Die Aussprache

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Ava

Ich stand unter der Dusche und versuchte mir all seine Berührungen vom Körper zu waschen. Das Wasser brannte auf mir, doch so konnte ich all die Stellen vergessen an denen er mich berührt hatte. Ich stand vor dem kleinen Spiegel und sah mir selber ins Gesicht. Das war nicht Henry, das war nicht Henry. Versuchte ich mir selber einzubläuen. Ich kann nicht jedes Mal zurück schrecken, wenn mich jemand berührt, doch das ist leichter gesagt als getan. Ich drehte meinen Hals leicht zur Seite und erkannte einen kleinen Fleck der leicht rot blau hervor trat. Wie konnte er nur, das würde wieder ein Aufwand werden dieses Fleck zu überdecken. Ich zog mir was Frisches an und ging zurück nach der Pause. Er versuchte schon die ganze Zeit mit mir zu reden, doch ich ging ihn aus dem Weg. Was sollte ich ihm sagen? Das ich die Fassung verloren habe, weil mir Henry in den Sinn kam. Weil er der Erste seit Henry war der mich so berührt hat, er würde sich nur bestätigt fühlen und mir vorhalten, dass er mich gewarnt hatte. Ich konnte ihn nicht dafür verantwortlich machen, was ein anderer getan hatte. „Alles wieder frisch?" Francis legte mir seine Hand auf meine Schulter und ich zuckte zusammen. „Ja, alles super." „Das ist der letzte Take für heute, ihr hattet heute genug außergewöhnliche Takes zusammen, aber sie sind sehr gut geworden." „Obwohl ich so forsch war?" „Genau deswegen, wir haben uns einige kleine Änderungen erlaubt." Er grinste mich an und ich ihn ebenfalls. „Okay, diese Szene wird nochmal sehr intensiv. Du hast von seiner Tat erfahren und bist außer dir. Während er schläft versuchst du ihn fertig zu machen bla bla bla du kennst das Skript." „Ja, kenne ich." „Mach dir nur keinen Druck, dass ist das Letze in der Situation." Chis kam gerade zu mir und wollte mich ansprechen, als ich mich mit Absicht zu einem Assistenten drehte und mich ein letztes Mal zurecht machen ließ. Das war sein Zeichen, denn er ließ seinen Gedanken fallen und ging ans Set. Ich atmete ein paar Mal tief durch und sagte mir, dass es der letzte Dreh für diesen Tag sei, es wäre eh bald vorbei. Das Wichtigste hatten wir im Kasten, jetzt folgten nur noch ein paar kleine Takes, die aber genauso wichtig wie alle anderen waren. „Nochmal volle Konzentration, dann haben wir es auch für heute geschafft." Francis motivierte mit einem in die Hände geklatsche ein letztes Mal seine Crew, bevor wir in die Kulisse gingen. „Aktion." Ich wurde zu einer wütenden Aurora, der ihr geplantes Leben genommen wurde und nun diese Wut an Jim ausließ. Wir hatten natürlich im Voraus besprochen, was ich zu tun hatte um ihn nicht zu verletzen. Endlich konnte ich all die angesammelte Wut die sich über den Tag gesammelt hatte ablassen. Hier musste und sollte ich mich nicht beherrschen. Ich nahm die Brechstange neben seinem Bett hervor und hielt sie in die Höhe. Unter mir lag Chris der mich mit großen Augen unschuldig ansah und seine Hände ausbreitete. Jim würde sich für seine Liebe zu ihr von ihr umbringen lassen. Ich sah nicht Jim vor mir, sondern Chris dem ich das Leben schwer machte und das nicht nur heute. Ich begann zu weinen und warf die Brechstange zur Seite. „Cut, das war fantastisch, wirklich sehr emotional." Das war nicht gespielt das war echt. Ich weinte noch immer und sah ihn dabei an, jetzt erst bemerkte er, dass ich es nicht gespielt hatte. „Es tut mir leid, ich wollte heute früh nicht so gemein zu dir sein. Dich trifft keine Schuld. Ich..." Chris lehnte sich zu mir hoch und schloss mich in eine Umarmung. „Shhh, hey es ist alles gut. Niemand macht dir Vorwürfe, schon gar nicht ich. Das war eine dumme Idee von mir, ich hätte einfach den Mut wie du haben sollen und die Sache nüchtern durch zuziehen." Ich schluchzte in seine Arme, meinen Kopf hatte ich in seine Seite vergraben um nicht von den anderen gesehen zu werden. Ich versuchte mich zu beruhigen, in seinen Armen war es etwas leichter, zumal ich jedes Mal in diesen lag, wenn mir was Böses wiederfuhr. „Beruhig dich, ich mag es nicht dich weinen zu sehen. Komm mit zu mir und wir reden darüber." Ich nickte unterbewusst in seine Armbeuge und löste mich langsam. Seine Augen waren strahlend blau, doch meine mussten rot sein und das nicht nur von der Schminke. „In einer dreiviertel Stunde, ich besorg uns was zu essen." Ich rang mir ein Lächeln ab und ging hinter die Kamera.

Wenig später klopfte ich an die Tür des Trailers, als ich den ersten Duft des Sommers wahrnahm. Endlich wurde es wieder wärmer. „Komm rein." Ich öffnete die Tür und der Erste der mich begrüßte war ein aufgeregter Dodger. Ich kniete mich hin um ihm zu streicheln. „Hey mein Guter, wie geht es dir?"

Chris

Ich musste den Grund für ihren Gefühlsausbruch heraus finden, sie hatte eine Brechstange in der Hand. Wenn ich was von zu Hause gelernt hatte, dann das man weinende Frauen mit Werkzeug in der Hand nicht vertrauen sollte. „Ich habe uns was Einfaches gekocht, es gibt Nudeln und Tomatensoße." „Sehr edel, danke." Sie strich Dodger über das Fell und spielte mit ihm. Wenn ich sie schon nicht auf andere Gedanken bringen konnte, dann war es Dodger der sie wieder beruhigen konnte. Wir aßen und unterhielten uns nur über oberflächliche Themen, die keinen zu nahe kamen. „Es war wirklich großartig, die besten Nudeln überhaupt." „Ich dachte ich würde dir das Essen schulden." Jetzt wo ich wieder nüchtern war, schämte ich mich richtig für meinen Vorschlag vom Vormittag. „Niemand hatte es geschafft, den anderen fertig zu machen." Ich grinste sie nur an und verzog die Braue. Eigentlich hatte sie das unterbewusst, dass tat sie schon seit längerem. Seit dem Tag als ich sie als Peggy sah, wusste ich, dass ich meinen Kompass gefunden hatte. Ich gab ihr ein Glas Wein und sie setzte sich auf mein Sofa. Die Beine hatte sie auf dem Sofa verschränkt und ihr Pulli schien ihr viel zu groß zu sein, als wolle sie sich verstecken. Schnell war Dodger an ihrer Seite und legte seinen Kopf in ihren Schoss. Heute früh lag da ich noch, ein kleiner Stich durchfuhr mich als ich den Neide in mir aufsteigen spürte. Jetzt war es schon so weit, dass ich neidisch auf Dodger war. Ich setzte mich neben sie, doch mit einem gewissen Abstand um sie nicht erneut zubedrängen. „Ava, du musst mir erklären was da passiert war, ich weiß nicht was ich falsch gemacht habe. Außer die Wette und das ich vorher ohne Erlaubnis getrunken hatte." Sie kraulte Dodgers Ohren als sie ansetzte. „Es war ja auch alles okay, bis du, Gott es ist fast peinlich es auszusprechen geschweige denn darüber nach zudenken." Mein Handeln hatte sie offensichtlich berührt in jeglicher Hinsicht. „Ich wollte dir damit nicht zu nahe kommen, das war wirklich aufdringlich von mir." Flüsternd setze sie an „Als deine Hand meinen Oberschenkel entlang fuhr, hat es sich angefühlt als würde Henry seine Finger wieder an meinem Körper haben... wie zu Silvester... er... du..." Sie wurde wieder hektischer, doch ich wusste nicht ob ich ihr näher kommen sollte in dieser Situation. Jetzt wo sie mir auch noch erzählte, dass ich sie an Henry erinnert habe, obwohl wir nichts miteinander zu tun haben. „Hey, sieh mich an, Ava." Sie sah zu Dodger auf den Fußboden und würdigte mich keines Blickes. „Ich weiß das du niemals wie er sein könntest, aber du warst der erst der mich wieder so berührte und das machte mich nervös, sehr sogar." „Sieh mich endlich an." Ich versuchte es mit einem festeren Ton, ohne sie dabei zu erschrecken. Sie hob ihren Blick und ihre Augen waren getrübt von dem Wasser was sich sammelte. „Ich bin nicht Henry und ich würde dir niemals etwas aufdrängen was du nicht willst, dass sollst du wissen." Sie nickte und stellte ihr Glas ab. „Ich weiß, du bist derjenige der mich aus meinen selbst erschaffenen Problemen heraus zieht." „Ich werde auch weiterhin auf dich aufpassen, egal was passiert. Und wenn noch drei solcher Henrys dich wollen, ich werde sie von dir fern halten." „Ach Chris." Sie sah mich leer an, bevor sie ihren Kopf in meinen Schoss legte. Sie vertraute mir, auch wenn sie all das eben gesagt hatte, war da doch das Wissen, dass sie mir vertrauen konnte. Ich fuhr ihr durch die Haare und legte den Bluterguss frei, den ich hinterlassen hatte. Zu gerne würde ich sie wieder dort Küssen und ihr die Angst nehmen. Sie wurde immer ruhiger bis sie leise flüsterte. „Wann ist die richtige Zeit?"

Time goes by and still I am stuck on youWhere stories live. Discover now