xxvi) starschwimmer

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Cameron McCoy, der Starschwimmer der Bozeman University, ist mit seinen vier Siegen gestern und heute nun offiziell seit fünfzig Rennen ungeschlagen und hat mit seiner Platzierung auf Rang eins des NCAA-Rankings die besten Chancen, ins Nationalteam aufgenommen zu werden. Wir haben ihn zum Interview hier."

Die blonde Reporterin lächelt ein wenig zu enthusiastisch, als Cameron - in Badehose, mit nacktem Oberkörper und nassen Haaren - ins Bild tritt.

Ich rolle mit den Augen, als sie Cam mehr als auffällig einmal von oben bis unten abscannt, komme aber nicht umhin, meinen Blick selbst einmal über seinen beeindruckenden Oberkörper wandern zu lassen.

Er sieht einfach verboten gut aus.

„Also, Cameron", beginnt die Reporterin mit ihrer übertrieben hohen Stimme und streicht sich die strohblonden Haare nach hinten, sodass der tiefe Ausschnitt ihres Crop Tops sichtbar wird.
Ich schnaube. Ist ja nicht so, dass sie mindestens zehn Jahre älter ist als Cameron. Und am arbeiten.

„Deine Perfomance war in den letzten beiden Tagen auf einem ganz anderen Level, du hast deine Konkurrenz regelrecht zerstört", fährt die Moderatorin fort. „Was sagst du zu deinen Rennen?"

Bei ihrer Frage runzelt Cam nachdenklich die Stirn und fährt sich durch die Haare. „Die Rennen an sich waren gut, ich konnte meine Strategien verfolgen und eine zufriedenstellende Leistung abrufen. Aber es gibt trotzdem noch viel, das ich hätte besser machen können. Man lernt nie aus", meint er und grinst schief in die Kamera. Ganz der Star

Obwohl ich sein Lächeln nur durch den Fernsehbildschirm sehe und es ganz sicher nicht für mich bestimmt ist, wird mir warm und mir schießt wieder das Gefühl seiner Lippen auf meinen - seiner Zunge in meinem Mund - durch den Kopf.

Komplett unpassend, Ivy.

Gestern und heute hatte Cameron seine Ligarennen in Los Angeles - und ich hab jedes einzelne von der Couch aus verfolgt
Auch, wenn die Live-Übertragungen des NCAA Channels qualitativ so ziemlich das letzte sind und die Moderatorin unheimlich billig und nervig ist, saß ich in den letzten beiden Tagen stundenlang vor dem Fernseher, nur um Cam für ein paar Minuten schwimmen zu sehen.

Seit unserem Kuss am Freitag habe ich nichts mehr von ihm gehört und das macht mich nervös.
Ich will ihn wiedersehen, aber ich habe mich nicht getraut, ihn zu kontaktieren - aus Angst vor dem, was er sagen wird.

Denn obwohl mir der Kuss und das Gefühl seiner Lippen auf meinen nicht mehr aus dem Kopf gehen, weiß ich nicht, ob Cameron genauso fühlt.

Meines Wissens nach hatte er nie eine Freundin und hat schon seit Jahren nichts mehr mit einer Frau angefangen, weil er sich aufs Schwimmen konzentrieren will und Beziehungen da nur ablenken.

Und ich weiß nicht, ob ich es verkraften würde, wenn er den Kuss deshalb als Fehler sieht.
Denn für mich war es ganz bestimmt kein Fehler - aber ich will auch nicht, dass unsere Freundschaft dadurch zerstört wird.
Ich habe mich dafür viel zu sehr daran gewöhnt, Cam und sein schiefes Grinsen in meinem Leben zu haben.
Das möchte ich nicht mehr missen.

„...die Sharks sind dieses Jahr die beste Mannschaft, die wir je hatten. Wir haben Lust und wir sind mehr als bereit. Ich freue mich schon auf die Regionals und Nationals, denn dann werden wir zeigen, was wir draufhaben", beendet Cameron gerade seinen Satz, ein stolzes Lächeln auf seinem Gesicht.

Ich hab gar nicht mitbekommen, dass ihm eine neue Frage gestellt wurde.
Ups.
Aber anscheinend ging es um sein Team - was auch sonst.

Wenn man NCAA Schwimmen stundenlang binge-watcht, dann fällt schnell auf, dass sich die Fragen der Moderatoren nach jedem Rennen wiederholen. Dementsprechend habe ich alle Antworten in den letzten vierundzwanzig Stunden oft genug gehört.

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