Kapitel 71

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Nein, das darf nicht wahr sein! Wenn seine Niere beschädigt ist, heißt das, dass Harry eine neue brauchen wird. Und das in sehr kurzer Zeit. Und genau das ist das Problem. Bereits bei Harrys erster Operation war kein passendes Spenderorgan verfügbar.

Die Ärzte rennen mit Harry in den Operationsaal. "Fordert Blutkonserven an!", ruft einer. Dann verschließen sich die Türen und ich kann Harry nicht mehr sehen. Es kommt mir vor wie en Déjà Vu. Ich stecke in einem Albtraum fest und wache nicht auf. Weinend lasse ich mich auf den Boden sinken. Meine Hände kleben von Harrys Blut, doch ich möchte sie mir nicht waschen. Ich muss hier bleiben. Das ist das näheste, wie die Ärzte mich an ihn heranlassen. Wie zur Hölle konnte das passieren?! Gestern war noch alles in Ordnung und jetzt schwebt er erneut in Lebensgefahr?? Ist er vielleicht gestürzt und die Naht wurde dadurch aufgerissen? Wobei die Wunde eigentlich nicht so aussah, als käme sie nur von einem Sturz.

Plötzlich öffnet sich die Tür und eine der Anästhesisten stürzt heraus. Beinahe stolpert sie über mich, kann sich jedoch gerade noch so fangen. Sie rennt an mir vorbei in eines der Ärztezimmer. Ich laufe ihr hinterher, doch sie knallt vor meiner Nase die Tür zu. Das einzige was ich noch höre ist Eurotransplat. Und mein Albtraum wird wahr.

Harry braucht eine neue Niere.

Bitte lieber Gott, lass Die Ärzte einen passenden Spender finden!

Die Tür öffnet sich wieder, doch die Dame rennt nur an mir vorbei zurück in den Op-Saal. Ich weiß nicht, wie lange ich hier sitze, doch irgendwann taucht auf einmal Anne in Begleitung einer jungen Frau neben mir auf. Beide sehen ziemlich mitgenommen aus. In ihren grünen Augen schimmern Tränen. Die junge Frau muss wohl Gemma sein, anders kann ich mir diese Ähnlichkeit nicht erklären. "Hallo Louis. So schnell sieht man sich wieder", schnieft Anne. Sie stellt mir Gemma vor, die mir gleich sympathisch ist. Aber sollte sie nicht eigentlich im Urlaub sein?

"Woher wisst ihr von Harry?", frage ich die beiden und wir setzen und auf die Stühle neben der Tür. Annes Blick bleibt einen Moment an meinen blutverschmierten Händen kleben und ich verstecke sie schnell in meinem Schoß. Dann sieht sie mir wieder in die Augen. "Die Klinik hat uns angerufen. Sie sagten, Harrys Zustand hätte sich plötzlich verschlechtert und wir sollen sofort herkommen. Mehr wurde uns bis jetzt nicht gesagt. Gemma war gerade auf der Heimreise aus dem Urlaub und kam gleich mit mir mit", erzählt Anne. Bevor ich etwas erwidern kann, steht Dr. Carter vor uns.

"Hallo zusammen. Ich bin Harrys behandelnde Ärztin, Dr. Carter. Mrs Twist und Mrs Styles, wenn Sie mir bitte folgen würden, damit ich Sie aufklären kann?", fragt sie. Einen Moment muss ich überlegen, wer von beiden Twist mit Nachnamen heißt, doch dann fällt mir ein, dass Harry erzählt hatte, dass seine Mum noch den Nachnamen ihres verstorbenen Ehemannes, also Harrys und Gemmas Vater, trägt.

"Kann Louis bitte auch mitkommen?", fragt Anne erstaunlicherweise. Dr. Carter sieht mich einen Moment an, nickt dann jedoch zum Glück. Wir folgen ihr ins Ärztezimmer. Gemma und Anne setzen sich ihr gegenüber an den Tisch, während ich mich ans Fenster lehne. Ich hoffe nur, dass Dr. Carter nichts in Richtung Verlobung sagen wird, denn dann ist alles vorbei, doch selbst das wäre mir gerade egal, Hauptsache Harry wird wieder gesund. "Was ist denn nun mit meinem Sohn?", fragt Anne nervös. - "Mrs. Twist, ich möchte gar nicht lange um den heißen Brei herumreden: Ihr Sohn braucht dringend eine neue Niere. Sofort. Wir wissen nicht genau, was passiert ist, doch die Wunde an Harrys Bauch ist aufgerissen und die Niere wurde stark beschädigt. Wie Sie wissen, hat er nurnoch eine. Wir haben bereits bei Eurotransplant eine neue Niere angefordert, doch mit dem Transport würde es nicht schnell genug gehen. Wir müssen Sie beide nun also dringend testen, ob Sie als Spender infrage kämen", klärt Dr. Carter uns auf. Also genau so wie ich es mir gedacht habe.

Zum Glück stimmen die beiden gleich zu der Testung zu. Es dauert ein bisschen, doch dann werden wir wieder hinausgeschickt. "Wir kommen gleich zu Ihnen, sobald die Testergebnisse vorliegen". Und schon ist die Tür zu. Wir setzen uns in den Wartebereich. Gemma umarmt ihre Mum tröstend, da diese gerade schluchzend ihr Gesicht hinter den Händen versteckt. "Harry schafft das, Mum. Er ist stark, hörst du? Und einer von uns beiden wird bestimmt als Spender infrage kommen", murmelt Gemma leise.

"Woher kennst du Harry eigentlich?", fragt sie mich dann, warscheinlich um sich und ihre Mum abzulenken. "Wir kennen uns von der Uni. Auch wenn wir Startschwierigkeiten hatten, aber inzwischen ist Harry mir wirklich wichtig geworden. Er ist mein bester Freund", sage ich. - "Das ist schön. Harry erzählt immer so wenig", stellt Gemma fest. Ich zucke nur mit den Schultern.

"Und hast du Harry vorhin gefunden?", hakt sie nach. Ich nicke und knete nervös meine Finger. Mir wird schon schlecht, wenn ich nur an Harrys Anblick vorhin denke. "Ich wollte ihn gerade besuchen, da kam er mir entgegen gewankt. Ich... ich weiß nicht genau... plötzlich lag er da und überall war Blut", sage ich leise, damit Anne das vielleicht nicht so mitbekommt. Ich kneife die Augen zusammen, um vielleicht irgendwie dieses Bild zu verdrängen, doch meine blutverklebten Hände erinnern mich wieder daran.

Gemma wühlt kurz in ihrer Handtasche und reicht mir dann ein Reinigungstuch. Ich nehme es dankend an und säubere meine Hände.

Dann öffnet sich die Tür und Dr. Carter steht vor uns. Schon an ihrem Gesichtsausdruck erkenne ich, dass sie keine guten Nachrichten für uns hat.

"Kann einer von uns spenden?", fragt Anne und springt von ihren Stuhl auf. Dr. Carter schüttelt leicht den Kopf. "Es tut mir leid, aber nein. Sie beide tragen den Gendeffekt in sich. Wir können Ihnen keine Niere entnehmen", sagt sie. Anne schluchzt einmal laut auf und lässt sich wieder auf den Stuhl fallen. Auch mir kommen erneut die Tränen. Gemma greift nach meiner Hand und drückt diese tröstend, während sie ihren anderen Arm wieder um ihre Mutter legt. "Es tut mir so leid, Mum", flüstert sie verzweifelt. - "Nein, Schatz, du kannst doch nichts dafür", widerspricht Anne.

In meinem Kopf spinnen sich gerade sämtliche Möglichkeiten zusammen, wie man Harry helfen könnte, doch keine davon scheint wirklich sinnvoll.

Dr. Carter wendet sich gerade wieder zum Gehen, als mir plötzlich eine Idee rennt.

Ich springe von meinem Stuhl auf und umfasse fest ihre Schultern.

"Dann spende ich eine Niere".

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Emerald green eyes || Part 1 (Larry Stylinson)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang