24. Kapitel Verdacht

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Naira

Mit erhobenem Kopf folgte ich dem Sohn von Bard durch die Seestadt. Er würde mich auf dem normalen Weg zum Haus des Kahnführers bringen, während Bard selbst die Zwerge anderweitig hineinschmuggelte.

Jedesmal wenn ich wieder nach Esgaroth kam, war ich erneut erstaunt und abgestoßen, wie schmutzig und herunter gekommen diese Stadt war.
Obwohl die Stadt auf einem See erbaut wurde, starrten die Holzplanken der Wege nur so vor Dreck. Die Häuser sahen modrig aus, und waren alle in demselben dunkeln Braunton gehalten. In der Luft lag ein beständiger Gestank von einer Mischung aus verfaultem Fisch, Schweiß, und anderen Sachen, die ich gar nicht so genau beziffern wollte.

Als Bain, so, hatte ich erfahren, hieß der Junge, und ich einem Marktplatz ziemlich in der Mitte der Stadt passierten, starrten mich alle Menschen an. Es war zwar bekannt, dass ich als (unerlaubte) Botschafterin immer wieder hier in der Stadt war, aber trotzdem fühlte ich mich jedes Mal wie die Hauptattraktion eines Zirkus. Deswegen wandte ich mich an den Sohn des Kahnführers.
"Könntet Ihr mich nicht einen anderen Weg führen?", fragte ich ihn hochnäsig. "Ich bevorzuge es nämlich, nicht von allen Seiten begafft zu werden."
"Sehrwohl Mylady", sprach Bain fast schon eingeschüchtert. "Hier entlang, schnell folgt mir."

Eilig schritt ich hinter dem Jungen hinein in ein Geflecht aus kleinen Gassen, ehe jemand vom Markt uns folgen konnte. Sobald uns niemand mehr sah, blieb ich stehen und zog mir die Kapuze meines Mantels über. Danach verbarg ich auch noch meine Waffen.
"Los, weiter, jetzt wird uns wenigsten niemand mehr anstarren", herrschte ich Bards Sohn an, woraufhin dieser sofort weitereilte.

Vor einem doch relativ großem Haus blieb er stehen und ging zur Tür.
Ich flog durch die Luft. Hunderte Meter unter mir erstreckten sich weitläufige Graslandschaften. Wilde Freude durchfuhr mich, und ich beschleunigte. Immer schneller strich der Boden unter mir vorbei.
"Mylady, tretet ein", sagte Bain, der mir freundlicher Weise die Tür aufhielt. Was war das gewesen?  Dankend neigte ich den Kopf, als ich an dem Jungen vorbei ins Haus trat.

Blinzelnd versuchte ich mich ans Dunkel des Hauses zu gewöhnen. Ich befand mich in einem relativ großem Wohn- und Essraum, in dem sich ein Tisch und mehrere Bänke, bzw. sofaartige Sitzecken befanden. Sobald Bain die Tür geschlossen hatte, traten zwei Mädchen aus einer Art Nebenzimmer.

"Bain, wo ist Vater? Er weiß doch, dass ich mir immer Sorgen mache, wenn er so lange wegbleibt!", fragte die Ältere von beiden vorwurfsvoll, welche ich auf ungefähr 17 Jahre schätzte. "Und wer ist sie?", fügte das Mädchen misstrauisch hinzu, als sie mich entdeckte. Ich zog meine Kapuze vom Kopf, und nahm danach den Mantel ab.

Die Ältere trat beim Anblick meines Aussehens und meiner Waffen einen Schritt zurück. Doch das kleinere Mädchen, ich schätzte sie auf höchstens 8 Jahre, hümpfte fröhlich auf mich zu.
"Uii, Sigrid, guck mal, sie ist eine Elbe!" Mit großen Augen blieb sie vor mir stehen.
"Tilda, komm sofort wieder her!", rief Sigrid, der ich anscheinend nicht ganz geheuer war. Doch zum Glück entschärfte Bain die Situation, indem er sagte: "Alles Gut, Sigrid, das ist Herrin -" Er stockte und sah mich an. "Naira, mein Name ist Naira."
"Also, das ist Herrin Naira. Sie kommt als Botschafterin aus dem Waldlandreich, und wird zur Zeit ihres Aufenthaltes hier bei uns verweilen."

Sofort verschwand der wütende Blick aus Sigrids Gesicht.
"Oh, entschuldigt, Herrin. Ich konnte das nicht wissen", stotterte das Mädchen irritiert, und machte einen kleinen Knicks.
Ich musste schmunzeln. "Alles gut, bitte erhebt Euch, ich bin sowieso nicht so der Freund von förmlichen Anreden. Bitte nennt mich einfach Naira."
"Oh, ja, natürlich, He- äh, Naira." Schüchtern lächelte Sigrid. Sie hatte wohl immer noch deutlich Respekt vor mir.

Doch das kleine Mädchen, Tilda, ging mit einem strahlenden Lächeln auf mich zu. "Hallo, Naira!"
Ich kniete mich hin, um mit ihr auf einer Augenhöhe zu sein.
"Hallo, Tilda." Das Mädchen fuhr mit ihrer Hand über die Messer an meinem Gürtel. "Sind die echt?", fragte sie mit großen Augen. Ich nickte. "Ja, echt und sehr scharf, also lass lieber deine Finger davon." Das Mädchen nickte grinsend und sprang auf.
"Komm, ich zeig dir unser Haus!" Sie nahm mich an der Hand und wollte mich gerade wegziehen, doch ich drehte mich nochmals schnell zu ihren älteren Geschwistern um.
"Bereitet Euer Haus am besten auf die nächsten Gäste vor", sprach ich. Sigrid sah mich überrascht an. "Welche anderen Gäste? Wir sind hier keine Gaststätte!"
"Dreizehn Zwerge, Vater hat sie in die Stadt geschmuggelt, und nimmt sie jetzt ebenfalls bei sich auf", erklärte Bain für mich.
"Ja, genau, die-", ich stockte kurz, und zwang mich, einen verachtenden Ton anzuschlagen, "Zwerge... Entfernt alles aus diesem Raum was irgendwie wertvoll ist, oder zu Bruch gehen könnte. Und ach ja, bereitet am besten was zu essen zu. Nichts ist schlimmer als eine Horde hungriger Zwerge."

Mit diesen Worten verließ ich mit Tilda den Raum. Kurz bevor ich die Tür hinter mir schloss, sah ich, wie Sigrid entsetzt den Kopf schüttelnd in die angrenzende Küche ging.
Das konnte ja lustig werden...

Bard

Schnell stürmte ich zu meinem Haus. Ich hatte den Zwergen gerade den Weg über den Abfluss gezeigt, und wollte diese jetzt so schnell wie möglich aus dem Klosett unseres Hauses lassen.

Ich riss die Haustür auf und betrat unseren Hauptraum. Darin saß Bain auf einem der Stühle, und Sigrid, welche dem Geruch hier zu schließen am Kochen war, kam aus der angrenzenden Küche.
"Vater, was has-" Ich unterbrach sie mit einer schnellen Handbewegung, ehe sie sich beschweren konnte. Ich würde das mit unseren ungebetenen Gästen später klären.

Darum ging ich ohne ein Wort zu sagen auf die untere Ebene des Hauses, wo unser Boot lag, und öffnete den Deckel des Klosetts.
"Wo ist die Elbin?", fragte ich meinen Sohn angespannt, der neben mich getreten war.
"Tilda zeigt ihr das Haus."
"Gut." Es folgte eine unangenehme Stille. Dann sagte mein Sohn, was mir auch schon die ganze Zeit durch den Kopf ging.

"Findest du es nicht seltsam, dass diese Elbin unbedingt hier bei uns verweilen will? Wo doch auch die Zwerge hier sind?"

"Ja, ich weiß, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Sie hat zwar gemeint, dass sie aufpassen wolle, dass die Zwerge nicht wieder ins Waldlandreich zurückkehren, aber trotzdem... Ich meine, die Zwerge sind ja jetzt hier in der Stadt. Außerdem könnte sie beim Bürgermeister eine weit komfortablere Unterkunft bekommen, als hier bei uns."

Mein Sohn nickte nachdenklich. "Wir sollten das beobachten. Vielleicht ist die Elbin doch nicht ganz die, für die sie sich ausgibt."
Ich nickte, und wollte gerade antworten, als ich ein plätschert hörte. Sofort bedeutete ich Bain, leise zu sein, denn die Zwerge kamen.

Naira

Barad! Bard ahnte etwas... Aber zum Glück hatte er nicht gemerkt, dass ich ihn und Bain von dem Zimmer, das Tilda mir gegeben hatte, belauscht hatte. Doch das ist nunmal der Vorteil von Elben- eh, Drachenohren. Aber dennoch, wir, die Zwerge und ich, wir mussten vorsichtiger sein.

Apropos Zwerge, von unten aus dem Haus erklang lautes gepolter. Ich sollte noch etwas schlafen, bevor ich mich dort unten in die Hölle stürzte...

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Hello, I'm back,
mit nem neuen Kapi!

Diesmal war zwar nicht so viel Action, etc. drinnen, aber vllt ist euch ja was anderes aufgefallen...
🧐😉😇

Ach ja, und wegen dem Special. Ich habe mich dazu entschlossen, keines zu schreiben, denn das wäre mir doch zu viel geworden...
Aber dafür gibt es *trommelwirbel* einen Tripelupload!
Im Anschluss finden sich nämlich gleich noch zwei weitere Kapitel!

LG Manon 🔥

Weltenverschlinger (Hobbit ff)Where stories live. Discover now