Kapitel 116.

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Jungkook

Um ehrlich zu sein war ich ein wenig ratlos, beziehungsweise fast schon verzweifelt. Seitdem Tae und ich miteinander geschlafen hatten und es so viel intensiver geworden war, als gedacht, konnte ich kaum mehr aufhören, darüber nachzudenken und ihn zu vermissen. Auf der anderen Seite... Verließ mich meine Angst keines bisschen. Die Angst, dass er es auch dieses Mal nicht ernst genug meinte, beziehungsweise es niemals schaffen würde, mich offen an seiner Seite zu behalten, anstatt mich zu verstecken. Denn mich zu verstecken, meine Liebe zu ihm zu verstecken, passte nun keines falls mehr zu mir.

Ich war zufrieden und selbstbewusst in meiner Sexualität, zumindest weitestgehend, alles nur durch Taehyung. Weswegen ich hoffte... Dass vielleicht auch ich ihm die Stärke gab, das gleiche zu sein und mich wirklich an seiner Seite haben zu wollen und die Angst, verurteilt zu werden, ablegte. Auch wenn ich jetzt besser verstehen konnte, wieso. Seine Eltern schienen ihm nahe gewesen zu sein, vorallem seine Mutter und dann nicht akzeptiert zu werden, bloß weil er das gleiche Geschlecht liebte, musste Schmerzen. Ich hatte ja selbst gedacht, deswegen verurteilt und gehasst zu werden. Stattdessen saßen meine Eltern, förmlich zufrieden vor mir und fragten mich darüber aus, jedoch war auch meine Mutter verständnisvoller als gedacht. Sie hatte länger gebraucht, als mein Vater, aber kam immer besser damit klar.

Selbst Namjoon traute sich solangsam, ehrlicher mit sich selbst, aber auch mit unseren Eltern zu sein.

"Gib mir mal die Zeitschrift bitte, ich brauche Gossip" schmunzelte ich und sah zu meinem Bruder, welche mir diese fast etwas zaghaft und unsicher übergab. Als hätte er Angst, ich könnte darin etwas erkennen, was mir keines falls gefiel. Jedoch dachte ich mir nicht sonderlich viel dabei, nahm die Zeitschrift, beziehungsweise eher das Magazin in die Hand und erwartete irgendwelchen Tratsch über bekannte Leute, die eigentlich doch garnicht so bekannt waren und man sich fragte, warum man überhaupt über sie berichtete. Stattdessen fand ich schon auf der Titelseite, gerade, als ich das Teil in die Hand nahm und es aufschlagen wollte, ein Bild, welches die Adern in meinem Körper gefrieren ließ.

Alles in mir wurde beim Anblick dieses Bildes so kalt vor Schock, dass ich einfach nur, Stock steif da saß und mit einem unangenehmen Kribbeln im Bauch diese Schlagzeile anstarrte. Weil ich Angst hatte. Angst, was dieses Bild, welches ich ansah, anrichten könnte. Ich hatte ehrlich geglaubt und gehofft... Tae solangsam zurück zu bekommen, dass er mir, aber vorallem sich und unserer Liebe eine Chance gab, dass er mutig genug war, mich zu wählen, zu seiner Liebe zu stehen, auch wenn ich ein Mann war und es für ungewollte, teils unangenehme Aufmerksamkeit oder Spott Sorgen könnte. Die letzten Tage mit ihm bekam ich das Gefühl, dass er mich wirklich zurück wollte. Um jeden Preis.

Vorallem... Als er mir vor zwei Tagen seine Gefühle gestanden hatte. Stattdessen wurden all diese Dinge überrollt von einer Angst, die mich in den Wahnsinn trieb. Vielleicht war es dumm gewesen, naiv zu sein und nun durfte ich diesen Schmerz ein weiteres Mal spüren.

Denn auf dem Bild erkannte man Taehyung und mich, etwas zu nahe auf der Veranstaltung, abends an meinem Geburtstag und eine, eigentlich sehr eindeutige Szene, in der sich seine Hand an meiner Taille befand und sein Körper näher an mir, als es bei einem Fotograf und seinem Boss, einem angesehen Modedesigner, üblich war.

"Jungkook ich... Was war zwischen euch beiden, an dem Abend?" fragte mich Namjoon irgendwann, jedoch sagte er es etwas leiser, immerhin saßen unsere Eltern direkt gegenüber von uns, welche zwar zuhören konnten, doch erst wirklich hellhörig wurden, als mich mein Bruder nach der Nacht... Meines Geburtstages fragte. Beziehungsweise eher den Abend, den ich, vielleicht ein wenig zu innig mit Taehyung verbracht hatte, als ich es hätte sollen.

"Dieser Mann? Kim Taehyung? Arbeitest du nicht... Für ihn, als sein Fotograf?" und naja... Eigentlich hatte mein Vater recht. Eigentlich war ich nur sein Fotograf, aber um ehrlich zu sein war ich das vielleicht zwei Tage lang gewesen. Bis er mich dazu überreden konnte, sein Model zu sein, die Person, die seine Kleider trug. Nur wusste ich nicht genau... Ob es ein guter Zeitpunkt war, meinen Eltern davon zu erzählen. Erst vor kurzem durften sie von meiner Sexualität heraus finden und brauchten Zeit, sich daran zu gewöhnen, weswegen ich es erst einmal... Womöglich geheim halten sollte.

Jedoch konnte ich kaum mehr leugnen, dass ich jemanden liebte. Und jetzt, mit diesem Bild von Tae und mir, welches meine Eltern sicherlich auch schon angesehen hatten, verdienten sie eine Erklärung. Beziehungsweise eher mein Bruder, welcher so sehr für mich da gewesen war und ich es niedermachte, indem ich den Modedesigner wieder an mich heran ließ. Und jetzt mit der Angst lebte, ihn gleich ein weiteres Mal zu verlieren.

"Ich... Ja, ich arbeite auch für ihn aber... Um ehrlich zu sein... Ist er die Person, in die ich mich verliebt habe, Dad. Beziehungsweise... Die ich liebe. Nur scheint unsere Liebe aufgrund dieser Schlagzeilen keine wirkliche Chance zu haben." war alles, was ich seufzen konnte, nur um ein aufbauendes, liebevolles schmunzeln in dem Gesicht meiner Mutter zu sehen. Zwar schien es mir etwas zaghaft, da sie etwas länger brauchte, um zu respektieren, dass ich einen Mann liebte und mit keiner Frau heiraten und Kinder bekommen würde.

"Jungkook... Ich denke, wenn dieser Mann dich wirklich liebt, wird seine Liebe auch größer sein als die Angst, verurteilt zu werden. Du warst auch so stark, dich nicht zu verstellen und ehrlich mit dir und anderen zu sein. Wenn er dich nicht genug liebt, um dir das zu bieten, was du verdienst, ist er es auch keines falls wert"

Jedoch glaubte ich kaum, was ich hörte und konnte mir ein breites, zufriedenes Lächeln keines falls mehr verkneifen. Es wunderte mich, dass sie meiner Liebe zu Tae so positiv eingestellt war. Einem Mann, einem wohlhabenden, reichen Mann, der eigentlich kaum als nett oder sonderlich liebenswert galt. Dabei hatten sie alle keine Ahnung, wie Tae wirklich war. Außer ich. Und ich hoffte so sehr... Er würde sich dazu entscheiden, mich zu lieben... Weil ich ihn brauchte. Mehr, als mir lieb war.

"Also hast du... Mit ihm geschlafen? An dem Abend?" flüsterte mein Bruder, da dies meine Eltern definitiv nicht mitbekommen sollten. Was sie auch nicht taten. Nach den liebevollen Worten meiner Mutter wendeten sie sich dem zu, was sie zuvor gemacht hatten. Mein Vater verzog sich in sein Arbeitszimmer und meine Mutter ging in die Küche, um dort abzuwaschen. Also war ich nach kurzer Zeit dann auch schon alleine mit meinem Bruder und seufzte ein wenig.

Ja, ich hatte mit Taehyung geschlafen und es war unglaublich gewesen. Eine Mischung aus heiß, süß, leidenschaftlich und liebevoll. So gierig, sehnsüchtig und doch auch sanft, vorsichtig und unglaublich gut. Denn Tae ließ sich seine Zeit mit mir, musterte mich auf diese unbeschreiblich schöne Art und Weise, dass ich mich so begehrenswert und hübsch fühlte, wie er mir sagte. Mein Körper hatte irgendwann die Kontrolle übernommen und ich diese vollkommen verloren, sie Tae übergeben und den Mann machen lassen.

Und doch... War ich am nächsten Morgen gegangen. Nicht nur, da ich nicht zu spät zur Uni kommen durfte. Sondern auch, da es zu gut war, in seinen Armen zu liegen, ich es zu sehr genoss, mich wieder so geborgen und gut zu fühlen und Angst hatte, sobald wir in unsere Routine zurück fielen, ich niemals wieder aus diesem Loch kommen könnte, in welches er mich vielleicht erneut warf, wenn er seine Angst die Überhand nehmen ließ.

Ich hoffte... Dass er es nicht tat. Weil ich ihn gerade erst glaubte, zurück zu bekommen, einen anderen, offenen und ehrlichen Taehyung, der mich genau so liebte, wie ich es verdiente. Und ihn kein weiteres Mal verlieren wollte.

Niemals... Wieder.

~

Four more chaps

And my hair is ruined, fuck this weather. Rly. Wind, Regen und Kalt. Wie kann man da auch bitte gute Laune haben.

Forbidden Lust // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Where stories live. Discover now