Kapitel 97

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"Na komm, und jetzt ziehst du dir endlich dieses wunderschöne T-shirt hier mitsamt dieser Jeans an, damit wir gleich los können", sagt Lucas und reicht mir ein paar Klamotten. Er bringt mich mit seinem Tatendrang kurz zum Lachen, bis ich dann aufstehe und mich fertig anziehe. Bevor ich jedoch vom Bett aufstehen kann, drückt Lucas mich auch schon sanft zurück, sodass ich an der Kante sitze. Er kniet sich vor mich hin und greift nach meinem linken Fuß. Ehe ich verstehe, was er da macht, hat er mir auch schon meine Vans angezogen. "So, dann sind wir ja jetzt beide fertig, oder?", fragt er grinsend und möchte schon zur Haustür laufen. - "Und meine Haare?", frage ich und zeige verzweifelt auf das Vogelnest auf meinem Kopf. Lucas kommt ein paar Schritte grinsend auf mich zu, ehe er einmal prüfend meine nicht vorhandene Frisur betrachtet, kurz hier und da ein paar Strähnchen zurecht zupft und mich schließlich vor den Spiegel schiebt. "Perfekt", stellt er zufrieden los. Ich betrachte skeptisch meine Haare, muss dann aber feststellen, dass das wirklich gut aussieht. Bisher trug ich meine Haare immer leicht nach oben gestylt, doch nun hat Lucas sie bloß ein wenig verwuschelt, sodass alles lässiger und wirklich besser aussieht. "Kannst du mir jeden Morgen meine Haare machen?", frage ich, während ich ihm zu seinem Auto folge.

"Sehr gerne", stellt Lucas lachend fest und öffnet mir dann die Beifahrertür, die er auch wieder schließt, als ich sitze. Genau wie Harry. Genervt kneife ich kurz die Augen zu und seufze. Ich darf Lucas nicht mit Harry vergleichen, sonst werde ich den Gedanken, den Lockenkopf zu hintergehen, nie los. "Alles okay?", fragt Lucas, der wohl meinen Seufzer mitbekommen hat. Ich nicke gleich überzeugend und lächle ihn an. "Es kann losgehen", entgegne ich.

Nach ein paar Minuten Fahrt kommen wir an einem schnuckeligen Café an. Die Fassade ist blau mit gelben Elementen und an den Schaufenstern sind einige Cupcakes, Torten und andere Gebäcke ausgestellt. "Wow, das sieht ja toll aus", staune ich, als wir die kleine Bäckerei betreten. - "Ja, oder? Ich bin hier mal irgendwann hergekommen, als ich nach einem komplizierten Fall abschalten wollte und der Besitzer des Cafés hat mich gleich mit sämtlichen Süßkram vollgestopft, bis es mir schließlich besser ging. Seitdem komme ich regelmäßig hierher", erzählt Lucas. Er winkt einem älteren Herrn hinter der Theke freundlich zu und führt mich zu einer kleinen Sofaecke. Auch hier ist alles in blaugelb gehalten. Es ist etwas altmodisch, passt aber damit gut zu London und seinen alten Gemäuern. Sobald wir sitzen, kommt der Mann hinter der Theke zu uns. "Guten Tag, die Herren, was darf ich euch bringen?", fragt er und zückt einen Notizblock. - "Für mich bitte das Gleiche wie immer, Marcus", sagt Lucas und lächelt mich an. "Ich hätte bitte gern einen Schokocupcake und einen Kaffee", zähle ich auf. Marcus nickt und notiert alles auf seinem Block. "Kommt sofort".

"Also nun noch einmal persönlich: Herzlichen Glückwunsch zu deinem neuen Job. Ich habe neulich allein in meiner Wohnung darauf angestoßen, als du mich angerufen und es mir erzählt hattest", erzählt Lucas grinsend. - "Dankeschön, ich war auch wirklich überrascht darüber. Mrs. Adams war allerdings so begeistert darüber, wie gut ich mich mit dem kleinen Jungen verstanden habe. Ich freue mich schon riesig darauf, ihn am Montag wiederzusehen. Vielleicht schaffe ich es ja in der nächsten Zeit irgendwie, dass er auch zu den anderen Therapeuten und Pflegern mehr Vertrauen aufbaut. Möglicherweise traut er sich dann sogar, mit den anderen Kindern zu spielen." - "Das schaffst du bestimmt. Immerhin hast du viel Erfahrung mit kleinen Kindern, da wüsste ich nicht, warum du das nicht hinbekommen solltest. Und außerdem hast du eine äußerst anziehende Wirkung auf andere Menschen", entgegnet Lucas und räuspert sich verlegen. Zum Glück muss ich nichts darauf erwidern, da in diesem Moment unsere Bestellung kommt. "So, einmal der Eiskaffee und das Schokocroissant für Lucas und einmal der Cupcake und normale Kaffee für seine nette Begleitung", zählt der ältere Herr auf und platziert alles vor uns auf dem kleinen Tisch. "Vielen Dank, das sieht wirklich sehr lecker aus", sage ich und lächle den Mann freundlich an. Er grinst dankend zurück und beugt sich dann leicht zu Lucas. "Behalt'ihn, ihr passt gut zusammen", murmelt er und zwinkert mir verschwörerisch zu. Als er wieder weg ist, wirft Lucas mir einen entschuldigenden Blick zu. "Tut mir leid, er ist immer sehr an meinem Leben interessiert", sagt er, doch ich winke nur ab. "Ist doch nicht schlimm. Er scheint sehr nett zu sein". Lucas zuckt mit den Schultern. "Das ist er auch. Ich habe ihm mal eine Zeitlang beim Verkauf geholfen. Das war noch ganz zu Beginn während meiner Ausbildung. Ich habe dir ja bereits erzählt, dass ich oft herkam, wenn wir schlimme Fälle zu lösen hatten. Marcus hat mich dann immer mit Gebäcken abgelenkt, sodass mich diese Gedanken nicht noch länger während meines Feierabends verfolgt haben. Meine Mum hat oft gemeint, ich soll mir doch einen anderen Beruf suchen, aber ich wollte Menschen helfen und da ich recht sportlich bin, habe ich mich eben für die Polizei entschieden. Mittlerweile ist es zwar immernoch schlimm für mich, wenn ich zum Gerichtsmediziner muss, um Leichen zu betrachten, aber ich bekomme keine Albträume mehr davon." - "Das freut mich für dich, Lucas. Ich könnte mir so einen Beruf nicht vorstellen. Wenn es nur wäre, auf Streife ein wenig durch die Gegend zu fahren, wäre es okay, aber nicht bei Mordfällen."

Emerald green eyes || Part 1 (Larry Stylinson)Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum