vii) schickes rad

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„Hiermit ist die Lesung beendet, bitte arbeiten Sie das heutige Skript zu Hause nach."
Mit diesen Worten unserer Professorin geht ein allgemeines Aufstöhnen durch den Hörsaal. Kommunikationsforschung 301 ist definitiv der unbeliebteste Kurs in der ganzen Uni. Oder zumindest unter den Studenten, die Marketing oder Public Relations studieren.

Die Dozentin - Professorin McDowell - bildet sich ein, dass ihre Vorlesungen die wichtigsten sind und gestaltet sie deshalb so, dass möglichst viel Stress für uns entsteht. Dabei ist der Großteil nur hier, weil Kommunikationsforschung 301 ein Pflichtfach ist und man nicht drum herumkommt.

Die zwei Stunden bei McDowell ziehen sich immer wie Kaugummi und ich kann es kaum erwarten, so schnell wie möglich den Hörsaal zu verlassen.

„Ich wäre dreimal fast eingeschlafen, ohne Scheiß." Phil, der am Ausgang auf mich wartet, sieht wirklich so aus, als könnte er kaum die Augen offen halten. Er gähnt einmal und streckt sich ausgiebig, als wir das Gebäude verlassen.

„Geht mir genauso", stimme ich ihm zu.
Man merkt, dass es langsam November wird. Obwohl es gerade einmal später Nachmittag ist, ist es schon fast dunkel draußen.
Die Bäume färben sich allmählich bunt und auch, wenn der kalifornische Herbst relativ mild ist, wird es doch langsam zu kalt für Sommerkleider und T-Shirts.
Der Sommer kann gar nicht schnell genug wiederkommen.

„Denkst du, dass Training heute wird hart?", fragt Phil. „Ich glaub, ich bin zu müde für Intervalle." Er gähnt erneut demonstrativ. Es ist ihm deutlich anzusehen, wie wenig Lust er auf das Lauftraining hat.

„Ich würde auch lieber Zuhause sitzen und How I Met Your Mother gucken", gebe ich zu und trete nach einem Blatt, das zu Boden fällt. „Bea will Lasagne machen."

„Ich bin mir sicher, dass dir Beas Lasagne nicht fehlen wird", wirft Phil ein und beobachtet mich belustigt.
Das Blatt landet auf dem Gehweg, bevor mein Fuß es berührt hat. Schade.

„Da hast du auch wieder Recht."

Bea ist - wie ich - ein Alptraum in der Küche und trotzdem versucht sie es immer wieder. Ich habe mittlerweile aufgegeben und verlasse mich entweder darauf, dass Alex uns zu sich einlädt oder auf die immer offene Küche von Maggie's Diner oder anderer Restaurants in unmittelbarer Nähe.

Am Fahrradständer angekommen schließe ich meine drei Fahrradschlösser auf und vergewissere mich dann, dass mein heißgeliebtes Rennrad auch unversehrt vom langen Tag im Fahrradständer ist.
Im Gegensatz zu Phil, der extra ein altes Klapprad besitzt, um auf dem Campus rumzukommen, habe ich nur mein Trek Domane. Als ich mit Triathlon angefangen habe, als ich nach Bozeman gekommen bin, habe ich mir das Rad mit all meinem Ersparten gekauft und hüte es seitdem, wie meinen Augapfel. Es ist mein ganzer Stolz.

Einige mögen es übertrieben finden, dass ich es dreimal abschließe, wo doch eh kaum jemand an der Bozeman den Radständer nutzt, aber ich möchte kein unnötiges Risiko eingehen.
Better safe than sorry.

Zusammen radeln Phil und ich den kurzen Weg vom Unigebäude zu den Sportstätten.
Wie jeden Mittwoch haben wir heute Intervalltraining im Stadion - eigentlich eine meiner liebsten Einheiten der Woche, auch, wenn es nervig sein kann, nach zwei Stunden Langeweile bei Professor McDowell direkt weiterzumüssen, ohne Zeit zum entspannen.

Das Stadion der Bozeman University kommt in Sachen Pompösität nah ans Haifischbecken ran, was wahrscheinlich daran liegt, dass sich fünf Sportarten die Stätte teilen.
Nichtsdestotrotz sind der gepflegte Rasenplatz, der von einer brandneuen Laufbahn umrandet wird und die hohen Tribünen, die bei Footballspielen hunderte von Leuten fassen, beeindruckend.
Es ist schön, zu sehen, dass es noch mehr als Schwimmen gibt.

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