8~ Fʀᴏᴍ ᴛʜᴇ ᴅɪɴɪɴɢ ᴛᴀʙʟᴇ- Hᴀʀʀʏ Sᴛʏʟᴇs

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Hey Lou. Kannst du mir bitte schreiben, sobald du wach bist?"

Die Nachricht hatte ich vor zehn Stunden gesendet. Und er hatte sie gelesen. Endlich. Ich wollte ihn sehen. Mit ihm reden. Ich wollte wissen, was passiert war.
Das Symbol, dass er gerade schrieb, ließ mich kurz aufatmen. Er schrieb. Er war endlich wach.
Doch so schnell, wie die drei Punkte erschienen, so schnell verschwanden sie auch wieder. Ich ließ ihm noch einige Minuten, bis das 'online' verschwand.
Mein Kopf dröhnte unerträglich und die Ibuprofen half mir nun auch nicht mehr weiter.
Ich trank ein Glas Wasser, exte es regelrecht. Dann stand ich auf und begab mich auf direktem Wege zu Louis' Zimmer. Zu meinem Glück war dieses ja direkt nebenan.
Vor den Türen waren unzählige Bodyguards. Viel mehr als sonst. Mein Herzschlag nahm wieder zu und ich musste meine Augen zusammenkneifen, da das grelle Licht in meinen Augen brannte.
Ich klopfte. Einmal. Zweimal. Dreimal. Doch keiner machte auf.

„Louis?" Stille.
„Louis, ich weiß, dass du da bist. Kannst du bitte aufmachen?" Meine Stimme war leise. Unsicher. Ängstlich.
Doch dann hörte ich ein Quieken. Es war sein Bett. Schritte.
Die Tür öffnete sich und vor mir stand Louis. Er sah aus, als hätte er vier Tage nicht geschlafen. Er sah wirklich scheiße aus. Seine blauen Augenringe und seine roten Augen machten das Bild nicht besser.
Er öffnete die Tür ein Stück mehr, sah sich im Flur um und sichtete die unzähligen Bodyguards, woraufhin er die Tür noch ein Stück weiter öffnete, was mir das Signal gab, einzutreten.
„Was ist gestern passiert?" Er sah mich nicht an. Der Teppich schien interessanter zu sein.
„Louis?" Ich nahm seinen Kinn vorsichtig in meine Hand, um ihm in die Augen sehen zu können. Er war wie ausgewechselt. Was zur Hölle war nur gestern vorgefallen?
„Louis, bitte rede mit mir. Ich hab' keine Ahnung, was gestern passiert ist. Ich hab' voll den Blackout!" Ich raufte durch meine Haare. Panik machte sich in mir breit. Hatte ich ihn verletzt?
„Louis bitte..." Es war nicht mehr als ein Hauch. Mir fehlte die Kraft. Und die Ungewissheit, was ich getan hatte, erdrückte mich.
Ich nahm seine Hand in meine. Er war wie in einer anderen Welt und ich wollte ihn zurück. Hier. Bei mir. Doch er wich zurück.
„Warum sind alle so verdammt komisch zu mir?" Er zuckte, weshalb ich meine Lautstärke direkt bereute.
„Hör zu, Louis. Ich weiß nicht, was gestern passiert ist und ich halte es langsam nicht mehr aus. Paul schreit die Jungs an. Niall, Liam und Zayn sind ganz komisch und du jetzt auch. Weißt du, wie scheiße das Gefühl ist, dafür verantwortlich zu sein aber nicht einmal eine Ahnung zu haben, was genau ich getan habe?" Kommunikation.
„Kommunikation ist der Schlüssel einer guten Beziehung. Das hast du doch selbst gesagt. Also bitte... bitte rede mit mir und erkläre es mir." Er hob seinen Kopf. Seine Augen waren eiskalt, spiegelten die Antarktis wieder. Das gewohnte Funkeln des Meeres war nicht da. Es war Eis. Seinem Gesicht konnte ich nicht eine Emotion ablesen.

„Ich hätte dir das Gras nie geben dürfen. Du hättest gestern nicht so übertreiben dürfen." Er ging einen Schritt zurück, doch ich ließ ihm den Freiraum. Ich wollte ihn nicht erdrücken. Vielleicht hatte er Angst. Vor mir? Hatte er wirklich Angst vor mir? Seinem besten Freund?

„Ich weiß. Und es tut mir leid, aber ich... gestern wurde mir einfach alles zu viel und ich hatte so viele Joints in meiner Hosentasche. Ich musste einfach weg. Dieser ganze Stress, dieser Schlafmangel, diese Differenz zur Familie und... und..." Und du.

„Du bist nicht der einzige, dem es so geht, Harry. Wir haben auf den scheiß auch kein Bock mehr aber wir können uns wenigstens zusammenreißen!" Er wurde immer lauter, was mir eine tierische Angst einjagte.

„Erklär es mir doch!" schrie ich.
„Ich schwöre, Louis. Ich habe keine Ahnung, was ich getan habe und egal was es war, es tut mir leid. Es tut mir leid, okay?" Er antwortete nicht. Es war eine gefühlte Ewigkeit, die von der unerträglichen Stille gefüllt wurde.
„Wow... ich dachte wirklich, du würdest es mir erklären." Ich starrte auf sein Tattoo. 'Oops!'
„Louis, was habe ich dir angetan?" flüsterte ich. Ich wusste nicht, was ich noch machen sollte. Die Ungewissheit erdrückte mich. Mir wurde kotzübel.
Doch er reagierte nicht. Er starrte auf die Tür hinter uns. Ich erreichte ihn nicht. Ich durchbrach diese Wände nicht. Zu ihm. Er sah nicht zu mir. Es war, als ob er es nicht konnte. Als ob er mich nicht ansehen konnte. Er konnte seine Augen nicht von diesem Türgriff nehmen.
Mit einer langsamen Bewegung reichte ich seine Hand. Er wich nicht zurück. Er zuckte nicht. Hatte er mich gespürte? Meine Hand? Ich streckte auch meine andere Hand aus. Nahm auch diese in seine. Ich drückte leicht, machte kleine Umkreisungen und ich ließ ihn nicht los. Ich würde Louis nicht gehen lassen. Niemals.
„Louis, bitte rede doch mit mir. Du musst mit mir reden." Mein Ton blieb leise und sanft. Ich versuchte, seinem Blick zu begegnen. Doch ich hatte kein Glück. Es war unmöglich. Aber ich hielt schon vieles für unmöglich, was am Ende doch möglich war. Also ließ ich ihm Zeit.

„K- kann nicht."

„Was kannst du nicht, Louis?"

„Ich kann einfach nicht." Doch plötzlich brach seine Stimme. Er rang er nach Luft. Seine Atmung wurde unregelmäßig. Scheiße. Was mache ich jetzt? Ich zog ihn auf den Boden, sodass wir auf dem Teppich saßen und er nicht umfallen konnte.

„Atme, Louis. Atme. Für mich. Es ist alles gut, okay? Kleine, gleichmäßige Atmung. Ein... und aus." Mit meinen Daumen umkreiste ich seine verkrampften Hände. Innerlich stieg in mir immer mehr Panik auf, doch das durfte ich ihn jetzt nicht spüren lassen. Er durfte es mir nicht anmerken.
Er atmete ein. Zu viel. Er hustete unkontrolliert und ich sah, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten.
„Ssh, Louis. Wir versuchen es noch einmal." Doch schon wieder. Es funktionierte nicht. Ich schlug leicht auf seinen Rücken, sodass er sich wieder fangen konnte und nach einer Weile schien es zu wirken. Er hustete nicht mehr.
„Gut machst du das. Atme langsam ein." Ich machte ihm die Aktionen vor. Und es schien zu funktionieren.
„Und aus." Seine ausgeatmete Luft traf meine Haut. Seine Atmung ging mehr oder weniger gleichmäßig. Stille trat ein. Ich merkte, wie Louis sich auf seine Atmung konzentrierte. Sein Blick lag noch immer hinter mich. Er sah an mir vorbei.
„Louis..." hauchte ich. Er sank seinen Blick. Er hatte mich gehört. Er zog seine Hände zurück und begann, an seinen Fingernägeln zu kauen. Das tat er immer, wenn er gestresst war oder sich nicht wohl fühlte. Und ich hasste es. Die Realisation traf mich. Er fühlte sich nicht wohl, er war gestresst. Wegen mir. Wegen meiner Anwesenheit. Ich war der Grund für seine Panikattacke.
Ich wich zurück. Ich wollte ihm nicht weh tun und das Entfernen seiner warmen Haut, löste in mir eine Kälte aus.
„Louis, bitte. Sag etwas." Ich suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen. Nach Zügen. Nach irgendeinem Zeichen. Seine Augen wurden glasig.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll." Seine Stimme war zittrig. Das war sie nur immer vor großen Konzerten.

„Irgendetwas. Bitte. Erklär mir, was passiert ist." Die erste Träne floss seine Wange hinunter. Und diese Träne löste unzählige weitere aus. Ich bewegte meine Hand in Richtung seiner Wange. Doch noch bevor ich diese erreichen konnte, wich er zurück. Ich erstarrte.

„Kannst du... kannst du bitte gehen?" flüsterte er.

„Was?"

„Ich will jetzt alleine sein. Bitte..."

„Louis ich-"

„Bitte." Tränen sammelten sich in meinen Augen. Das durfte nicht passieren.

„Louis es tut mir leid! Ich habe keine Erinnerungen an gestern. Ich weiß überhaupt nicht, was passiert ist!" schluchzte ich. Mir war es egal, wie ich gerade aussah oder wie ich mich anhörte. Doch die Worte schienen ihn nicht zu erreichen. Er war wie gefangen in sich selbst und egal, was ich jetzt tun würde, er würde es nicht wahrnehmen.
„Louis..." hauchte ich. Mir war kotzübel. Ich sah ihn mit tränenden Augen an. Kurz erwiderte er meinen Blick, bis er seinen Kopf ruckartig weg drehte.

„Geh jetzt." flüsterte er.
Ich sah ihn ein letztes Mal an, bevor ich die Tür öffnete und aus seinem Zimmer trat. So sehr es auch schmerzte. Er wollte allein sein und die Bitte ging ich ihm nach. Doch das hieß noch lange nicht, dass ich uns aufgeben würde. Unsere Freundschaft. Oder wie man es auch nennen mag.
Ich würde kämpfen, bis ich daran zerbrechen würde.

What if? ~ Larry StylinsonWhere stories live. Discover now