23. Kapitel Sehnsucht

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Legolas

Vorsichtig blickte ich auf die Lichtung vor mir. In ihrer Mitte war ein kleiner Weiher, und an einem Ufer mündete ein Bach über einem überraschend großen Wasserfall in ihn. Das war es. Das Versteck der Henórui.
Ich hob meinen rechten Arm und bedeutete den Elben hinter mir, stehen zu bleiben.

Dann trat ich einen Schritt auf die Lichtung. Noch einen, und noch einen, aber nichts regte sich. Gut.
Mit einem Kopfnicken bedeutete ich Tauriel, neben mich zu treten.
"Das ist es, oder?", fragte sie im Flüsterton.
"Ja", war meine einzige Antwort. Zu mehr Worten konnte ich einfach nicht herausringen.
In der Höhle hinter diesem Wasserfall war ich gefangen, geheilt und wieder freigelassen worden. Ich konnte dieses Gefühl, das mich gerade überkam, nicht beschreiben. Es war wie ein Impuls, der mich anschrie wegzurennen, aber gleichzeitig auch anwies, näher zu kommen...

Ob sie in der Höhle war? Leise schlich ich ein paar Schritte Richtung Wasserfall voran, und spitzte die Ohren. Nichts zu hören.
Anscheinend war die Henórui wirklich weg. Und mit ihr Thorin Eichenschild und seine Gefährten. Denn eigentlich waren wir gar nicht explezit auf der Suche nach der Henórui gewesen, sondern auf der Jagd nach den Zwergen. Mein Vater wollte diese nämlich wieder in seinem Kerker haben. Also schickte er mich, Tauriel und die Wachen los, um die Zwerge zurück zu holen, sobald sich unsere Späher sicher waren, dass sowohl die Orks als auch die Henórui weg waren.

Doch als wir an einem Strand weit unten am Fluss, fast schon am See selber, die Spuren von dreizehn Zwergen, einem Wesen, das wir nicht beziffern konnten, und einer Elbin mit Pferd fanden, war die Sache klar. Denn die Pferdespuren gehörten definitiv zu Helevorn, äh, ich meinte zu Faehíth.
Naja, jedenfalls vermuteten wir, dass die Henórui den Zwergen half, warum auch immer sie dass tat... Und warum die Zwerge ihr vertrauten.
Aber ich wollte mich nicht beschweren, denn nur wegen deswegen waren wir jetzt in ihrem Versteck.

Früher haben wir immer wieder versucht, den Spuren der Drachenelbin zu folgen und sie aufzuspüren, aber wir hatten keine Chance. Wir konnten uns nicht mal auf ein Gebiet im Wald festlegen, in welchem sie vermutlich verweilte, so geschickt war sie. Also hatten wir die Suche nach ihr eigentlich schon aufgegeben, und uns darauf beschränkt, die Schäden ihrer Einbrüche möglichst klein zu halten.

Doch heute? Den Spuren der Henórui zu folgen, war unmöglich... Aber einem Trapelpfad von dreizehn Zwergen? Kein Problem, das schaffte selbst jeder Elbling.

Mit Tauriel an meiner Seite schlich ich zur Höhle. Den anderen hatte ich gesagt, sie sollen draußen bleiben, und die Umgebung sichern.
Ich hielt den Atem an, als wir durch den Höhleneingang traten. Unsere Waffen hatten wir gezückt. Man sollte niemals nachlässig sein, denn das könnte sonst schnell dein Tod sein.
Aber die Höhle war wirklich leer.

Allerdings konnte man deutlich erkennen, wer hier gewesen war. Etliche kleine, aber breite Fußspuren zogen sich über den Boden. Diverse Decken und andere Sachen, die anscheinend eigentlich in einer Art Regal in einer Nische gelagert wurden, lagen verstreut am Boden. In der Luft lag noch ein leichter Geruch von irgendetwas Gebratenen. Fleischfresser...
Ich sah sogar ein paar Flaschen Wein, wohlmerklich aus dem Waldlandreich, in einer Ecke liegen.

Auch Tauriel schien von dem Erscheinungsbild der Höhle und ihrem Geruch nicht gerade begeistert zu sein. Naserümpfend stakste sie in die Mitte der Höhle, und blickte sich um.

"Als du hier gefangen warst, wie sah es damals hier aus?", fragte sie leise, während sie zu einem kleineren 'Regal' an der Höhlenwand stieg, um es nach verdächtigen und nützlichen Sachen zu durchsuchen.
"Es war viel leerer. Damals standen hier weder Betten noch Regale. Nur die Feuerstelle existierte schon", erzählte ich, und wandte mich dem Regal in der Nische zu.
Stück für Stück begann ich alles zu untersuchten, was dort gelagert wurde.

Weltenverschlinger (Hobbit ff)On viuen les histories. Descobreix ara