2.Kapitel Rettung

1.5K 74 3
                                    

Elbin

Schmerz, purer Schmerz.
Ein Klatschen.
Ein Schrei. Von mir.
Ewig.
So.
Weiter.

Dann eine Stimme. Sie fragte, ob ich meine Gabe abtreten wolle. Natürlich nicht, meine einzige Antwort seit hunderten von Jahren.
Obwohl die Gabe gerade wohl eher ein Fluch war, denn ohne sie, wäre ich nicht hier.

Und wie oft ich schon versucht habe, mich mit ihrer Kraft zu befreien, wusste ich längst nicht mehr, denn die Morgulketten die ich seit meiner Gefangennahme um Hals, Handgelenke und Beine trug, verhindern, dass ich die Gabe einsetzte.

Was die Stimme danach sagte, verstand ich schon nicht mehr, denn vor Schmerz wurde mir schon schwarz vor Augen.
Ich bekam gerade so mit, wie die Orks meine Zelle verliesen, und danach war ich schon weg, gefallen in die Dunkelheit.

Als ich sich meine Augen wieder öffneten, stand ein großer Mann in grauer Kleidung und langem Bart vor mir. Ängstlich rutschte ich von ihm weg, ans Ende der Zelle. Was wollte er von mir?
Irgendwie kam er mir zwar bekannt vor, aber ich konnte mich weder an ihn noch an alles andere aus meiner Vergangenheit erinnern. Ja, genau, an nichts. Ich wusste weder woher ich kam, wie ich hieß, noch sonst irgendetwas. Mein Gehirn war wie leer gefegt. Nur an meine Gabe konnte ich mich erinnern und daran, dass ich im Jahr 1100 des dritten Zeitalters gefangen genommen wurde.

Der Mann starrte entsetzt auf mich herunter und ich konnte förmlich sehen wie sein Gesicht grün anlief. "Bei den Valar", stieß er hervor, sprang an meine Seite. Ängsterfüllt riss ich die Augen auf, und erwartete das schlimmste. Aber anstatt dass der Mann mich grob packte oder schlug, murmelte er nur etwas  unverständliches. Sofort wurde der Schmerz besser und ich brachte ein schwaches 'Wer seid ihr?' heraus. "Ich bin Gandalf der Graue und ich werde Euch hier herausbringen", sprach der Mann. "Gandalf", flüsterte ich schwach,"ich erinnere mich an euren Namen." Und dann wurde alles wieder schwarz.

Gandalf

Nachdem die Elbin wieder ohnmächtig geworden war, nahm ich sie hoch und trug sie aus der Zelle. Mein Zauber hatte ihr zwar den Schmerz erleichtert, aber keineswegs ihre Wunden geheilt. Das Blut in dem sie gelegen hatte, tropfte aus ihren Haaren und ihrer Kleidung, sofern man die Stofffetzen, die um ihren Körper hangen, als solche bezeichnen konnte.

Ein wahrlich grauenvoller Anblick, bei dem es mich immer wieder schüttelte. Schnell brachte ich sie zu Thrain und sagte:"Passt auf, dass sie nicht umkippt!" Dann verschwand ich in einem angrenzenden Raum, den ich als Wachstube bezifferte, da er nur eine leicht modrige Holztür hatte, um die Waffen der Elbin und die von Thrain zu finden.

Das stellte sich auch als garnicht so schwer heraus, den als ich einen Schrank in dem Raum öffnete, sah ich einen für Zwergen typischen Hammer, einen Bogen aus hartem schwarzen Holz, welches ich noch nie gesehen hatte, plus einen Köcher mit ebenso schwarzen Pfeilen, zwei kunstvolle mittellange Klingen aus rotgoldenem Erz und drei Dolche der selben Machart. Also wenn die Elbin mit diesen Waffen auch umgehen kann, hätte ich ihr nicht als Feindin entgegentreten wollen. Ich packte alle Waffen in eine Art Decke, und stürzte zurück in den Gefängnissgang.

"Hier, nehmt dies", sprach ich zu Thrain als ich ihm die eingepackten Waffen in die Hand drückte. Dann nahm ich die Elbin wieder auf meine Arme und fing an, so schnell wie möglich die Treppe hinauf zu steigen.

Thrain

Ich wusste nicht wie, aber Gandalf schaffte es irgendwie uns aus diesem Labyrinth von Festung heraus zu schmuggeln. Sogar ohne die  dutzend Orkpatroullien hätte ich den Weg heraus nicht gefunden.
Aber gut, Gandalf ist schließlich auch ein Zauberer.

Als wir die Festung verlassen hatten, war es tiefste Nacht. Trotzdem liefen wir noch etliche Stunden weiter, um nicht noch von Orks geschnappt zu werden. Mit jedem Schritt fühlte ich mich ausgelaugter, aber ich zwang mich weiter durchzuhalten. Erst als es schon dämmerte, brach ich zusammen. Die fünf Jahre Gefangenschaft hatten mich doch sehr mitgenommen. Als Gandalf mich fragte, was los sei bat ich ihn nur leise, eine kurze Pause zu machen und murmele noch was von 'geh keinen Schritt mehr' 'Hunger' und 'Durst'.

Zu meinem Glück war Gandalf auch nicht mehr ganz so fit, denn die blutige Elbin, die er schon die ganze Zeit trug, wog bestimmt auch etwas. Ich verstand sowieso nicht, wieso wir sie überhaupt mitnahmen, die war ja eh schon halb tot.

Weltenverschlinger (Hobbit ff)Where stories live. Discover now