England

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Ella PoV

Ich sehe mich vor dem Spiegel. Zum ersten Mal bin ich richtig angezogen. Ich trage eine enge schwarze Lederhose, sie klebt wie eine zweite Haut an mir. Dazu ein schwarzes enges langarmiges Oberteil und eine kurze Lederjacke. Ich band meine pechschwarzen Haaren zu einem hohen Zopf. Meine Augen waren müde. Ob ich aufgeregt bin, jemanden zu töten? Kaum. Es ist mir mittlerweile gleichgültig. Ladek hat mich seit diesem Zeitpunkt genaustens beobachtet. Ich werde es durchziehen und er soll mir dabei zusehen.

Ich sehe Ladek in den Spiegel.

„Was ist mit meiner Familie? Hast du ihnen den Brief überreicht?"

"Ja und sie sind einverstanden. Ich habe sie direkt in einem Flieger zum meinem Landhaus in England gesetzt"

In dem Brief habe ich geschildert, dass ich an Ladek weiterverkauft worden bin und dass er so großzügig sei, meine Familie mitzunehmen. Meine Brüder werden dort ein Internat besuchen. Es gefiel mir nicht, dass Ladek die Kontrolle über meine Familie hatte. Ich musste ihn als gutherzig und liebevoll beschreiben. Damit der Plan funktioniert. Heute Nacht hat das alles ein Ende und gleichzeitig wird es ein schrecklicher Neuanfang.

Er trat näher. "Wenn du meinst, irgendeinen Mist zu bauen und zu denken, die Medici zu retten, wird deine Familie getötet". "Nur, dass wir uns nicht missverstehen, meine Schöne".

Ich schluckte. Ich habs verstanden.

Mir ist ebenfalls klar, dass ich die Familie Medici komplett zerstören werde. Alexandro ist der Kopf dieser Familie und ich erschieße ihn. Und ebenfalls weiß ich, dass ich Jacob verlieren werde. Er kann nicht mit der Frau zusammen sein, die sein Vater umgebracht hat. Ladek wollte mich und Jacob zerstören und es funktioniert. Er will mich in die Knie zwingen.

„Hier", rieß er mich aus meinen Gedanken.
Er zeigte mir die Pistole und reichte sie mir.

„Wann geht es los?", fragte ich ihn.

„Wann du immer bereit bist", lächelte er mich mit seinen blitzweißen Zähnen an.

Ich nahm sie entschlossen zu mir. Überraschenderweise hatte ich keine Angst. Denn ich weiß mittlerweile für wen ich lebe, für meine Familie. Ich werde sie nicht im Stich lassen, wie es mein Vater eins tat. Dafür hasste ich ihn. Wenn man schon nicht für sich selbst leben kann, dann kann man auch sein Leben für die Familie opfern.

Ich berührte die Pistole. „Wie bin ich mir sicher, dass die Medici mich nicht verfolgen werden? Mich gar töten werden?", fragte ich ihn.

„Nach deiner Tat wirst du aus dem Raum gehen und meine Männer und ich bringen dich zum meinem Privatjet. Mit meinem Privatjet werden wir nach England fliegen, und dort ein neues Leben beginnen".

Keine Ahnung wie dieses Leben aussehen mag...

„Was ist mit Cassandra, sie weiß wohin wir wollen"

„Um sie habe ich mich schon gekümmert. Mach dir keine Sorgen".

Ob er sie getötet hat?

Ich nickte. Ob ich ihn vertrauen kann? Hatte ich eine andere Wahl?

„Los gehts", flüstere ich und verließ zum ersten Mal den Raum. Ich war keine Gefangene mehr sondern bin nun eine von ihnen.

Ich lief durch den Flur. Tausende Erinnerungen kamen hoch. Wie Alessia und ich, den Boden wischten mussten, wie wir dabei lachten und heimlich den Streit zwischen den Medicis lauschten. Eine Träne fiel.
Ich wischte sie schnell ab.
Schneller lief ich zu dem Festsaal.

Zwei Wachmänner standen davor und machten mir direkt Platz.

Ich darf Jacob nicht in die Augen schauen. Einfach durchziehen. Die einzigen, die du vor Augen haben musst, ist deine Familie.

Ich atmete tief ein und betrat den Raum.
Die Medici schauten nach oben. Ich schaute mich im Raum um. Sie schauten alle verwirrt.
„Oh Gott Ella, zum Glück geht es dir gut", hörte ich Alessia rufen, die zu mir kommen wollte, aber von einem Wachmann gehindert wird.

Bring es hinter dir.

Sie hat eine Pistole", stellte Angelos fest.

Und direkt neben ihn erblickte ich Alexandro, fest mit seiner Frau umschlungen.

„Nehmen Sie Maria von ihm weg", befahl ich dem Wachmann. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Ladek mich beobachtete.

Der Wachmann gehorchte.

Marie schrie: „Lass mich los! Was macht ihr? Ella was tust du? Hör auf damit! Leg die verdammte Waffe weg".

„Beruhig dich, Maria. Es wird alles Gut", versuchten die einzelnen Familienmitglieder sie zu beruhigen.

„Sie wird schon nichts tun. Sie ist ein Kind, ein Mädchen, eine Hure", erwidert Angelos abfällig.

Ich schoss die Vase, die direkt neben ihm stand und ihn um 1 cm verfehlte.

„Ich glaube, du hast den Ernst der Lage noch nicht verstanden. Bastard", wendete ich mich Angelos zu.

Ich wollte Jacob nicht sehen und doch spürte ich seinen Blick auf mir ruhen.

„Ihr werdet heute alle frei sein. Es wird ein Ende haben. Doch einer muss sterben", versuche ich mich zu erklären und richtete meine Waffe auf Alexandro.

„Nein, Ella, tust nicht", schrie Marie wild und versuchte sich von dem Wachmann zu befreien, indem sie ihn kratzte und auf ihn schlug.

„Bitte Ella tu es nicht", hörte ich Jacobs Stimme hinter mir.

Und dann schoss ich. Auf Alexandro. Auf seinem Vater. Mitten ins Herz.

Alle fingen an zu schreien und zu weinen. Und ich drehte mich um, sah Jacobs Gesicht mit Blutergüssen und Kratzen überschüttet. Er sah aus wie ein kleiner Junge, den man zerbrochen hat.

Wir beide sind zerbrochen worden.

„Wir werden uns wieder sehen", flüsterte ich, eher zu mir selbst, als zu ihm.
Und dann ging ich aus der Tür, dicht gefolgt von Ladek und seinen Wachmännern. Die Medici werden dann später befreit werden.

Wir gingen raus zum Hof, der Privatjet war vorbereitet. Ich setzte mich rein und Ladek flog es. Es waren mehrere Jets vorhanden, wo die anderen Wachmänner untergekommen sind.

Wir hebten ab. Als wir über den Boden waren, fing ich an zu weinen. Ladek sah mich, aber sagte nichts. Das war der letzte Tag, an dem ich weinte.

„Freu dich auf deine Familie", versuchte er mich wirklich aufzumuntern.

Die modernen Medicis.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt