2~ I'ᴍ Tɪʀᴇᴅ- Lᴀʙʀɪɴᴛʜ & Zᴇɴᴅᴀʏᴀ

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Nach neun Stunden Flugzeit kamen wir endlich in Russland an. Wir waren hier schon bei unserer letzten Tour gewesen und die Menschen hier waren wirklich nett.

„Also Jungs." Wir alle waren gerade bei unserer Stylistin und ließen uns die Haare machen. Doch für Paul mussten wir immer ein Ohr offen haben.
Heute waren wir alle wenigstens mit mehr Energie geladen, denn den ganzen Flug über wurde nur geschlafen. Somit war es nur halb so schlimm, Paul nebenbei zuzuhören, was er diesmal Neues parat hatte. Auch wenn wir auf Tour waren und jedes Konzert ähnlich ablief, war es doch immer etwas anders. Zu unserem Glück ging seine Ansprache aber nicht lange und ich konzentrierte mich mehr darauf, was ich im Spiegelbild vor mir sehen konnte. Links hinter mir saß Louis auf dem Sofa und beobachtete, wie mir die Haare zurecht gelegt wurden. Als er jedoch merkte, dass ich ihn sah, wandte er seinen Blick schnell ab, weshalb ich schmunzeln musste.
„Ach und Harry?" Paul erschien neben mir und legte seine Hand brüderlich auf meine Schultern, obwohl wir nun wirklich nicht ein so gutes Verhältnis hatten. Aber er war nun mal wie ein Chef für uns und so mussten wir ihn auch behandeln.
„Bitte wedle heute keine Pride flag auf dem Konzert. Du weißt, wie Russland zu dem Thema steht. Das wäre schlecht für das Image." sprach er leise, sodass nur ich es hören konnte. Geschockt über seine Anweisung nickte ich langsam und sah schnell wieder in den Spiegel. Die anderen Jungs hatten davon nichts mitbekommen und das sollte auch so bleiben, dachte ich. Manchmal fühlte ich mich wie eine Last, weil ich mich endlich outen wollte und keiner es für richtig hielt. Keiner außer meiner vier besten Freunde und meiner Mum.
„Wir sehen uns nach dem Konzert für die Besprechung von morgen." nahm ich gedämmt wahr und hörte schon, wie die Tür zu fiel.

Die bekannte Musik unseres Liedes begann und wir betraten die Bühne, als wir von lautem Geschrei umhüllt wurden. Mein Adrenalin stieg wieder in die Höhe und ich versuchte mein Bestes, den Menschen, die extra wegen uns gekommen waren, ein unvergessliches Konzert zu schenken. Es verlief auch alles reibungslos. Die Fans fieberten zu jedem Song mit. Bei "If I could fly" hörten wir sogar kurz auf zu singen, weil es sich einfach so unbeschreiblich schön anhörte, wenn Tausende Menschen deinen Song sangen und die Stimmen so perfekt harmonierten. Die ruhige Stimmung zerbrach jedoch, als das nächste Lied, welches weitaus energischer war, spielte. Als ich in der Mitte des Songs auch endlich meine Stimmung wechseln konnte, rannte ich energiegeladen über die Bühne. Das tat ich immer, wenn mir danach war, und für die Fans war es bestimmt auch aufregender.
Plötzlich wurde aber eine Regenbogenflagge auf die Bühne geworfen. Keinen Meter von mir entfernt. Sofort blieb ich stehen und bückte mich schon, um sie aufzuheben, als mir einfiel, dass ich es nicht machen durfte. Ein kalter Schauer lief mir bei dem Gedanken über den Rücken. Schnell erhob ich mich wieder. Hoffentlich hatte das keiner mitbekommen oder gar gefilmt. Warum musste Geld aber auch immer die wichtigste Rolle spielen? Wir waren eine Band, die einen Comfort für unsere Fans bieten sollte und ich wusste ja, dass Russland nicht sehr positiv auf das Thema Homosexualität zu sprechen war, doch One Direction setzte sich doch dafür ein. Es war wie eine Pflicht für mich, für uns, geworden, uns für die Community einzusetzen. Warum sollte ich mich dann anders verhalten, nur, weil ich in einem anderen Land war? Warum durfte ich nicht ich selbst sein? Gott, ich hatte es so satt. Was, wenn ich diese Flagge jetzt einfach aufheben würde?

Mein Part bei "Over Again" kam und natürlich musste ausgerechnet jetzt dieses Lied laufen. Alles um mich herum verschwamm und ich versuchte mein Bestes, gut zu singen. Doch mein Hals schmerzte verdächtig. Dann erschien Louis neben mir und sah mich mit einem gequälten Lächeln an, welches mich sofort etwas beruhigte. So konnte ich mehr oder weniger normal meinen Teil beenden und Louis kam dran. Dieses Lied war einer meiner Lieblingslieder und ich mochte vor allem den Part von Louis und mir. Es war irgendwie unser Song. Naja, dass dieser Song mir so wichtig war, lag vielleicht auch daran, dass Louis und ich ihn gemeinsam geschrieben haben. In der Nacht, in der ich mich vor ihm geoutet hatte.

What if? ~ Larry StylinsonWhere stories live. Discover now