Fear

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Einige Minuten lag Harry auf seinem Bett, sah an die Decke und dachte an Louis. Er traute sich nicht, nochmal aus dem Fenster zu schauen. Harry wusste nicht, warum er das tat, was er tat und vor allem wusste er nicht, warum sein Körper reagierte, wie er eben reagierte. Er meinte zu wissen, dass das falsch ist und, dass er jeden Menschen so schnell es geht von sich stoßen sollte, solange es noch nicht zu spät war. Außerdem war die Wahrscheinlichkeit, dass Jemand ihn mochte, in seinen Augen sehr gering, und dass jemand nicht abhauen würde, wenn er die ganze Wahrheit über ihn kennt gleich null.

Von Anne wurde er zum Abendessen gerufen und ungewöhnlich gut gelaunt lief er die Treppe runter und sah, dass seine Mum wohl den Tisch im Garten gedeckt hatte. Also ging er durch die große Terrassentür, die zum Hintergarten führte und setzte sich an den runden Holztisch. Noch bevor seine komplette Familie am Tisch saß wollte er gerade zum Brotkorb greifen, als er von seiner Mum aufgehalten wurde. ,,Harry, erst Hände waschen ja?", meinte sie zu ihm. Er hielt in seiner Bewegung inne und murmelte ein schnelles ,,Sorry."

Harry vergaß nach dem Malen oft, dass er überall schwarze Farbe an den Händen hatte, weil er meistens keine Pinsel benutze und mit den Fingern malte. Es kam nicht gerade selten vor, dass er die Farbe auf seinen Klamotten und in seinem Gesicht verteilte, weswegen Anne ihn immer darauf hinweisen musste, wenn sie essen oder aus dem Haus gehen wollten.

Schnell stand er auf und lief in die Küche, zum Spülbecken, um die schwarze Tuschfarbe von seinen Händen zu waschen. In der Zwischenzeit kamen auch Gemma und Robin, sodass sie gemeinsam als Familie mit dem Essen anfangen konnten.

Harry beteiligte sich an den typischen Gesprächen und musste auch mal lachen, wenn Gemma oder Robin einen blöden Witz machten, und Anne nur lachend den Kopf darüber schütteln konnte. Auch noch lange, nachdem sie fertig mit essen waren, saßen sie draußen und unterhielten sich ausgelassen über alle möglichen Dinge und als die Sonne fast untergegangen war, standen sie auf und räumten gemeinsam den Tisch ab.

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Um 21 Uhr klingelte wieder Harry's Handywecker, also machte er ihn aus und lief in die Küche zu dem Schrank, und holte eine kleine, weiße Plastikdose raus. Er nahm sich eine Tablette, ein Glas, das er mit Wasser füllte und schluckte die Tablette, nachdem er einmal tief ein und wieder aus geatmet hatte. Auf die Dose schraubte er wieder den passenden Deckel und stellte sie zurück in den Schrank. Dann nahm er sich die Liste vom Kühlschrank und schrieb alles auf, was er zu Abend gegessen hatte.

Robin räumte währenddessen die Spülmaschine ein und reichte Harry eine Tasse von dem Tee, den er nebenher gekocht hatte.
Es war jeden Abend der gleiche Tee, aus der gleichen Tasse, zur selben Uhrzeit.
Es mag für einige verrückt klingen aber Harry brauchte das. Diese geregelten Abläufe gaben ihm Sicherheit und wenn etwas nicht so lief, wie er es gewohnt war, machte ihm das Angst und es war ganz schwer für ihn zu verstehen, warum nicht alle darauf Rücksicht nehmen konnten.

Auch Robin nahm sich seine Tasse und gemeinsam tranken sie schweigend ihren Tee. Als Harry fertig war stellte er sie in die Spülmaschine und nahm Robin in den Arm.
,,Gute Nacht", sagte er leise.
,,Schlaf gut Harry." Robin drückte ihn kurz an sich und sah ihm dann in die Augen.
,,Du auch", erwiderte Harry und lief nach oben, um sich die Zähne zu putzen.

Als er fertig war, sagte er noch schnell Gemma und seiner Mum gute Nacht und ging dann in sein Zimmer, wo er sich seinen Hoodie und die Hose auszog. Aus einer Schublade am Schreibtisch nahm er sich sein Buch, mit braunem Lederumschlag und einen Stift und legte sich dann in sein Bett.

In dieses Buch schrieb er alles rein. Seine Gefühle, seine Ängste, seine Schuldgefühle, seine tiefsten und privatesten Gedanken, die er keinem Menschen auf der ganzen Welt anvertrauen konnte und die Albträume, vor denen er Angst hatte und nicht wusste, ob sie ihn jemals wieder loslassen würden. Manchmal zeichnete er auch einfache Skizzen und schrieb nur ein paar Sätze und manchmal schaffte er es gar nicht das Buch zur Hand zu nehmen. Aber das war nicht schlimm. Es war nur wichtig, dass er es zur Hand hatte, wenn er seine Gedanken für einen Moment zum Stillschweigen bringen wollte und nicht so recht wusste wie er das machen sollte.

Next to me║Larry Stylinson FanfictionWhere stories live. Discover now