26. Kapitel Der König

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Naira

Barad, hatten meine Gefährten es etwa geschafft, von den Wachen beim Waffenklauen geschnappt zu werden?

An der Seite des Bürgermeisters stürmte ich nach draußen. Das Bild, das sich mir bot, war nicht gerade erfreulich. Alle Zwerge wurden von Wachen flankiert auf den Platz gebracht. Hinter ihnen strömten etliche Bewohner der Seestadt herbei, um zu sehen, was hier vor sich ging.

"Was ist das für ein Aufruhr?", fragte der Bürgermeister aufgebracht. "Ich wurde bei wichtigen Verhandlungen unterbrochen!" Eine der Stadtwachen trat vor.
"Wir haben sie geschnappt als sie Waffen stehlen wollten!", sprach eine der Wachen und deutete auf die Zwerge.

"Aah, also Hochverräter!", näselte der Bürgermeister.
"Nur ein kümmerlicher Haufen Söldner, wenn ihr mich fragt", spottete Alfrid. Ich musste diesen Widerling schon den ganzen Tag ertragen, und war gerade echt kurz davor zu platzen. Doch zum Glück trat Dwalin vor, ehe ich etwas ungeschicktes machen konnte.

"Hütet eure Zunge!", knurrte der Zwerg grimmig. "Ihr wisst nicht mit wem ihr es zu tun habt! Das-" Er machte eine Pause. "-ist nicht irgendein Halunke! Das ist Thorin, Sohn von Thrain, Sohn von Thror!"

Mit entschlossener Miene trat Thorin vor. "Wir sind die Zwerge Erebors", fing Thorin an zu sprechen. Aufgeregtes gemurmel drang aus der Menschenmasse um die Zwerge. "Und wir sind gekommen, um unsere Heimat zurück zu fordern!" Ein fast gespenstische Stille trat ein. "Ich erinnere mich an diese Stadt in den alten Zeiten", fuhr der Zwerg fort, "ganze Handelsflotten lagen im Hafen, beladen mit Seide und Edelsteinen! Dies war keine vergessene Stadt auf einem See!"

Thorin machte seine Sache echt gut. Wenn er so weitermachte, konnte er die Stadt mit seinen Bewohnern für ihre Sache gewinnen.

"Dies, war der Mittelpunkt für jedwedgen Handel im Norden!", fuhr Thorin fort, und das Volk jubelte. "Ich hole diese Zeit zurück. Wir entzünden die großen Schmieden der Zwerge neu, auf das sich Wohlstand und Reichtum wieder ergießen, aus den Hallen Erebors!" Mit ausgebreiteten Armen blieb Thorin stehen. Die Leute, war gefesselt und aufgepeitsch von seinen Worten. Vor uns stand kein Zwergenprinz, nein, das war ein wahrer Zwergenkönig.

Ich dachte, dass jetzt alles gut gehen würde, aber plötzlich ertönte ein wütende Stimme.
"Tod, das werdet Ihr über uns bringen!" Die Menge verstummte. Bard. Er trat aus dem Volk hervor. "Drachenfeuer und Verderben! Wenn ihr die Bestie weckt", fuhr der Kahnführer fort, "werdet ihr uns alle vernichten."

Ich wusste dass er ein Stück weit recht hatte, aber es gab ja noch mich. Ich konnte es mit dem Drachen aufnehmen. Hoffentlich jedenfalls.

Thorin lächelte nur spöttisch, und ich konnte schwören, dass er mir zugeblinzelt hatte. "Ihr könnt auf diesen Schwarzmaler hören, doch ihr wisst nicht, dass wir eine Waffe haben, die es mit den Kräften des Drachen aufnehmen kann!" Thorin blickte zu mir, und ich sah erhobenen Hauptes zurück. "Und ich verspreche Euch, wenn wir der Berg unser ist, werde alle an seinem Reichtum teilhaben!"

Die Menschen sahen sich vielversprechend an, doch ich war fast entsetzt. In welcher Armut mussten sie gelebt haben, dass sie jetzt für Reichtum auf den möglichen Tod setzten, und nicht auf ihr normales Leben.

"Und dann", schloss Thorin, "habt ihr genug Gold, um Esgaroth zehnmal neu aufzubauen!" Jetzt war die Menge nicht mehr zu halten. Laut schreiend jubelten sie dem König zu. Einig und allein Bard schüttelte entsetzt den Kopf.

Eine schleimige Stimme neben mir unterbrach erneut den Jubel. "Warum sollten wir Euren Worten glauben schenken? Wir wissen überhaupt nichts von Euch", schnarrte Alfrid. "Wer hier bürgt für Eure Redlichkeit?" Er schaute herausfordernd in die Menge.

Jetzt ich helfen. Ich trat einen Schritt nach vorne, und setzte ein kaltes Gesicht auf.
"Ich werde zwar nicht für diesen Zwerg bürgen, denn es ist für meine Rasse unter der Würde, sich auf Zwerge einzulassen, aber ich kann trotzdem ein Wort für ihn einlegen!" Schlagartig blickten alle zu mir.
"Ich war früher oft auch zu Verhandlungen im Erebor, und kannte die Familie Thorins'. Und ich kann sagen, dass einem Zwerg nichts höher liegt als seine Ehre. Das heißt, dass er Eure Abmachung um jeden Preis halten wird, denn sonst wäre seine Ehre verwirkt, und er wäre kein würdiger König seines Volkes! Mein Rat für Euch ist", sprach ich nun zum Bürgermeister, "verlangt sein Wort, und er wird sich an die Abmachung halten."

Kalt lächelte ich in die Menge. Der Bürgermeister nickte mir dankend zu, doch ich sah, wie Bard mich mit zusammen gekniffenen Augen beobachtete. Doch das war mir herzlich egal.
Der Bürgermeister wollte gerade fortfahren, als Bilbo auf den Platz stolperte.

"Wer seid Ihr?", herrschte Alfrid den Hobbit an.
"Ich bin Bilbo Beutlin, ein Hobbit aus dem Auenland. Ich reiste mit diesen Zwergen hier her, und vertraute ihnen mein Leben an. Ich kann nur bestätigen, was die Lady gerade gesagt hat. Thorin ist ein ehrenhafter Mensch, und so bürge ich für ihn!"

"Sehr gut", meinte der Bürgermeister erfreut, doch er wurde unterbrochen.

"Stopp, Stopp!", schrie Bard. "Habt ihr vergessen was mit Thal geschehen ist? Habt ihr die Toten vergessen?" Die Menge begann zu raunen. "Seid ihr bereit, dass alles erneut zu riskieren, nur für die Gier eines Bergkönigs!"
Doch der Bürgermeister lächelte nur. Er wusste das Bard keine Chance mehr hatte. "Ruhig, Bard, wir wollen hier keine voreiligen Schlüsse ziehen. Ihr seht doch, sogar Lady Naira spricht sich für den König aus! Und, nicht zu vergessen, war es Euer Ahnherr, Girion, der die Bestie zu erlegen versäumte." Jetzt war es beschlossen. Die Seestädter würden uns auf unserer Reise unterstützen.

"Und darum", fuhr der Bürgermeister fort, "sage ich Euch Willkommen, Willkommen und dreimal Willkommen, Thorin, König unter dem Berge!"

Die Menge explodierte. Thorin und die anderen Zwerge wurden zum Bürgermeister ins Haus gebeten. Noch als sich die Türen schlossen, jubelte die Menge weiter, nur Bard wandte sich mit gesenktem Kopf ab, und verließ den Platz. Er tat mir fast ein bisschen leid.

Drinnen im Haus wurde gerade ein großes Festessen vorbereitet. Aber ich hatte nicht vor teilzunehmen, erstes, weil ich meine Deckung wahren musste, und zweitens, weil ich schlafen musste, und letztlich drittens, denn den Anblick von dreizehn betrunkenen Zwergen konnte ich mir sparen.

Also klärte ich das noch schnell mit dem Bürgermeister ab, musste noch versprechen, morgen wieder zu kommen und verließ sein Haus.
Draußen war inzwischen wieder Ruhe eingekehrt. Ich genoss die kühle Luft auf meiner Haut, und machte mich auf den Weg zu Bards' Haus, in dem ich wieder übernachten würde.

Dort angekommen öffnete ich die Tür und lauschte kurz, aber es schien niemand da zu sein. Also trat ich ein, und wandte mich zur Treppe. Gerade als ich hochsteigen wollte, packte mich jemand, zog mich in ein leeres Zimmer, schloss die Tür ab, und baute sich vor mir auf.



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Sooo, und hier nun der letzte Teil des Tripeluploads!

Mit diesem Teil gab es leider einige Komplikationen, und er wurde schon einmal gelöscht... 😔

Aber naja, jetzt ist er da, und ich hoffe er gefällt euch! ✨

Wir sehen uns beim nächsten Kapitel!

LG Manon 🔥

Weltenverschlinger (Hobbit ff)Where stories live. Discover now