Kapitel 104: Sag Ja!

5.9K 359 154
                                    

Meine Mum schaut mich mit Tränen in den Augen an, als ich in meinem weißen Smoking vor ihr stehe. " Jetzt ist es gleich so weit, mein kleiner Junge wird zum Mann", sagt sie mit zittriger Stimme. "Ich habe mir vorgenommen nicht zu weinen wenn es soweit ist", dabei atmet sie tief durch. "Danke Mum...", flüstere ich ihr zu und nehme sie in den Arm. "Du machst doch deinen Anzug ganz knittrig", meckert sie gespielt, doch ich drücke sie feste an mich und genieße das ich eine so tolle Mum habe. "Danke Mum, dass du immer für uns da bist. Ich hoffe dass du weißt, dass du die tollste Mutter bist, die man sich wünschen kann!", flüstere ich ihr liebevoll ins Ohr, während mir eine Träne über die Wange läuft. "Jetzt hör auf mein Schatz, heb deine lieben Worte für Sam auf!", versucht sie ihre Freude darüber zu verbergen, doch man kann den Glanz in ihren Augen deutlich wahrnehmen. Mit einem seidenen Taschentuch wische ich meine Wange wieder trocken und sehe mich noch einmal prüfend im Spiegel an.

Meine Mutter war mal wieder perfektionistisch bis ins kleinste Detail gewesen. Die rote Krawatte perfekt gebunden, jede Falte des Sakkos war an ihrem Platz, nicht ein Haar ist auf dem satinseidenen Anzug zu finden. Mit dem letzten Handgriff befestige ich die Beiden Manchettenknöpfe an meinen Ärmeln. "So...", sage ich zu mir selbst und Atme ein letztes mal Tief durch: "jetzt kanns los gehn"

Wie es der Brauch möchte, haben Sam und ich uns heute noch nicht gesehen und ich bin mehr als gespannt wie er heute aussehen wird. Auf dem Weg zum Wagen richte ich meinen Blick gegen den Himmel. Sam hatte mit seiner Profezeihung recht, es herscht strahlender Sonneschein am Tag unserer Hochzeit. Bei dem Gedanken an Sams Gesicht, als er es mit soviel Zuversicht gesagt hatte wird mir ganz warm. Die letzte Fahrt als Jungeselle ging endlich los.

Nachdem wir uns den Platz für unsere Hochzeit ausgesucht hatten, durfte ich ihn nicht mehr betreten. Wie immer will Sam etwas ganz besonderes Zaubern und ich bin jetzt schon aufgeregt was mich alles er warten wird. Seit Wochen versuche ich es mir Vorzustellen, wie es ist vor dem Altar zu stehen, welche Worte ich ihm sagen werde, doch ich glaube das Sam meine Vorstellung wir immer bei weitem übertreffen wird. Den das war eben Sam. Aus meiner Brusttasche ziehe ich den kleinen Katzenschlüsselanhänger, welchen ich an eine kleine Karte gehängt habe. In ihr steht mein Ehegelübde und ich bete zu Gott, dass ich es einiger Maßen vorbringen kann.

Der Parkplatz ist voller Autos, auch wenn ich die ganzen Einladungen selbst geschrieben habe, kommt es mir vor, als wenn mehr Autos hier sind, als wir Personen eingeladen haben. Der Platz für unsere Hochzeit ist eine kleine Lichtung im mitten des Waldes. Die Herbstsonne verursacht, durch den leichten Wind, ein Spiel aus Licht und Schatten auf dem weichen Waldboden, auf welchem bereits einige der bunt gefärbten Blätter liegen. Die Baumkronen der Laubbäume sind strahlen in dem Gold des Herbstes getaucht und es scheint so, als hätten sie sich für diesen Anlass absichtlich in ihr bestes Blätterkleid gehüllt. Hinter den Baumreihen warten bereits die Gäste auf ihren Plätzen. Zwischen all den Gästen, erkenne ich auch Phils rote Haare. Dunkle Stühle stehen Akurat in Reihe, Links und Rechts neben einem orangenen Teppich aus einzelnen Blättern, welcher unter dem Pavillon nur auf mich wartet. Als Türbogen ähnlich, stehen zwei Ahornbäume im organgenen Blatterkleid in denen vereinzelt dunkel rot gefärbte Blätter sind. Eine feine Lichterkette umschließt die zierlichen Stämme der beiden jungen Baume und verliert sich in der Baumkrone. Weiße Laternen in verschiedenen größen, makieren den Weg zum Altar, welcher unter einem mit Hunderten, hauptsächlich dunkel roten, Blättern gestallteten Bogen steht. Ich schreite während, unser Song als Klavierstück gespielt wird, durch die ersten Reihen. Als ich plötzlich im Augenwinkel sehe, wie Phil die Lichtung verlässt. Einen kurzen Augenblick bin ich traurig darüber, doch im selben Moment setzt mein Herz eine Sekunde aus, als mein Blick auf den von Sam trifft. Schalgartig wird mir bewusst, das dies, diesmal keiner meiner Träume ist und meine Beine werden so weich, dass ich meinen Schritt kaum fortsetzten kann, bei dem Anblick von Sam am Altar. Meine Mutter stützt mich, als ich zittrig auf den Mann im beige farbenen Anzug, der dort auf mich wartet zu gehe. In diesem Moment habe ich nur Augen für ihn und sein Lächeln, welches er nur mir Schenkt. Verlegen sehe ich bei seinem Anblick an mir runter, ob ich wohl einiger Maßen mit ihm mithalten kann? Als wenn er meine Gedanken hören kann, beantwortet er mir die Frage: " Du solltest öfter einen Smoking tragen, er steht dir ausgezeichnet", haucht er mir entgegen, als meine Mum mich ihm über gibt. Hand in Hand gehen wir die letzten Meter bis zum Hochzeitsredner. Nach einiger Zeit bemerke ich, dass nicht nur ich vor Aufregung zittrige Hände habe, auch Sam scheint dieses Gefühl zu teilen.

"Wir haben uns heute hier zusammen gefunden, um diesem jungen und außergewöhnlichen Paar Glück für die Zukunft zu wünschen. Ihr gemeinsamer Weg begann vor mehr als 2 Jahren, doch auch davor kreuzen sich ihre Wege ohne dass sie es selbst kaum Wahrgenommen haben. Aber lassen wir sie selbst ihre Gefühle für den anderen versuchen in Worte zu fassen!", leitet der Hochzeitsredner die Trauung ein. Sam schaut mir tief in die Augen und ich spüre, wie glücklich er in diesem Moment ist.

"Andy..", beginnt er: "... ich weiß, das du in mir den starken und unfehlbaren siehst, aber dass alles kann ich nur sein, weil du mir die Kraft gibst, in schweren Situation stark und entschlossen zu sein. Heute kann ich dir noch einmal danken, dass du aber genauso zu mir hältst, wenn auch ich einmal vom rechten Weg ab komme und du mein Licht bist, dass mich wieder zurück führt", er macht eine kurze Pause um sich eine Träne von der Wange zu wischen. Dann wischt er mit dem selben Tuch über meine. "Du magst zwar weinerlicher als ich sein, aber im Herzen bist du schon immer der gewesen, der die Sonne für die Menschen in deiner Umgebung aufgehen lässt. Ich verspreche dir, wenn du möchtest, immer an deiner Seite zu sein, deine Stärken zu Lieben und deine Schwächen zu akzeptieren. Gemeinsam mit dir möchte ich jeden weiteren Schritt in meinem Leben gehn", beendet er seine Rede ruhig und ohne auch nur eine Sekunde meinen Blick aus den Augen zu verlieren. Am liebsten würde ich mich jetzt um seinen Hals schlingen und ihm einen langen liebevollen Kuss geben, doch ich reiße mich zusammen. Wieder hole ich die kleine Karte hervor und sehe dann Sam an. "Ich habe mir hier ein paar Worte formuliert, von denen ich gelaubt habe, dass sie passen würden...", beginne ich mein Gelübde: "... doch in Momenten wie diesen, wird mir immer wieder klar, dass alles was uns verbindet, nicht in alle Worte der Welt gefasst werden kann", meine Augen füllen sich erneut mit Tränen. "Aber, auch wenn ich dir nicht versprechen kann, dass wir nur Glück auf unserem gemeinsamen Weg finden werden, verspreche ich dir hier und heute, dass ich zusammen mit dir in der Lage sein werde, auch die größten Steine aus dem Weg zu räumen. Wenn das bedeuten sollte ich muss über den Rand der Welt springen um bei dir zu sein, werde ich bereit sein, dies für dich zu tun!", versuche ich, trotz zittriger Stimme und nassen Wangen, klar und kraftvoll hervor zu bringen. "Ich Liebe dich Sam!", und ich glaube jeden Moment versagt meine Stimme. "Ich Liebe dich auch, mein Andy!"

Es herscht einen Moment totenstille, hier und da hört man ein schlurzen, bis dann der Redner weiter fortfährt. "Willst du Sam Schwarz, Andreas Berger zum Mann nehmen, ihn Lieben in guten wie in schlechten Zeiten? So antworte jetzt bitte mit Ja!" "Ja", bringt Sam klar hervor. "Dann frage ich nun dich. Willst du Andreas Berger, Sam Schwarz zum Mann nehmen, ihn Lieben in guten wie in schlechten Zeiten? So antworte auch du jetzt bitte mit Ja!" "Ja", bringe ich mit letzter Kraft heraus. Danni reicht uns die Ringe, welche auf dem kleinen glänzenden Kissen gebettet sind und durch eine feine rote Schnur auf ihrem Platz gehalten werden. Sam öffnet die Schleife und steckt mir mit zitterndern Finger meinen Ehering an. Wieder brennt er sich an seinen Platz, noch schlimmer als mein Verlobungsring. Das Glühen der Liebe in diesem kleinen Symbol, brennt heißer als ein Schmiedefeuer. Dann bin ich an der Reihe Sam den Ring anzustecken. Ich habe richtig Angst den Ring aus den Finger zuverlieren, bis Sam nach meiner Hand greift und mir Hilft. Ich lächel ihn Dankend an und mit seiner Hilfe schaffe ich es auch endlich. "Dann erkläre ich euch Beide, kraft meines Amtes zu Eheleuten. Sie dürfen sich jetzt Küssen" ich schließe meine Augen und versuche dieses Gefühl für immer in mein Herz zu brennen, als Sams Lippen sich endlich zärtlich auf meine Legen. Nie in meinem Leben habe ich ein größeres Glück erfahren, als Sam zu begegnen. "Ich Liebe dich, Andy"

ENDE

Doch...Liebe? boy x boy boyxboy yaoi boysloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt