Your Smile // Taehyung

Kapitel 73

_Taehyung_

Jungkook schweigt eine halbe Ewigkeit und ich weiß nicht, ob er ausrasten wird oder meine Worte auf sich wirken lässt.

Während er schweigt, mustere ich sein Gesicht.
Wir müssen ernsthaft unseren Frust aneinander ausgelassen haben.

Egal wie sehr mein Körper gerade schmerzt oder wie intensiv die gesamte Situation ist, das hier war notwendig.

Schon damals hätte er total ausrasten sollen. Statt Jimin hätte er über mir sein sollen. Wir haben jahrelang diesen Konflikt mit uns geschleppt.

Ein tiefer Atemzug von ihm, stoppt meine Gedanken.

„ Loyalität." sagt er ruhig und ich spanne meinen gesamten Körper an.
„Es ist eine Lebenseinstellung. Ein einziges Wort, dass eine noch größere Bedeutung nicht haben könnte. Ihr seid meine Familie. Du weißt und du wusstest auch damals, dass ich außer euch nichts habe." 
Er hört auf zu sprechen und beisst sich auf die Unterlippe und sieht kurz von mir weg.
„Wie kannst du also auf allem was mir wichtig ist und damals war, herumtrampeln ?  Loyalität, Familie und meine Gefühle? Wie konntest du alles so mit Füßen treten?" er schreit nicht, er rastet nicht aus und das sorgt dafür, das seine Worte mir unter die Haut gehen.
Seine Worte sind ehrlich und deswegen, verdient er auch eine ehrliche Antwort von mir.

„Das erste Mal als Rachel mir näher gekommen ist, war es mitten in der Nacht in unsere damaligen Küche."

In diesem Moment, nehme ich ihn mit.
Ich nehme ihn mit, zu der verdammten Affäre.
Ich nehme ihn mit, in meinen emotionalen Zustand und ich sehe an seinem Gesichtsausdruck, dass er innerlich förmlich stirbt.  Doch er presst seine Lippen fest aufeinander. Er will es hören. Vielleicht hat er sich all die Zeit, verschiedene Szenarien ausgemalt. Wusste aber nie wie es wirklich war.

„Sie muss gemerkt haben, dass ich angefangen habe weniger zu lachen, weniger zu reden, weniger zu schlafen. Keine von uns war damals zufrieden mit unserem Leben. Alles war schwierig. Du weißt es selbst, jeder war stärker und besser als wir es waren. Sie muss gemerkt haben, dass ich es brauchen das jemand mir das Gefühl gibt, das ich gebraucht werde. Unsere Freundschaft war immer extrem wichtig aber du weißt wie es ist wenn eine Frau einem Nähe schenkt. Es ist anderes. Ich habe sie nicht geliebt. Nie. Ich habe sie ausgenutzt und sie mich. Sie hatte dich aber gleichzeitig war sie diese gierige Frau die gefühlt jeden wollte, weil jeder ihr was anderes gegeben hat. Rachel jetzt ist die Rachel von früher, sie hat sich nicht geändert."

Mit jedem Wort, fällt mir ein Gewicht von den Schultern und deswegen spreche ich weiter.

„ Die Euphorie verschwand schnell. Doch wir waren in dieser Routine gefangen. Jeder geht schlafen und wir treffen uns. Fast jeden Abend. Sie war süchtig nach diesem Spiel. Begehrt werden. Zwei Männer gleichzeitig haben. Rachel war glücklich aber ich nicht. Als es dann nicht mehr ging, ist es eskaliert. Unser Job, deine Liebe und Zuneigung ihr gegenüber , einfach alles. Sie wusste das sie gehen muss und ich wusste, dass sie mir die Trümmern unserer Taten hinterlassen hat. Danach wusste ich nicht mehr wer ich war, was ich wollte und was ich tun soll. Ihr habt getrunken und gefeiert weil unsere Geschäftsidee erfolgreich war aber ich habe getrunken um das alles zu vergessen."

Mein Herz schlägt schneller und ich sehe Jungkook seine Hände zu Fäusten geballt hat und auf die Decke drückt.

Sein Blick ist fest auf mich gerichtet und er scheint nicht mal zu blinzeln.

„Damals als wir Alice zum ersten Mal gesehen haben, hat es nicht nur dir den Atem geraubt. Du hast in Alice die Frau gesehen, die dich einfach verlassen hat und ich habe in Alice die Betrügerin, Lügnerin und die Frau gesehen, die ich so sehr hasse. Die Frau, die bei mir die richtige Knöpfe gedrückt hat, damit ich meinem besten Freund, in den Rücken gefallen bin. Ich war nicht ich selbst Jungkook, ich war bis vor kurzem nicht ich selbst. Ich habe Hailey gegen ihren Willen unter mich gepinnt und...und genommen.. Sie verdient das alles hier nicht..." als ich das laut ausspreche, ist es so als würde mein innerer Dämon, gegen meinen Brustkorb schlagen und mich anschreien. Er will nicht das man Dinge über ihn erfährt aber Jungkook muss es wissen.

Er muss wissen, wie verkorkst und schwierig ich bin und sogar der Frau, der mich wieder fühlen lässt und die ich so sehr Liebe, Schaden zugefügt habe.

„Ich will aber nicht mehr so sein. Ich kann nicht mehr. Es reicht mir damit, den Menschen die ich Liebe und die mir so viel bedeuten, Schmerzen zuzufügen."

Meine Augen füllen sich mich Tränen aber auch ich wende meinen Blick nicht von ihm ab.

„Ich habe Hoffnung. Lass es mich beweisen. Ich will es euch allen beweisen. Und wenn ich je wieder, dir oder den anderen ein Messer in den Rücken ramme, bring mich um. Ich will das du mir deine Waffe auf mein Herz richtest und abdrückst."

Eine Träne verlässt meine Wange und ich atme schneller. Es tut gut ihm das alles zu erzählen aber gleichzeitig habe ich Angst. Angst davor das er noch wütender ist als zuvor.

Sein starrer Blick ist beunruhigend und ich kann nicht einschätzen, ob er nicht  doch lieber jetzt mir seine Waffe an die Brust drücken möchte.

„Wir werden sie umbringen." sagt er und seine Stimme ist wie die Stimme des Teufels persönlich.
„Sie wird sterben. Erwarte von mir nicht das alles wie früher wird aber ich..." er schließt kurz die Augen.
„Werde es versuchen. Denk aber daran, ich weiß nicht wann und wie meine Dämonen seinen Frust noch weiter rauslassen werden."

Er tritt meine Hoffnungen nicht mit Füßen. Jungkook sagt mehr als ich mir je erhofft hätte. Und jetzt haben wir ein Ziel, wir werden Rachel aus dieser Welt schaffen. Solange sie nämlich noch in unserer Nähe und auf dieser Welt ist, ist sie in der Lage noch mehr kaputt zu machen .

Er wird seine Dämonen nicht immer kontrollieren können aber ich bin der Letzte der ihn deshalb verurteilen darf.

„Ich brauche Zeit." fügt er noch leise hinzu und ich weiß was er meint; er braucht Zeit um mir  zu verzeihen. 

Damit schenkt er mir mehr als ich mir erträumt hätte.

„Danke." sage ich leise und wieder rollt eine Träne über meine Wange.