25. Kapitel Verhandlungen

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Naira

Mit meinem kräftigen Flügeln glitt ich weiter über die Ebene. Wie fixiert folgte ich einer Spur, der Spur. Bald, bald war es soweit...
Etwas zerbrach mit einem lauten Klirren unten im Wohnraum. Aufgeschreckt fuhr ich aus dem Schlaf. Eine Stimme drang zu mir hoch. "Oh, diese tollpatschigen Zwerge! Passt doch bitte auf, das hier alles gehört schließlich nicht euch!"
Sigrid. Ich war ja in Bards' Haus.
Oder? Da war das in meinem Traum. Es wirkte so real...

Endlich wieder einigermaßen fit, stieg ich die Treppe in den Wohnraum hinunter. Kurz bevor ich in das Zimmer trat, sammelte ich mich, schließlich musste mein Auftritt stimmen. Noch einmal durchatmen, und dann...

Abrupt öffnete ich die Tür, und stürmte in den Raum.
"Aha, die Herren Zwerge schlagen sich mal wieder die Bäuche voll!", spottete ich, als ich alle Zwerge mit gefüllten Suppenschüsseln in den Händen vorfand. Elegant schritt zu Sigrid und ließ mir auch eine Schüssel geben. Dann stolzierte ich wieder Richtung Treppe.
"Ich habe nicht vor, hier unten zu essen", sprach ich mit einem abwärtenden Blick zu den Zwergen. Thorin starrte mich entsetzt an, doch ich bedeutete ihm mit meinem Blick ruhig zu sein, ehe er etwas falsches sagen konnte, dass uns verraten hätte. Darum stieg ich nun auch ohne ein weiteres Wort die Treppe hinauf, und setzte mich in mein Zimmer.

Nach dem Essen blieb ich solange in meinem Raum, bis alles im Haus still war. Erst jetzt konnte ich es riskieren zu Thorin und den anderen hinunter zu gehen, ohne dass Bard es bemerkte.
Leise schlich ich die Treppe hinunter, und betrat den Wohnraum. Überall lagen schlafende Zwerge. Doch wo war Thorin?

Ein Räuspern erklang von einem der Fenster. Dort stand der Zwergenprinz und starrte mich an.
"Hallo Naira, ich habe mich schon gefragt wann du runterkommst", lächelte er.

"Nun, hier bin ich", antwortete ich. "Ich hoffe du verzeihst mir meinen Auftritt beim Abendessen, aber der Mensch ahnt etwas. Ich musste sichergehen, dass er nicht noch mehr Verdacht schöpft."
Thorin nickte. "Das ist mir schon klar geworden, spätestens nach dem Blick, den sich Bard und sein Sohn nach deinem Abgang zugeworfen haben. Wir müssen also vorsichtiger sein, oder?"

"Ja, unbedingt. Aber wie sollen wir weiter vorgehen?", überlegte ich laut. "Ich schätze mal, dass ich morgen den ganzen Tag, und wahrscheinlich auch bis tief in die Nacht beim Bürgermeister sein werde, und 'Verhandlungen' für das Waldlandreich durchführen werde. Also solltet ihr in der Zeit am besten schon unsere Weiterfahrt zum Erebor planen."

"Ja, genau das habe ich auch schon mit den anderen besprochen. Wir werden uns morgen vorallem um ordentliche Waffen kümmern", sprach Thorin grimmig. "Ich meine, schau dir das hier an!" Er deutete auf einen Haufen undefinierbaren Metalls am großen Tisch. "Die angeblichen 'Waffen', die Bard uns versprochen hatte", schnaubte er spöttisch.

Ich lachte leise. "Das sollen Waffen sein?!" Mit skeptischem Blick hob ich eines der improvisierten, umgeformten Alltagswerkzeuge auf. "Das würde einen Ork gerade so kratzen! Ein Kampf mit diesen Dingern scheitert allein schon daran wie unhandlich und schwer sie sind! Damit kannst du unmöglich zum Erebor gehen, Thorin!" Aufgebracht ging ich durch den Raum, ohne den Zwerg aus den Augen zu lassen.

"Ich weiß, Naira, aber dafür haben wir schon einen Plan..." Der Zwerg lächelte fast schon verwegen. "Es gibt hier in der Stadt eine Waffenkammer. Morgen schicken wir Bilbo auf den Markt, um diese auszuspionieren. Du solltest nämlich wissen, dass Bilbo ein Meister im 'nicht gesehen werden ist'. Und dann, wenn er zurück ist, brechen wir dort ein, und holen uns alles was wir brauchen!" Auf Thorins' Gesicht stand pure Entschlossenheit geschrieben.

"Gut, das ist wirklich sinnvoll. Aber passt bitte auf, dass ihr nicht gesehen werdet. Ich habe keine Lust euch aus dem Kerker holen zu müssen." Wir mussten beide leise lachen.

"Nun ja, dann gehe ich mal wieder nach oben", meinte ich schließlich, und wandte mich wieder der Treppe ins Obergeschoss zu. Kurz bevor ich ganz auf der Treppe verschwand, drehte ich mich nochmal um. "Ach ja, Thorin, bitte spiel morgen das Spiel mit dem 'Wir hassen uns unendlich' mit. Wir dürfen Bard wirklich keinen Grund mehr geben, zu denken, dass wir nicht die sind, die wir ausgeben zu sein." Mit diesen Worten ging ich nun endgültig in mein Zimmer, schloss die Tür, und legte mich ins Bett.

Der morgige Tag würde einiges mit sich bringen. Ich konnte nur hoffen, dass er gut endete.

Ich gähnte unauffällig. Schon seit einigen Stunden saß ich jetzt hier im Haus des Bürgermeisters und ließ mich von ihm und seinen Beratern volllabern. Schon jetzt bereute ich es, extra früh hierher gekommen zu sein. Ich hätte gut noch ein paar weitere Stunden schlafen können.

Helles Feuer loderte, als ich mit meinen Flammen den Fluchtweg der Hirsche unter mir verengte. Nochmal lies ich die Flammen los, und schleuderte sie mitten auf den Weg der Tiere, sodass diese abrupt stehen bleiben mussten. Sehr gut. Jetzt konnten sie nicht entkommen. Flammen vor und neben ihnen, ich hinter ihnen. Mit einem Fauchen sties ich in die Gruppe hinein, und griff mir zwei Tiere hinaus. Bei ihrem Geruch lief mir das Wasser im Mund zusammen.

"Lady Naira? Geht es ihnen gut?", fragte mich eine der Stadtwachen. Leicht verwirrt fand ich mich am Boden des Hauses wieder. Ich war von meinem Stuhl gekippt!

"Oh, ja, danke der Nachfrage", antwortete ich kühl, stand vom Boden auf und setzte mich wieder auf meinen Stuhl. Verdammt, jetzt war das schon wieder passiert! Und langsam hatte ich eine Ahnung was das war...

"Bitte entschuldigt mein Verhalten, ich habe in der Nacht nicht sonderlich gut geruht, und habe auch noch nichts zu mir genommen!", meinte ich mit einem leicht vorwurfsvollen Blick.

"Das tut uns zutiefst leid. Wir grämen uns sehr, dass wir Euch nichts zu essen angeboten haben! Bitte, folgt mir, wir machen eine Pause und gehen auf den Markt, dort könnt Ihr Euch eine Speise kaufen", schleimte der Bürgermeister. "Wenn ihr wollt, können wir dann auch dort direkt mit den einzelnen Händlern über Handelsverträge sprechen." Ich nickte herablassend und folgte den Anwesenden aus dem Haus.

Der Markt, auf dem wir waren, wirkte trist und heruntergekommen. Alle Menschen trugen dunkle Kleidung, sodass der Bürgermeister und ich mit unseren farbigen Gewänder total heraus stachen. Der Boden war schmutzig, und die Verkaufsstände wirkten heruntergekommen.

Ich wollte gerade auf einen Mann zu gehen, der gebratenen Fisch verkaufte, als ich eine Präsenz neben mir bemerkte. Also blickte ich auf meine Seite, aber niemand war zu sehen. Plötzlich streifte etwas meinen Arm. Alles in mir schrie falsch, falsch. Wie eine Art vergifteter Schatten blieb die Präsenz neben mir. Entsetzt versuchte ich mir einen Weg weg von diesem Ding zu bahnen, und verschwand in der Masse. Als ich mich umblickte, sah ich nur die Abdrücke von sehr großen Füßen im Schlamm...

Wie seltsam. Kopfschüttelnd ging ich auf den Fischverkäufer zu, und bestellte ein Stück gebratene Forelle. Beim bezahlen gab ich dem Mann deutlich mehr Geld als gefordert. Doch bevor der Verkäufer etwas erwidern konnte, verschwand ich schon wieder in der Masse.

Mit dem gebratenen Fisch am Spieß kehrte ich zu dem Bürgermeister und seinen Begleitern zurück, woraufhin diese mich sofort wieder über den Export von Fisch ins Waldlandreich zuschwafelten. Diese gnädigen Herren wussten noch nichtmal, dass Elben kein Fleisch essen. Mit einem innerlichen grinsen folgte ich ihnen über den Markt...

Es war schon mitten in der Nacht, und der Herr Bürgermeister versuchte mich immer noch mit Handelsbündnissen vollzulabern. Ich unterdrückte ein weiteres Gähnen, und nickte dem Bürgermeister zustimmend zu, ohne wirklich zu verstehen, was er sprach. Ich wollte gerade vorschlagen, für heute Schluss zu machen, als von draußen lautes Klirren und Rufe kamen. Das klang doch nach... Zwergen!



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Sooo, hier ist Teil 2 des Tripels...

Habt ihr schon eine Ahnung was da Naira immer wieder passiert? 😇🧐

LG Manon 🔥

Weltenverschlinger (Hobbit ff)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ