39. Kapitel Offenbarung

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Elrond

Ein markerschütternder Schrei durchzog die Luft, der Schrei eines Drachen. Gleichzeitig glitt ein riesiger Schatten über uns hinweg.

„Schnell!", schrie Gandalf. „Elrond, nehmt Herrin Galadriel hoch, wir müssen die Festung sofort verlassen!" Ohne zu zögern hob ich die leblose Noldor hoch, und rannte auf Saruman zu, der schon an einem der äußeren Torbögen des Plateaus auf dem wir und befanden stand.
„Beeilt euch!", rief er. „Das Biest hat uns noch nicht entdeckt!" Gerade wollte er unter dem Bogen hindurch laufen, als dieser mit einem lauten Krachen zersprang. Die Explosion war so heftig, dass sie uns alle einige Meter durch die Luft schleuderte. Mit einem hässlichen Geräusch kam ich auf dem Boden auf und versuchte dabei möglichst gut, Galadriel vor dem rauen Boden zu schützen. Alles an mir schrie förmlich vor Schmerz, und doch wand ich mich sofort unter Galadriels Körper hervor, wollte wieder aufspringen und weglaufen. Aber ehe ich mich versah waren auch die anderen Ausgänge des Platos zerstört, und Feuer brandete überall um uns herum auf. Stöhnend angesichts unserer hoffnungslosen Lage kamen auch Gandalf und Saruman auf mich zugewankt, und zu dritt bildeten wir so gut es ging einen schützenden Kreis um Herrin Galadriel.

In meinem Kopf rasten die Gedanken. Dieses Biest, oder eher die Hénorui, sie musste zweifelsfrei die grausame Elbin sein, mit der Thranduil die letzten Jahrzehnte immer wieder Probleme hatte. Barad, wir hätten damals von Anfang an Hilfe suchen sollen, anstatt alles für uns zu behalten... Doch jetzt war es längst zu spät, keiner der anderen hier hatte je etwas von der Existens dieses Wesen hier gewusst, und so waren sie der Hénorui, die jetzt auch wieder mit ihrem Drachen vereint war, hilflos ausgeliefert. Still verfluchte ich Legolas, der uns damals versichert hatte, dass es keinerlei Kontakt zu seinem Seelenpartner hatte, wie auch immer das hätte möglich sein sollen. Und jetzt war es, oder eher sie gekommen, um sich für das zu rächen, was Thranduil ihr angetan hatte.

Ein weiterer Schrei riss mich abrupt aus meinen Gedanken. Dann, nur Sekunden später landete ein riesiger, roter Körper vor uns auf dem Stein. Mit offenem Mund starrten wir das gigantische Wesen an, auf dem man nur Wage die Umrisse der Hénorui erkennen konnte. Wir waren der Bestie auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Nicht einmal die Magie der Zauberer konnte es mit solch einer Kraft aufnehmen, das wusste ich noch zu gut aus den alten Tagen des ersten Zeitalters...
„Wagt es ja nicht, noch einmal versuchen zu fliehen!", knurrte die durchdringende Stimme des Drachen.
„Sonst werdet ihr alle ohne ein weiteres Wort sterben!" Bei den Valar, ich musste meine Gefährten vor dieser Bestie retten, auch wenn es mein eigenes Leben kosten würde. Ich musste mich der Hénorui stellen.

Gandalf

Erschrocken sah ich, wie Lord Elrond einige Schritte bis vor den Drachen trat, und sich dort auf die Knie sinken lies. Und dann kam, ließ mir einen Schauer durch den Körper laufen.

„Ich bitte Euch, ehrwürdiger Drache und ehrenhafte Hénorui, hört mich an." Der Drache fauchte kurz, kniff dann aber seine Augen zusammen und bedeutete dem Elb mit einem Krallenzucken, fortzufahren.
„Ich möchte nicht leugnen, dass König Thranduil, Herrscher dieses Reiches hier, Eurer Seelenpartnerin Unrecht angetan hat, und ich möchte Euch dies keinesfalls absprechen. Genauso wenig fordere ich, dass diese Schuld einfach so vergessen werden soll, allerdings möchte ich um Gnade für meine Begleiter hinter mir bitten. Sie hatten nie mit diesem unglücklichen Vorfall zu tun, nein, noch wussten sie davon." Der Herr von Bruchtal machte eine kurze Pause, während sich in meinem Kopf alles drehte. Elrond hatte von der Existenz einer solchen Macht gewusst, und sogar noch schlimmer, hatte es geschafft, sie sich schon zum Feind zu machen. Wie gebannt starrten Saruman und ich auf den gigantischen Drachen, dessen Angesicht wutverzerrt war.

„Niemand der meine Hénorui verletzt hat, soll mit dem Leben davon kommen, genauso wenig wie die Freunde der Täter!" Ich spürte einen Schweißtropfen, der meinen Rücken hinunterrann, und sah wie Saruman vorsichtig die blasse Hand von Herrin Galadriel ergriff. Elrond vor uns neigte nur seinen Kopf, und bot der Bestie so seinen ungeschützen Nacken dar, den der Drache sofort anvisierte. Jede der darauffolgenden Sekunden fühlte sich wie Stunden an, bis die Stille von einer hellen Stimme durchbrochen wurde.
„Halte ein, Norin!" Die Hénorui! „Diese Wesen sind nicht der Grund, warum wir hier hergekommen sind!" Der Drache fauchte leise, und hob seinen Blick von Lord Elrond. Dann folgte eine komische Stille, in der es wirkte, wie als ob sich Drache und Hénorui lautlos unterhielten. Misstrauisch blickte ich hoch zu der Drachenreiterin. Ich wusste nicht wieso, aber ich könnte schwören, dass ich diese Stimme schonmal vernommen hatte.

Weltenverschlinger (Hobbit ff)Where stories live. Discover now