xxii) swimming lesson

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Auch, wenn ich meinen Freunden tausendmal versichert habe, dass es mir gut geht, schwänze ich in der kommenden Woche die meisten meiner Vorlesungen und verbringe die Zeit stattdessen im Bett.

Ich kann mich nicht dazu durchringen, mich in irgendeinen Hörsaal zu setzen und halbherzig irgendeinem Professor zu lauschen, nur um sowieso nichts daraus mitzunehmen.
Stattdessen verschanze ich mich lieber in meinem Zimmer, mit einer Zimtschnecke und ein paar Folgen How I Met Your Mother.

Bea und Alex sind schon fleißig am Packen für ihre Heimreisen. Phil, Maureen und die restlichen Triathleten fliegen ebenfalls über Thanksgiving nach Hause, weshalb unser Training für die Woche abgesagt wurde, da alle zu beschäftigt sind.

Ich habe also als einzige nichts zu tun.
Während all meine Freunde in Feiertagsstimmung sind, bleibe ich alleine zurück.

Zwar versucht Bea ununterbrochen, mich aus meinem Zimmer rauszukriegen (vermutlich, um ihr beim Packen zu helfen), aber ich kann mich nicht dazu aufraffen, mein Bett zu verlassen. Ich bin einfach nicht in der Stimmung, mich mit irgendwem zu unterhalten. Viel lieber bemitleide ich mich selbst.

Meine Eltern sind heute morgen nach Houston geflogen und haben prompt die ersten Familienbilder mit Margot geschickt.
Sie alle wirken glücklich  und strahlen um die Wette - als wären sie komplett. Ohne mich.

Kein Wunder, dass meine Laune im Keller ist.

„Ivy?" Bea klopft energisch an meine Zimmertür und reißt mich aus meinen trübsinnigen Gedanken. „Komm mal raus."

Ich drücke die Folge HIMYM auf Pause und verdrehe die Augen. „Bea, mir geht's gut."

In den vergangenen drei Tagen hat sie mehrmals am Tag versucht, mich zum rausgehen zu bewegen.
Sie hat sogar verzweifelt angeboten, mit mir laufen zu gehen, was bei Bea einiges heißt. Aber selbst dafür fühle ich mich nicht motiviert genug.
Die einzigen Male, in denen ich mein Zimmer in den letzten Tagen verlassen habe, war entweder, um auf Toilette zu gehen, oder um etwas zu essen.

Beas Klopfen wird energischer. „Ivy, komm bitte. Du hast Besuch."

„Sag Alex, ich komm in zehn Minuten", rufe ich durch die Tür.
Alex hat ebenfalls versucht, mich mit den schrägsten Techniken aufzuheitern (er hat sogar ein Ständchen gesungen). Trotzdem konnte er mich nicht von der Tatsache ablenken, dass meine Eltern mich an Thanksgiving alleine gelassen haben, damit Margot, die alles hat, was sie braucht, nicht alleine ist.

Ich höre, wie Bea seufzt. „Ivy, es ist nicht Alex."

Überrascht nehme ich die Kopfhörer aus den Ohren. „Hä? Wer sonst?"

Die Antwort auf die Frage, wer mein geheimnisvoller Besucher denn sei, erübrigt sich, als ich im nächsten Moment Cams tiefe Stimme vernehme.
„Hey, Ivy. Ich bin's."

Mein Herz macht einen Satz und mir läuft das Blut in die Wangen.
Shit.
Was macht er denn hier?

Woher weiß Cameron überhaupt, dass ich nur im Bett liege? Auf seine besorgten Nachrichten, die er mir im Laufe der Woche geschickt hat, habe ich immer geantwortet, dass es mir gut geht.

„Hey", antworte ich mit zittriger Stimme und stelle meinen Laptop beiseite.
Für ein Treffen mit Cameron bin ich absolut nicht bereit.
In meiner Verfassung kann ich ihm nicht unter die Augen treten. Ich habe meine Haare seit drei Tagen nicht gewaschen, trage kein Make Up und war diese Woche noch nicht wirklich an der frischen Luft.

„Cameron ist hier, um dich zum Schwimmen abzuholen", dringt Beas Stimme durch die Tür.

Was zum Teufel?

swimming lessonsWhere stories live. Discover now