12. Kapitel Schmerz

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Tauriel

Legolas! Tränen tropften über mein Gesicht. Er konnte, nein, er durfte nicht tot sein! Ich liebte ihn! Nicht wie einen Geliebten, sondern wie einen Bruder. Ich lehnte mich schluchzend an die Schulter des Elbs vor mir. Dieser drehte sich verstört um.

Schnell setzte ich mich wieder auf.
Da erkannte ich Aranel, ein Freund von mir und Legolas. Er sah mich kurz mitleidig an, denn er wusste genau, wie nahe Legolas und ich uns standen.
Danach drehte er sich wieder um und konzentrierte sich erneut auf den Weg.

Ich nahm gar nicht mehr richtig wahr, dass wir das kaputte Tor des Palastes passierten. Erst als Aranel mich von Gildin herunter hob, kam ich wieder zu mir. "Tauriel, Ihr müsst dem König Meldung machen", sagte er sanft, und schob mich in Richtung Krankenstation.
Zittrig setzte ich mich in Bewegung. Vor der Tür der Krankenstation blieb ich stehen. Innerlich wappnete ich mich für das wahrscheinlich schwerste Gespräch in meinem Leben. Ich öffnete die Tür und trat ein.

Der König lag in einem Bett und sah zu mir auf. Seine frische Brandwunde sah nicht viel besser aus. Sie war größer als gedacht, und zog sich von seinem linken Auge, welches mich milchig weiß anstarrte, runter bis zu seinem Kinn. "Ah, Tauriel, komm näher. Sagt mir, wo ist Legolas, bringt er das Monster in seine Zelle zurück?", seine Stimme klang so kalt wie immer.
Er wusste es ja auch noch nicht...

Ich schaute zu Boden, noch zu geschockt um etwas zu sagen. "Tauriel, antwortet deinem König!" "Hîr nín, wir haben das Monster nicht gefunden."
"Warum seid Ihr dann zurück gekommen?" Thranduil klang enorm wütend, seine verbrannte Gesichtshälfte verzog sich zu einer wütenden Grimasse. "Ich sollte Euch dafür bestrafen, dass Ihr so leicht aufgegeben habt. Und wo ist überhaupt Legolas? Traut er sich nicht, mir unter die Augen zu treten?"

"E-es tut m-m-mir leid hîr nín", stotterte ich, aber Thranduil's Blick ließ mich schnell auf den Punkt kommen. "Wir liefen in einen Ork-Hinterhalt. U-und Legolas, wurde schwer verletzt."
"Ja, und? Verletzungen gehören zum Leben, er wird daraus lernen!"
"Hîr nín, es..."
"Was ist denn jetzt los? Druckst nicht so herum!"
"Er ist tot!"

Endlich war es raus! Ich schloss meine Augen von schnaufte einmal tief durch. Thranduil sah mich nur geschockt an.
"N-n-nein, das kann nicht sein! Das kann nicht stimmen! Er versprach mir immer zurück zu kommen!" Seine Stimme klang so gebrochen!
"Ihr seid sicher das er tot ist?" "Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, lag er mit einem Messer im Rücken zwischen Orks auf dem Boden. Selbst wenn er zu diesem Zeitpunkt noch am Leben gewesen wäre, hätten unsere Heiler ihn niemals retten können!" Das ist die Wahrheit, versuchte ich mir ein zu reden, niemand hätte ihn retten können. Thranduil starrte nur abwesend auf die Decke seines Bettes. Seine Augen sind so leer, zuletzt sah er so aus nach dem Tod seiner Frau." Hîr nín, was sind eure Anweisungen?", frage ich vorsichtig. "Da wir heute nichts mehr unternehmen können, warten wir bis morgen. Dann werden wir die Leichen holen. Und sie würdig begraben. Und ans Tor setzt die doppelte Anzahl von Wachen." "Sehr wohl, Hîr, ich werde alles veranlassen." "Gut. Zieht euch bitte nun zurück, ich möchte allein sein." Mit einer leichten Verbeugung verließ ich den Raum. Bevor ich allerdings in meine Gemächer ging, wies ich eine der Heilerinnen an, ein Auge auf den König zu haben. Nicht, dass er sich irgendwie verletzten würde.

Thranduil

Mein. Sohn. War. Tot.

Sobald Tauriel gegangen war drehte ich mich zu meinem Kissen um und vergrub mein Gesicht darin. Tiefe Schluchzer kamen aus meiner Kehle. Er durfte nicht Tod sein, er durfte nicht. Obwohl ich es ihm nie gesagt hatte, liebte ich ihn über alles. Er war das einzige was mich am Leben hielt. Und jetzt da er weg war, fort, für immer, fragte ich mich, warum ich noch hier war. Ja, warum? Welchen Grund hatte ich noch zum Leben? Der Tod würde mich befreien, endlich, von dem ganzen Tod und Schmerz. Ich wollte sterben. Dann würde meine Seele in die Hallen Valinor eingehen, und dort würde ich endlich meine Geliebte und meinen Sohn wiedersehen. Ja, beschloss ich, ich würde noch warten bis wir Legolas Leiche gefunden und begraben hatten, und danach würde ich meinem Leben ein Ende setzen.

Weltenverschlinger (Hobbit ff)Where stories live. Discover now