Kapitel 33: Der Unbekannte

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Ich hebe meinen Kopf und werde von einem grellem Licht geblendet. Wieder fragt der Unbekannte: "Gehts dir gut?" Ich drehe einfach meinen Kopf weg in der Hoffnung, dass er einfach wieder verschwindet. Doch anstatt einfach zu verschwinden, bemerke ich wie meine eisigen Beine plötzlich wärmer werden. Er hat seine Jacke über sie gelegt und sich neben mich gesetzt. Eine zeitlang sitzen wir nur so nebeneinander und schweigen. Irgendwie tut mir seine Nähe gut. Ich bemerke wie er beginnt selbst zu frieren, doch er nimmt seine Jacke nicht von mir. Stattdessen kuschelt er sich an den Hund. "Du kannst sie wieder haben", bringe ich mit zittriger Stimme hervor. Er antwortet nicht, sondern zündet sich eine Zigarette an."Auch eine?", beginnt er dann. Ich schüttle den Kopf. Meine Mine ist immer noch finster und die Trauer in meinem Inneren ist nicht zu übersehn. "Todesfall oder Trennung? Ich tippe auf zweites", fragt er als er an seiner Zigarette zieht. Trennung? Nein, getrennt sind wir nicht, also zumindest noch nicht, denke ich. Dieser Gedanke lässt mir wieder Tränen in die Augen schießen. "Ich habe meine 'bessere Hälfte' auch erst vor kurzen verloren. Alles was mir geblieben ist, ist der Hund!", erzählt er von sich. "Also.. wir sind noch nicht getrennt, hoffe ich", stelle ich seine Vermutung richtig. "Ich bin übrigens Phil...", stellt er sich vor: "...du solltest aber nicht mehr solang hier draußen sitzen, wenn du magst bring ich dich heim!" "Ich will nicht heim", erwidere ich, ohne nachzudenken was ich sage. Bei dem Gedanken, ich müsste jetzt in die geschmückte Wohnung in der mich alles an Sam und seine Eltern erinnert, lässt den Schmerz wieder aufflammen. Wieder vergrabe ich mein Gesicht in meinen verschränkten Armen. In dem Moment ist es mir völlig egal, dass ich gerade vor einem Fremden weine, wie ein Baby. "Wenn...", setzt Phil an, "wenn du magst, kannst du heute Nacht bei mir schlafen".

Phil steht auf und klopft sich den Dreck von den Knien, dann hält er mir hilfsbereit die Hand hin. Irgendwie beruhigt mich seine Nähe und ich greife, nach kurzen Zögern, nach ihr. "Wir einsamen Wölfe müssen doch zusmmenhalten", sagt er aufmunternd und ich begleite ihn einfach schweigend. Ich bin froh, dass ich nicht immer nur an Sam denken muss und beobachte wie der kleine Hund, sogar im dunklen, seinen Ball immer wieder bringt. Phil sagt nichts mehr, als wir so nebeneinander herlaufen. Das einzige, was er macht ist stumm den Ball werfen. Nach ca. 10 Minuten Fußweg kommen wir an einem kleinem Mehrfamilienhaus an. Er bittet mich hinein.

Die Wohnung ist deutlich kleiner als die von Sam und mir, aber sehr gemütlich eingerichtet. "Setz dich, ich mach dir erst mal einen Tee", und deutet auf die kleine Ledercouch. Ich tue was er sagt und bin in Gedanken froh für diese Ablenkung. Bevor er sich im Park neben mich gesetzt hat, sind meine Gedanken nur um Sam gekreist und nun kann ich endlich etwas abschalten. "Früchte?", ruft er aus der kleinen Küche. "J-ja, bitte!", sage ich leise und bin mir nicht sicher ob er es gehört hat. Mit zwei dampfenden Tassen kommt er zurück ins Wohnzimmer und erst jetzt fällt mir auf wie gut er eigentlich aussieht. Er hat rotbraune Haare und ein eher weiches glatt rasiertes Gesicht. Er ist ganz anderst als Sam, stelle ich fest. Aus irgendeinem Grund fühle ich mich in seiner Gegenwart wohl und geborgen. "Wenn du den Tee getrunken hast, kannst du dich gerne duschen gehen", schlägt er mir vor. "Wie kommt es, dass du um die Uhrzeit mit deinen Hund gehst?", frage ich neugierig. Den es war immerhin schon 3 Uhr morgens. "Ich hab dir doch gesagt, das ich verlassen wurde, seither kann ich keine Nacht mehr durchschlafen...", seine Mine hat sich etwas verfinstert, doch er erzahlt weiter: "...als wir noch zusammen waren, hätte ich nie geglaubt das uns jemand auseinander bringen kann, doch leider habe nur ich so gedacht...", in seinen hell braunen Augen sammelten sich ein paar Tränen. "Aber das ist jetzt schon eine Weile her und es wird besser!", sagt er mit einem Lächeln auf den Lippen, doch seine traurigen Augen erzählen eine andere Geschichte. "Weißt du, ich hab eine besondere Beziehung...", sage ich vorsichtig, denn nachdem ich von Sams Eltern so abgewiesen worden bin, bin ich doch wieder etwas unsicherer geworden. "...Denn, ich bin mit einem Mann zusammen", ergänze ich langsam meinen Satz. Ohne auch nur einen Hauch Ablehnungen in seinem Blick erwidert er nur: "ich kenne dieses Gefühl, ich bin auch schwul."

Jetzt wurden meine Augen etwas größer, aber ich traue mich dann doch zufragen. "Wissen es deine Eltern?", er muss grinsen und antwortet: "ja, aber es hat lange gedauert und begeistert waren sie nicht gerade!" Ich stelle fest, dass ich echt Glück mit meiner Mum habe und das es längst nicht allen so leicht gemacht wird, wie mir. "Und bei dir?", ich nicke, "...aber seine wussten es anscheinend noch nicht", erkläre ich ihm die Situation. Er schweigt. "Sag mal, wie heißt du eigentlich?", wechselt er das Thema. Mir ist es etwas unangenehm, als mir auffällt wie unmöglich ich mich aufgeführt haben muss." Sorry, ich heiße Andy" "Du musst doch nicht gleich rot werden", lacht er: "und wie heißt dein Freund?" "Sam", entgegene ich. "Dieser Sam sollte besser auf dich aufpassen, du bist echt süß!", sagt er und wuschelt mir aufmunternd durch die Haare.

Doch...Liebe? boy x boy boyxboy yaoi boysloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt