xxix) before the fall

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Normalerweise sollte es sich gut anfühlen, wenn man weiß, das Richtige getan zu haben. Wenn man ausnahmsweise mal eine selbstlose Entscheidung getroffen hat.

Doch irgendwie spüre ich nichts davon - nur Leere und ein nagendes Gefühl in der Magengegend.

Ich weiß, dass es das Beste war, Cam zu überreden, den Kuss zu vergessen.
Auch, wenn es das komplette Gegenteil von dem ist, was ich will, möchte ich nicht diejenige sein, die seiner Schwimmkarriere auch nur das geringste Stück im Weg steht.

Das Herzblut, mit dem Cameron seinem Sport nachgeht, seine Liebe zum Schwimmen - darauf sollte er sich konzentrieren, solange er kann.

Es war besser, das zwischen uns direkt zu beenden, bevor es später noch mehr wehtut.

Mittlerweile sind drei Wochen vergangen. Drei Wochen seit unserem Kuss und drei Wochen seit wir entschieden haben, es zu vergessen.

In den drei Wochen habe ich mir eingeredet, dass Cameron und ich als Freunde besser funktionieren und dass es so sein sollte.

Aber jedes Mal, wenn ich ihn und sein verdammtes Grinsen sehe, macht mein Herz einen Satz und ich würde ihn am liebsten zu mir herunter ziehen und küssen.

Das Schlimmste ist, dass wir von außen so weitermachen, als wäre nichts geschehen.

Cameron nimmt mich trotzdem in den Arm und scherzt mit mir, wir sehen einander fast jeden Tag und schreiben jede freie Minute.
Wir verbringen fast noch mehr Zeit als vor dem Kuss miteinander und auch, wenn ich es genieße, versetzt es mir doch einen Stich im Herzen, ihm so nahe zu sein, in dem Wissen, dass da nie mehr sein wird.

Auch, wenn Bea meint, dass ich Cam darauf ansprechen sollte, wie schwer es mir fällt, den Kuss zu vergessen, habe ich das nicht getan.
Einfach, weil er so wirkt, als hätte er diese Thanksgiving-Nacht schon längst aus seinem Gedächtnis verbannt.
Nicht einmal hat er dieses Wochenende seitdem wieder angesprochen.

Also werde ich es auch nicht tun.

Inzwischen liegen die Thanksgiving-Feiertage schon lange hinter uns und in wenigen Wochen stehen die Winterferien vor der Tür.
Das Triathlon-Training hat wieder angefangen - das Schwimmen immer noch im Haifischbecken -, während die Wettkampfsaison der Sharks mit den bevorstehenden regionalen Meisterschaften Anfang Januar an Fahrt aufgenommen hat.

Jedes Wochenende hatten die Schwimmer entweder einen Testwettkampf oder ein Conference League-Rennen. Da die Events in Bozeman oder unmittelbarer Nähe stattfanden, waren Bea, Alex und ich auch ein fester Bestandteil der Zuschauer, die die Sharks angefeuert haben.

Und da es in der Uni im Moment aufgrund der Übergangsphase zwischen den Semestern relativ ruhig zugeht, fand danach auch immer eine kräftige Party statt.

Auch heute haben die Sharks ein Rennen - das letzte, bevor sie in eine vierwöchige Pause bis zu den Regionals gehen.

Da es sich lediglich um einen Testwettkampf gegen die UCLA und die California State University handelt, ist die Stimmung im Haifischbecken ausgelassen, als Bea, Alex und ich uns zu unseren - mittlerweile Standard- Sitzen auf der Tribüne in der ersten Reihe vorkämpfen.

Obwohl ich die Sharks eine lange Zeit für arrogant gehalten habe, ist es irgendwie passiert, dass wir drei nun ein fester Bestandteil ihrer Freundesgruppe sind. Und Cam, Rhoda, Juan, Maddie und auch Bryan sind aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken.
Deshalb verpassen wir auch keinen Wettkampf von ihnen.

„Ich wette fünfzig Dollar, dass die Sharks jedes Rennen gewinnen", sagt Alex, als wir uns auf unseren Plätzen niederlassen.

Da die UCLA und California State nicht zu den Unis mit den besten Schwimmteams gehören, haben die Sharks eigentlich nur einander als ernstzunehmende Konkurrenz.
Man kann durchaus davon ausgehen, dass es ein Kinderspiel wird und sie ungeschlagen durch die Wettkämpfe gehen.

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