31. Kapitel Drache

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Bilbo

Entsetzt schaute ich mit den anderen runter auf den See. Die Stadt, Esgaroth stand in Flammen.
"Bei allem Guten", hauchte ich, "das ist alles unsere Schuld." Ori neben mir nickte schuld bewusst.
Wir hatten versagt, waren zum Berg gezogen um einen Drachen zu töten, und jetzt tötete eben dieser Drache hunderte unschuldige Leben. Eine Träne rollte über meine Wange.

Wie es gerade wohl Fili, Kili, Oin, Bofur und Naira ging? Lebten sie überhaupt noch? Konnte es Naira schaffen, Smaug zu töten? Ich wusste es beim besten Willen nicht.

Auf ein Mal erstrahlte in der Stadt eine gewaltige Feuerexplosion, bei der dunkle, rote Flammen gegen lichthelles Feuer prallten.
"Das ist die Drachenelbin", flüsterte Balin ergriffen. "Sie tritt dem Drachen entgegen."
Ich wünschte, ich könnte Naira irgendwie helfen, doch ich saß hier oben am Berg fest, gezwungen den Kampf der Henórui einzig und allein durch die Lichter ihres Feuers zu verfolgen. Angespannt trat ich von einem Fuß auf den anderen.

Erneut erstrahlte Smaugs dunkles Feuer, welches wiederum auf das Hellere traf. Die Explosion beider leuchtete so grell auf, dass ich meine Augen abwenden musste. Dann wurde kurz alles dunkel, doch gleich darauf erschien erneut Smaugs Feuer, und schoss in die Dunkelheit. Doch diesmal kam kein helles Feuer, um es aufzuhalten. Entsetzt schlug ich mir die Hände vor den Mund.

"Was... was ist passiert? Wieso wehrt Naira Smaugs Feuer nicht ab?!", rief ich, und drehte mich entsetzt zu den anderen um.
"Ich weiß es nicht", flüsterte Dwalin, doch sein Gesicht sagte, dass er genau wusste, was gerade passiert war. "Von wegen du weißt es nicht, wir wissen alle was Sache ist! Naira stirbt da unten gerade, wegen uns, wegen diesem Berg, weil wir es nicht geschafft haben Smaug zu töten!", schrie ich aufgebracht. Selten hatte mich etwas so in Rage gebracht. Naira hatte, nach dem sie Jahrhunderte gefoltert wurde, jahrelang friedlich in diesem Wald gelebt, und wir hatten sie einfach aus diesem Leben herausgerissen!

Neben mir wurde Ori von Nori umarmt, dem auch eine kleine Träne über die Wange lief. Sogar Gloin, welcher die Henórui am Anfang zutiefst verachtet hatte, schniefte leise.

Plötzlich ertönte über uns ein Brüllen. Erschrocken fuhren wir alle herum, und erblickten einen rubinroten Drachen, der hinter einem Berggrad auftauchte. Die Bestie welche mindestens so groß wie Smaug war, landete auf dem Grat, und ließ erneut ein Brüllen hören.
"Schnell, schnell runter auf den Boden, bevor er euch sieht!" Dwalins Ruf ließ uns alle aus der Starre erwachen, und wir stürzten hinter die nächsten Felsen und Steine. Erst als alle Zwerge versteckt waren, wagte ich wieder einen Blick zu dem Drachen. Dieser saß immer noch auf dem Grat, und ließ seinen Blick über das Tal vor ihm schweifen. Als er die Seestadt entdeckte, knurrte er laut. Dann, wie auf ein Kommando sprang er von den Felsen ab, und stürzte fast senkrecht, parallel zur Bergflanke in die Tiefe. Erst wenige Meter über dem Boden spannte er seine gewaltigen Schwingen auf, und zischte direkt über unsere Köpfe hinweg Richtung Esgaroth.

Bard

Entsetzt starrte ich das Bild an, was sich mir bot. Smaug hielt sich einige Meter über der Stadt in der Luft, und in seinen Krallen hing Lady Naira.
Die Elbin sah furchtbar aus. Sie hatte augenscheinlich das Bewusstsein verloren, und ich glaubte, einen Blutfaden aus ihrem Mund laufen zu sehen.

Mein Sohn trat neben mich, den schwarzen Pfeil in der Hand.
"Oh nein", flüsterte er, als er die Elbin in den Krallen des Drachen entdeckte. "Los, wir müssen den Drachen abschießen!"
Ich schüttelte den Kopf. "Mit was denn, Bain?", fragte ich. "Die Zwergenwindlanze ist zerstört. Und mein Bogen ist zu klein für den Pfeil und außerdem zerbrochen!"
Vor mir flog Smaug noch ein Stückchen höher, und hob seine Stimme.

"Dachtet ihr Menschen wirklich, dass diese Missgeburt euch retten könnte?", spottete er, und Nairas Körper wurde wild umhergeschüttelt. "Ich werde sie zerfleischen", knurrte er weiter, "und euch verbrennen!" Ein komischer Laut, der wohl ein Lachen sein sollte, verließ seine Kehle.
Ich blickte auf den Boden. Smaug hatte recht, das hier war unser Ende.

Weltenverschlinger (Hobbit ff)Where stories live. Discover now