Kapitel 87

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"Guten Tag, ich habe hier einen Kleiderschrank für Louis Tomlinson?"

Enttäuscht begrüße ich die beiden Herren des Möbelhauses und zeige ihnen den Weg zu meinem Schlafzimmer, wo sie die Teile des Schranks abstellen. Ich gebe ihnen noch schnell eine Unterschrift und schon sind sie wieder verschwunden. "So, dann fangen wir mal an. Wenn Harry heute Abend heimkommt, kannst du ihn damit überraschen", sagt Niall und reibt sich vorfreudig die Hände. Ja, wenn Harry heute heimkommt. "Hast du mal einen Schraubenzieher?", fragt mein bester Freund und packt bereits die einzelnen Schrauben und Bretter des Schranks aus. "Ja, warte kurz". Ich gehe zurück ins Wohnzimmer, wühle in einem Schränkchen herum, bis ich triumphierend einen Schraubenzieher in der Hand halte. Verwirrt blicke ich aus dem Fenster, als ich einen schwarzen Van davonbrausen sehe. Ich kenne eigentlich niemanden hier in der Gegend, der sich so ein Auto leisten kann. Ich gehe zurück zu Niall und reiche ihm das Werkzeug. Er nimmt es dankend an und beginnt damit, den Schrank zusammenzubauen, während ich ihm immer wieder die Bretter hebe oder Schrauben hin reiche. Als der Schrank dann schließlich steht und auch die Spiegel an den Türen befestigt sind, treten Niall und ich zurück und betrachten unser Werk. Zufrieden nicken wir uns zu und beginnen damit, Harrys Klamotten einzuräumen, die nun darin Platz finden werden.

Selig lächelnd betrachte ich das dunkelgrüne Hemd, das ich Harry gekauft habe, als wir bei meiner Familie zu Hause waren. Genau dieses Hemd hatte er auch an, als ich ihn gefragt habe, ob er mit mir zusammen sein möchte. Als ich daran rieche, erkenne ich deutlich Harrys angenehmen Duft. Eine Mischung aus Vanille, Parfüm und ihm selbst. Der beste Geruch überhaupt. Seufzend hänge ich auch dieses Hemd zurück und betrachte den vollen Kleiderschrank. Alle Hemden sind farblich sortiert aufgehängt, die Jeans liegen zusammengelegt in einer Schublade, ebenso wie sämtliche Pullis, Shirts und- nicht zu vergessen Harrys Calvin Klein Boxershorts. Er hat wirklich eine riesige Sammlung davon.

Nachdem Niall und ich noch eine ganze Weile gequatscht und einen Film auf Netflix geschaut haben, ist es schon spätabends und er entschließt sich dazu, heimzufahren.
Also sitze ich nun erneut ratlos auf der Couch und warte auf Harry.  Immer wieder probiere ich, ihn anzurufen, doch jedes mal springt bloß die Mailbox dran. Irgendwann hole ich mir aus dem Schlafzimmer dann Harrys Kissen und Bettdecke und mummle mich damit auf der Couch ein. Ich könnte mich zwar auch in mein Bett legen, doch dort bekomme ich nicht sofort mit, wenn sich die Haustür öffnet. Also bleibt es bei der harten Couch, von der ich Rückenschmerzen bekomme.

Irgendwann in der Nacht schrecke ich hoch. Ich bin wohl eingeschlafen, doch irgendein Geräusch hat mich geweckt. Ich schalte die Taschenlampe vom meinem Handy an und laufe durchs Zimmer. "Harry?", rufe ich leise. Ich erhalte keine Antwort. Ich laufe durch meine komplette Wohnung, suche erneut jedes Zimmer ab, doch Harry ist nicht da. Ich versuche es zigmal, ihn anzurufen. Niedergeschlagen lasse ich mich auf den Boden sinken und verschränke meine Knie mit den Armen. Das darf doch alles nicht wahr sein! Wo zur Hölle steckt Harry bloß! Er kann doch nicht eine so riesige Angst vor dieser scheiß Aussage haben, dass  er einfach ohne ein weiteres Wort untertaucht.

Ich sitze bis zum nächsten Morgen auf dem Boden. Einschlafen konnte ich nicht mehr. Mit schlechter Laune stehe ich auf, mache mir einen Kaffee und nehme mein Handy. Ich rufe Harry an, doch wie zu erwarten geht er nicht ran. Also probiere ich es bei Anne. "Hallo?"

"Guten Morgen, Anne. Hier ist Louis. Sag mal, war Harry gestern oder heute bei dir?", frage ich.

- "Nein, war er nicht. Wieso? Habt ihr euch gestritten?", fragt sie neugierig. Schnell winke ich ab. "Natürlich nicht. Aber dann hat es sich schon erledigt. Tschüss, Anne". Ohne auf eine Antwort zu warten, lege ich auf. Diese Neugierde brauche ich gerade echt nicht. Nachdem ich mir frische Klamotten angezogen und ein Toastbrot reingedrückt habe, muss ich auch schon los zur Uni. Zuhause kann ich gerade eh nichts machen, außer rumsitzen und auf meinen Freund warten.

Trotzdem lege ich ihm einen Zettel direkt drinnen hinter der Haustür hin, falls er dann doch heimkommen sollte.

Hey Hazza,
wenn du das hier liest, ruf mich bitte so schnell wie möglich an. Mir reicht auch eine Nachricht, aber bitte melde dich einfach. Ich mache mir Sorgen.
Ich bin jetzt in der Uni, vielleicht bis später.
Louis

Auf dem Weg zur Uni begegne ich Liam und Zayn. Anscheinend haben diese Nacht beide bei dem Teddybär mit den braunen Augen alias Liam geschlafen.
Ich begrüße beide mit einem Handschlag und wir setzen uns in die Tube. "Wie geht es denn Harry?", fragt Zayn. - "Ihm geht es gut. Denke ich", antworte ich und blicke ratlos aus dem Fenster. Es regnet immernoch, aber nicht mehr so stark wie gestern. "Denkst du? Ich dachte, er wohnt jetzt bei dir. Zumindest hat Niall das erzählt", antwortet Liam verwundert. - "Ja, so ist es auch... aber er ist seit gestern Mittag nicht mehr in meiner Wohnung aufgetaucht", entgegne ich und betrachte die Menschenmassen, die sich jetzt mit in die Tube quetschen und versuchen, sich irgendwie an den Haltestangen festzuhalten. "Wie jetzt?", fragen beide im Chor und mit großen Augen. Ich schnaube und zucke mit den Schultern. "So wie ich es sage. Gestern waren wir bei der Polizei, Harry wollte endlich aussagen. Tja und dann brauchte er eine Pause, ist rausgegangen und kam nicht mehr zurück. Ich habe die ganze Nacht auf ihn gewartet. Er geht nicht an sein Handy und Zuhause bei seiner Mum ist er auch nicht".

"Das ist ja komisch... empfängt er denn Nachrichten?", fragt Liam. - "Nein, ich habe ihm so viele geschrieben, doch keine kommt an. Er scheint sein Handy ausgeschaltet zu haben." Zayn runzelt die Stirn. "Harry hat sein Handy normalerweise doch nie aus. Er ist doch eigentlich immer erreichbar".

- "Ja, deswegen ist das Ganze auch so merkwürdig. Harry würde niemals so lange verschwinden, ohne mir Bescheid zu geben. Er weiß doch auch, was ich mir für Sorgen mache." Wir steigen aus der Tube aus und laufen zur Universität. Der gleiche Alltag wie immer... nur dass Harry fehlt.

"Ich werde nach der Uni zur Polizei gehen und ihn als vermisst melden", lege ich dann entschlossen fest. - "Willst du nicht noch ein bisschen warten?", fragt Liam skeptisch, doch ich schüttle den Kopf. "Nein, worauf denn? Harry verschwindet nicht einfach so, Liam! Selbst wenn er nicht aussagen wollte, aber er würde niemals einfach so abhauen, ich kenne ihn doch. Irgendetwas muss passiert sein", sage ich. Beide schauen mich an, als hätte ich gerade gesagt, dass Einhörner existieren. Gerade als ich noch etwas sagen möchte, kommt Niall zu uns. "Hey, Louis. Und, ist Harry wieder aufgetaucht?", fragt er, woraufhin ich nur geknickt den Kopf schüttle. "Louis möchte heute unbedingt zur Polizei gehen und eine Vermisstenanzeige aufgeben", sagt Zayn. Mir gefällt der Ton nicht, der in seiner Stimme liegt. Auch die anderen beiden meiner Freunde blicken mich mit einem Hauch von Spott in den Blicken an. "Jetzt lass ihm doch auch mal seine Ruhe. Er hat schon seit drei Wochen jeden Tag eine Menge Leute um sich herum, vielleicht möchte er einfach mal für sich sein", sagt Niall.

Ich schnaube bloß frustriert und laufe ohne ein weiteres Wort an ihnen vorbei ins Gebäude. Harry muss etwas zugestoßen sein. Ich kenne meinen Freund.

In der Mittagspause sehe ich es gar nicht ein, mich zu den drei zu setzen. Mag sein, dass ich etwas übertreibe und zickig bin, aber sie haben Harry in den letzten drei Wochen nicht erlebt, im Gegensatz zu mir. Harry wollte nie wirklich allein sein, immer hatte er Angst, selbst im Schlaf hatte er keine Ruhe vor Jack. Wäre dieser nicht auf Geschäftsreise, würde ich vermuten, Harry wäre ihm in die Finger geraten, doch so ist das nicht möglich.

Also führt mein direkter Weg nach der letzten Vorlesung zuerst nach Hause, nur um festzustellen, dass Harry immernoch nicht da ist, und danach zum Polizeipräsidium.

Wenn mir meine echten Freunde nicht helfen wollen, muss es eben die Polizei- mein Freund und Helfer sein.

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Emerald green eyes || Part 1 (Larry Stylinson)Where stories live. Discover now