x) wasserschlacht

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Gegen einen fünfzehnmaligen amerikanischen Meister kann man nur verlieren.
Wie es zu erwarten war, habe ich nicht den Hauch einer Chance gegen Cameron.

Auch wenn er Brust schwimmt, ist er trotzdem mühelos schneller als ich.
Zwar gebe ich mein bestes, aber ich kann trotzdem nicht mit seinen kraftvollen, mühelosen Zügen mithalten.
Alle paar Meter muss ich anhalten, da ich ohne Schwimmbrille nichts sehe und zudem von meinen offenen Haaren aufgehalten werden, die mir ins Gesicht fallen.

Kurz gesagt, das Schwimmen ist eine Katastrophe.

Es ist also keine Überraschung, dass ich einige Sekunden nach Cameron an den Beckenrand anschlage.

Fünfzig Meter haben sich noch nie so lang angefühlt.

„Hilfe", schnaufe ich und klammere mich am Rand fest. „Das mach ich nie wieder."

Ich streiche mir die Haare aus dem Gesicht und versuche, mir das brennende Chlorwasser aus den Augen zu reiben.
Als sich mein Puls beruhigt hat und ich wieder klar sehen kann, drehe ich mich zu Cameron um.

Er lehnt lässig am Beckenrand, als wäre nie etwas geschehen. Zwar hängen ihm seine Locken ebenfalls wirr ins Gesicht, aber er sieht nicht aus, als wäre er wie ich fast an Chlorwasser in den Augen verreckt. Hätte ich nicht gesehen, wie er geschwommen wäre, könnte man fast meinen, er wäre einmal ums Becken gegangen und gerade erst ins Wasser gesprungen, so entspannt, wie er aussieht. Nicht ein Haar sitzt schief.

Von mir ist das komplette Gegenteil zu behaupten.

Cameron betrachtet meine Misere grinsend.
„Was machst du nie wieder?", fragt er schließlich. „Ein Wettrennen gegen mich, nachts ins Schwimmbad einbrechen oder ohne Schwimmbrille und Badekappe schwimmen?"

„Alles drei", stöhne ich. „Obwohl - nachts ins Schwimmbad einzubrechen hat was."

Ich betrachte die dunkle Schwimmhalle, das glitzernde Wasser - und dann wieder Cameron, dessen Blick noch auf mir ruht.
„Da hast du Recht", meint er leise.

Ohne groß darüber nachzudenken, tauche ich unter der Leine hindurch auf seine Bahn.
Als ich wieder auftauche, steht Cameron direkt vor mir. Und auch, wenn die Bahn eigentlich verhältnismäßig groß ist, kommt sie mir jetzt umso winziger vor.

Ich halte ihm meine Hand hin. „Glückwunsch", sage ich und schaue ihm in die Augen, die jede meiner Bewegungen aufmerksam verfolgen. „Überraschenderweise hast du gewonnen."

Kleine Lachfältchen bilden sich um seine Augen. Er nimmt meine Hand und schüttelt sie kurz. „Da merkt man doch, dass meine Titel von irgendwoher kommen."

„Dafür war es aber knapp", meine ich.

„Ganz knapp", bestätigt er, so ernst, dass klar ist, dass er mich hochnimmt.

Angeber.

„Tu wenigstens so, als hättest du dich angestrengt." Gespielt beleidigt greife ich eine handvoll Wasser und spritze ihm ins Gesicht.

„Ey! Unfaire Mittel, Ivy." Cameron reibt sich das Wasser aus den Augen und antwortet mit einem großen Wasserspritzer in meine Richtung, dem ich lachend ausweiche.

Schnell artet unser Geplänkel zu einer Wasserschlacht aus. Wie kleine Kinder machen Cameron und ich uns gegenseitig nass und können uns dabei nicht mehr halten vor lachen.

Ich kann nicht sagen, wie viel Zeit wirklich vergeht, aber es fühlt sich an wie Stunden, in denen es mein einziges Ziel ist, Cameron nass zu spritzen.

Als ich eine große Portion Wasser in den Mund bekomme, tauche ich unter der Leine zurück auf die andere Bahn, um ein wenig Schutz vor Camerons Attacken zu erhalten.
„Gib auf", rufe ich ihm hustend zu.

swimming lessonsWhere stories live. Discover now