keiner von uns kann so weiter machen, Paul. Entweder ändert sich hier so einiges, oder wir sind raus." sagte Niall und das war mein Zeichen, auch aufzustehen.

„Harry wehe. Du hast schon genug angerichtet."

„Ich weiß. Und es tut mir leid. Aber ich kann nicht mehr. Ich bin mit den Nerven am Ende und ich hab es satt, dass ihr uns vorschreibt, wie wir zu sein haben." sprach ich leise und ging zusammen mit Niall aus dem Raum. Wir mussten nicht lange nach den anderen suchen, denn am Ende des Ganges saßen alle auf dem Boden, die Gesichter versteckt in den Händen. Ich wollte Louis in den Arm nehmen, mich bei ihm bedanken, doch ich traute mich nicht.

„Alter was war das?" brach Liam die Stille und erhob sich. Er lief nervös hin und her, was wiederum mich nervös machte.
„Haben wir grade wirklich Paul widersprochen? Oh mein Gott, wir haben Paul widersprochen!" Es bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen.
„Wir haben Paul widersprochen!" sagte er nun lachend, nahm Zayn's Hände und tanzte mit ihm im Kreis. Ich spürte, wie sich ein Hauch von Glück in meine Gefühle mischte. Zwischen all der Dunkelheit war dieser kleine helle Punkt. Und diesem kleinen Stück Glück hatte ich nur den anderen zu verdanken.

„Danke Jungs." Ich sah Louis an, der nun auch zu mir sah. Das erste Mal heute sah ich seine Augen.
„Und danke Louis." flüsterte ich. Seine Mundwinkel zuckten minimal, doch schnell nahm er seinen Blick wieder von mir und beschäftigte sich mit seinen Händen.

„Ist doch selbstverständlich, Harry. Wir sind One Direction, wir sind Wort wörtlich eins. Und ich glaub, wir sind alle der Meinung, dass das, was wir die letzten Wochen waren, nicht wir waren. Und wenn wir unser Maul nicht auf machen, dann hat das nie ein Ende." sagte Liam und nahm mich brüderlich in eine kurze Umarmung. Plötzlich kam Zayn hinzu und die kurze Umarmung wurde zu einer Gruppen Umarmung. Louis war zögerlich und berührte mich nicht, doch er war hier und das war alles, was für mich in diesem Moment zählte.

What if? ~ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt