ix) die wette - teil 1

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„Zählt das hier als Einbruch?" Skeptisch beobachte ich das sonst hell erleuchtete Haifischbecken, was nun im Dunkeln vor uns liegt und quasi ‚Betreten Verboten' zu schreien scheint.

Cameron tritt an mir vorbei zur Eingangstür.
„Nicht, wenn ich den hier habe." Grinsend zieht er seinen Schlüsselbund aus der Tasche und schließt mit einem der Schlüssel die Tür auf.

„Hereinspaziert, Madame", sagt er und öffnet mir mit einer Verbeugung die Tür.

„Vielen Dank, Monsieur."
Kichernd trete ich an ihm vorbei in die dunkle Eingangshalle, froh darüber, endlich wieder im Warmen zu sein.
Die Nachtluft war auf dem kurzen Fußweg von der Party bis hierhin doch kälter als gedacht.

Cameron schließt die Tür hinter uns ab und kommt dann zu mir.

„Schalten wir kein Licht an?", frage ich ihn.
Er schüttelt den Kopf. „Ich hab zwar einen Schlüssel, aber ich bin trotzdem nicht scharf darauf, von irgendwem gesehen zu werden."

„Wäre Otero sehr sauer?"

„Sehr ist eine Untertreibung." Cameron schnaubt leise und hält mir die Tür zum Umkleidebereich auf. „Einmal sind Madison und Juan nachts hier eingebrochen, um Wasserball zu spielen. Coach Otero hat sie erwischt und daraufhin für zwei Wochen vom Training gesperrt, obwohl es kurz vor den Regionals war."

Ich lache auf, auch wenn mir ein wenig mulmig wird, da wir streng genommen gar nicht hier sein dürften.

Shit. Vielleicht war es doch nicht so eine schlaue Idee gewesen, hierher zukommen.
Was, wenn wir erwischt werden? Und Cameron nur wegen mir in Schwierigkeiten kommt?

„Keine Sorge, niemand schaut sich das Band von den Überwachungskameras an", sagt er, als hätte er meine wachsende Panik gespürt.

„Es gibt Überwachungskameras?" Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme leicht hysterisch klingt. Wir sind sowas von geliefert.

Cameron bleibt vor mir stehen und legt mir eine Hand auf die Schulter. „Alles ist gut, wirklich. Uns wird nichts passieren. Und wenn du nicht möchtest, können wir jederzeit wieder gehen." Aufmunternd blickt er mir in die Augen.

Ich brauche einen Moment, um zu verarbeiten, dass es Cameron McCoy ist, der gerade so nah vor mir steht und mir Mut zuspricht.
Aber aus irgendeinem Grund gibt eben dieser Fakt mir die Sicherheit, die ich brauche. Niemand an dieser Uni würde den Goldjungen anschwärzen, und er wird dafür sorgen, dass ich ebenfalls unversehrt davonkomme. Da bin ich mir sicher.

Ich erwidere seinen Blick, darauf bedacht, mich nicht von seinen Augen ablenken zu lassen, und sage dann mit fester Stimme:„So schnell kommst du nicht davon, McCoy. Du hast doch nur Angst, zu verlieren."

Camerons Augen funkeln belustigt und er löst seine Hand von meiner Schulter. Ich ignoriere die Kälte, die dadurch zurückbleibt,geflissentlich.

„Na dann, worauf wartest du noch, Ivy?"
Mit großen Schritten geht er voraus in die Schwimmhalle und ich folge ihm.

Wow."

Das Haifischbecken bei Nacht hat schon etwas an sich.
Im Dunkeln sieht die riesige Schwimmhalle noch gigantischer aus. Die kompletten Tribünen liegen in der Dunkelheit und das Wasser sieht aus wie schwarze Tinte. Der Streifen Mondlicht, der durch die Dachfenster hineinfällt, lässt das Wasser glitzern.
Alles in allem sieht es fast ein wenig magisch aus.

Cameron verschwindet kurz hinter einer Tür und im nächsten Moment geht die Unterwasserbeleuchtung an.

„Nochmal wow", meine ich.

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