Kapitel 107.

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Jungkook

Es war unglaublich schön hier. Die Veranstaltung, auf die Taehyung mich an meinem Geburtstag mit genommen hatte, eher da er es musste, nicht, um mir meinen Geburtstag zu vermiesen, fand an einer Location direkt auf einem See statt. Es war wie ein großer Steg, mit einem riesigen, offenen Gebäude, in dem sich die meisten Gäste befanden und den Abend schon von einem eigenen, kleinen Orchester angenehme Musik gespielt wurde. Teilweise war sie ziemlich romantisch und man hörte sie auf dem ganzen Gelände.

Aber Taehyung hatte mir diesen Tag sicherlich nicht vermiest, ganz im Gegenteil. Es war schön hier, die Leute angenehm freundlich, teilweise sogar zu freundlich und das Ambiente zum genießen. Vorallem aber war der Ausblick von hier schön. Durch all die Girlanden erkannte man das Licht, welches sich deswegen auf dem Wasser spiegelte und den, sonst so dunklen See ein wenig erhellte und die Musik ließ einen das ganze nurnoch mehr genießen. Es war der beste Abschluss des Abends, den ich mir vorstellen konnte. Nur wusste ich da noch nicht, dass das hier... Gerade mal der Anfang war.

Ich begab mich vorerst etwas abseits der anderen Menschen, in Richtung eines Pavillons, den ich zuvor schon gesehen hatte, nur von innen und aus der Distanz. Durch die vielen Leute, welche mich schon den ganzen Abend umgaben brauchte ich einen Moment mal Ruhe. Nur um zu erkennen, dass es einer weiteren Person auch so ging. Denn gerade als ich in Richtung des Pavillons ging, den Steg entlang lief und dabei die Musik von innen noch in meinen Ohren erklang, so weit konnte man sie hören, erkannte ich den Modedesigner.

Er saß an dem Klavier, welches in der Mitte des runden Pavillons stand, in schwarzem Lack eingehüllt, was es genau so elegant aussehen ließ, wie den Mann selbst, der an diesem saß. Sein maßgeschneiderter Anzug, der ihm wie angegossen passte, ein wenig mit Satin-Elementen verziert machte ihn so unglaublich attraktiv, dabei war er das sowieso schon. Er sah so träumerisch aus, wie aus einem Film, so perfekt war sein Anblick.

Ich liebte diesen Mann so sehr. Und somit nahm mich sein Anblick, der sich mir gerade bot, vollkommen in Beschlag. Meine Sehnsucht war mit den letzten Tagen nurnoch größer geworden. Vorallem nach unserem Kuss. Es war nicht richtig von Tae gewesen, mich weiter zu verwirren, doch dabei hatte er keine Ahnung... Wie groß mein Verlangen danach gewesen war, weiter zu gehen. In dem Moment, als ich seine Lippen auf meinen gespürt hatte, schrie mein ganzer Körper nach mehr. Alles in mir kribbelte, mein Herz hatte so schnell geschlagen, wie noch nie zuvor und es war so schwer, mich ihm nicht hinzugeben.

Tief in mir hatte ich ihm alles schon längst verziehen, egal wie naiv es war. Mein Herz interessierte es kaum, was naiv und dumm war und was nicht. Mein Verstand dagegen wehrte sich, mich ihm wieder hinzugeben. Doch war eine der beiden stärker und sorgte dafür, dass ich weiter auf ihn zu ging und der schönen Melodie lauschte, welche er spielte.

"Ich wusste garnicht, dass du spielen kannst. Und dann auch noch... So gut" brach ich die Stille irgendwann und erntete einen etwas verwirrten Blick von Taehyung, der mich wohl erst jetzt mitbekommen hatte. Es war fast schon schade als er aufhörte zu spielen und diese wunderschöne Melodie, die er spielte, verstummte. Sie war romantisch gewesen, aber irgendwie auch traurig, fast tragisch. Wenn man sie in einem Film nutzen würde, dann an einer besonders schmerzhaften Stelle, für eine besondere Liebe, die auseinander ging. Vielleicht war das der Grund, wieso er sie spielte.

Weil sie ihn an uns erinnerte. An unsere Liebe und die Art... Wie sie auseinander gegangen war. Wie wir... Auseinander gegangen waren.

"Meine Mutter... Hat es mir beigebracht, als ich noch bei ihnen gewohnt habe" hörte ich es von dem Mann vor mir, welcher seinen Blick dabei ein wenig gesenkt hatte. Es war das erste Mal, dass er seine Eltern erwähnte, beziehungsweise seine Mutter. Ein etwas komisches Gefühl, da es neu war, Taehyung so zu sehen. Ein wenig verletzlich und nachdenklich, sodass er es nicht einmal mehr schaffte, mich anzusehen.

Mein Herz schlug mir mal wieder bis zum Hals, als ich weiter auf ihn zu ging, bis ich direkt an dem Klavier stand und mich ein wenig gegen dieses lehnte, während ich den Mann vor mir einfach nur ansah. Ich beobachtete die Art, wie er seufzte und dabei seinen Blick hob, um mich anzusehen. Nur damit sein Blick direkt meinen traf und ein förmliches Feuerwerk auslöste. Alleine die Art, wie er mich ansah.

Dieser Moment war so rein, so romantisch, so schön, weil er ehrlich war. Taehyung versteckte seine Gefühle nicht, von denen er meistens glaubte, sie würden ihn schwach machen. Er öffnete sich mir... Vollkommen. Was diesen Moment so viel intensiver und unglaublicher machte, als er sein sollte. Denn der Ältere machte es mir so schwer, mich meinem Verlangen nicht einfach hinzugeben. Mich ihm... Nicht einfach hinzugeben.

"Wir saßen jeden Abend zusammen... Sie mit mir auf ihrem Schoß, so lange bis wir zu müde waren, um weiter zu machen. Es war die schönste... Zeit des Tages, bis ich älter wurde und meine Eltern von meiner Sexualität heraus gefunden hatten"

"Es hat sich angefühlt, als hätten sie mich nie geliebt" und das merkte man. Seine Worte klangen nicht nur ehrlich, man erkannte den Schmerz in ihnen. Tae liebte seine Eltern, wie konnte er auch etwas anderes tun, als sie bedingungslos zu lieben, so wie jedes Kind es tat. Und dann so von ihnen enttäuscht zu werden, nur weil er das gleiche Geschlecht liebte, musste schwer gewesen sein. So schwer, sodass es ihn bis heute begleitete und wohl ein Grund war, wieso er mich nie zu nahe an sich heran ließ. Nie nahe genug, um mir zu zeigen, wie verletzlich auch er sein konnte.

Aber es war ein besonderes Gefühl, zu erkennen, dass Taehyung genau so ein Mensch war, wie ich, welcher seine Schwächen hatte, seine Verletzlichkeit. Und genau deswegen schaffte ich es auch nicht, einfach nur da zu stehen und den Mann vor mir anzusehen, welcher seufzend seinen Blick wieder senkte, als ich einfach nur still da stand. Da ich es genoss. Seine Ehrlichkeit, seine Offenheit, die mir so sehr gefehlt hatte, da er sie mir nie wirklich offenbarte. Er hatte mich verletzt, sehr sogar. Aber in diesem Moment war all das vergessen. Alles was zählte war das, was gerade passierte und ich ließ mich davon leiten.

Ich stellte mich etwas vor ihn, legte meine Hände vorsichtig und sanft an seine Wangen, nur um seinen Kopf ein wenig anzuheben, damit er mich ansehen musste. Wir beide... Hatten das hier vermisst. Diese intime, aber keines falls sexuelle Nähe zu dem anderen. Eine andere Art von Intimität, die in unserer Beziehung genau gleich viel bedeutete und diesen Moment so wunderschön, so ehrlich machte. Wir hatten es vermisst, die Nähe des anderen, so sehr, sodass auch er sich nur davon leiten ließ.

Er sagte einfach nichts, griff sanft nach meiner Taille und zog mich leicht vor sich, damit er mich vorsichtig gegen das Klavier hinter uns drücken konnte, doch so nahe kam, wie es ihm diese Position möglich machte. Ich stand leicht zwischen seinen Beinen, während er auf dem Klavierhocker saß, seine Hände an meiner Taille ablegte, mich somit an sich heran ziehen und seinen Kopf auf meinem Bauch ablegen konnte.

Und eine ganze Weile standen wir einfach nur so da. Sogen die Nähe zu dem anderen auf, welche so angenehm war und unsere Sehnsucht nacheinander, zumindest diesen Abend lang beruhigte. Aber es machte mir auch klar, wie sehr ich diesen Mann eigentlich vermisst hatte.

Während ich mit meiner einen Hand leicht durch seine weichen Haare fuhr und er mich eng an seinem Körper behielt, seinen Kopf seufzend auf meinem Bauch lehnte, spürte ich es genaustens. Dieses Kribbeln, in jeder Zelle meines Körpers, mein Herz, welches nur für ihn schlug und ein Gefühl der Sehnsucht, welche gerade gestillt wurde.

So sehr hatte ich seine Nähe vermisst. Das Gefühl, bei ihm zu sein, von ihm gehalten und geliebt zu werden. Und ich war nicht der einzige, dem es so ging. Auch Taehyung zog mich fest an seinen Körper und ließ mir keine Chance, mich von uhm zu entfernen, als hätte er Angst, diese Nähe wieder zu verlieren, sobald ich mich lösen wollen würde. Doch ich tat es nicht. Ich hielt den Mann in meinen Armen, an meinem Körper, fuhr liebevoll durch seine Haare und verlor mich in dem Gefühl, auch von ihm berührt und geliebt zu werden.

Auch da ich selbst Angst hatte, mich zu lösen und das, was ich gerade spürte zu verlieren. Ihn... Zu verlieren.

~

Etwas Balsam nach dem ganzen Herzschmerz

Forbidden Lust // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Where stories live. Discover now