Kapitel 90: Kein zurück!

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Ich musste meiner Mum versprechen, dass sie mich für den Ball fertig machen darf und so stehe ich heute hier, während meine Mutter an dem Kleid rum zupft. Nicht einmal Danni habe ich von meinem Kostüm erzählt, wenn es schon Peinlich wird, dann nicht länger als notwendig. "Soo, hier fehlt noch etwas", murmelt sie, als sie mir zwei Silikoneinsetzte in den BH steckt. Ich fühle mich wie eine Modepuppe, welcher gerade der Busen zurecht gerückt wird. Dann greift meine Mum nach den langen weißen Strümpfen und zieht sie mir über meine glatt rasierten Beine. Sie hat an absolut alles Gedacht, auch das blaue Stumpfband durfte nicht fehlen. In meinem Leben habe ich noch nie so lange gebraucht um mich für eine Party fertig zu machen. Normalerweise ziehe ich irgendwelche Anziehsachen aus dem Schrank, geh duschen, trocke meine Haare grob mit einem Handtuch, anziehen, fertig. Mittlerweile habe ich das Gefühl ich könnte schon wieder duschen gehen, solange wie das hier dauert und meine Mum ist noch nicht mal beim Make up, auf das sie sich so freut. "Mum... ich heirate heute nicht wirklich!", bin ich schon genervt, weil ich sowieso keine große Lust auf den ganzen Ball habe. "Mit oder ohne Perücke?", und mich wundert es etwas, dass ich überhaupt etwas mitentscheiden darf. "Ohne!",gebe ich scharf zurück. Sie legt mir so einen Papierumhang um, damit nichts von dem Make up auf das Kleid kommt. Sie pudert und macht und tut und ich muss zugeben, dass ich das sogar irgendwie angenehm finde. Kurz bevor ich fertig bin, klingelt Sam an der Tür und meine Mum freut sich, ihm ihr Meisterwerk zu präsentieren. Wie in den Kitschfilmen muss er unten an der Tür warten, als wenn er nicht schon hunderte Male hier bei mir gewesen wäre. "Noch etwas Lippenstift und fertig!", sagt sie, als sie mich endlich in den Spiegel blicken lässt. Ich bin gerade selbst erstaunt darüber, was für eine hübsche Braut ich abgebe. Meine Augen und Wangen sind etwas betont und meine Lippen sind in ein leichtes rosè getaucht und glänzen. Im Haar trage ich eine Spange, welche mit weißen Blüten besetzt ist. Alles andere als männlich...

Unsicher auf den Hohenschuhen, versuche ich möglichst, nicht die Treppe herunter zufallen, als Sam mich mit begeisterten Augen ansieht. Ich reiche ihm meine in lange Handschuhe gehüllte Hand und er gibt mir, in seinem goldenen Prinzenkostüm einen Handkuss. Meine Wangen röten sich bei dieser schnulzigen Geste, vor meiner Mum, welche vor Begeisterung bereits aufquietscht. Sein Kostüm sieht aus wie ein Smoking, ganz in gold und weiß gehalten und auch er trägt weiße Handschuhe. Feine florale Stickereien auf dem Sakko und das altmodische rüchen Hemd, könnten ihn aus einem Märchenfilm entspringen lassen. Immerhin trägt er eine Hose, muss ich dann neidisch feststellen. Aber eins ist wie immer, er sieht umwerfend aus. Ich glaube man könnte ihn in einen Kartoffelsack stecken und er würde noch blendend aussehen.

"Darf ich sie zur Kutsche geleiten, holde Maid?", fragt er mit ein breiten Lächeln und legt eine Hand um meine Hüfte. "Sam...", knurre ich peinlich berührt: "...noch kann ich als Kuh gehen!" Im Grunde weiß ich sowieso nicht, wie er mich dazu breitschlagen konnte. Er hilft mir mit dem Kleid in unseren schicken Golf und ab jetzt gibt es kein zurück mehr.

Doch...Liebe? boy x boy boyxboy yaoi boysloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt